Nach drei Folgen purer Langeweile meldet sich "Curvy Supermodel" zurück. Und in der jüngsten Ausgabe hält auch endlich eine Spur Trash-TV Einzug. Kein Wunder, schliesslich probiert man sich gleich in der Königsdisziplin – dem grossen Umstyling. Und hier gilt: nachdenken verboten.

Christian Vock
Eine Kritik

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Es gibt ja so einige Dinge, die man sich getrost hätte sparen können. Raumspray mit Hühnersuppenduft zum Beispiel. Oder den vierten Teil von "Indiana Jones". Seit kurzem liefert nun auch RTL2 seinen Beitrag zu den unnötigen Dingen dieser Welt.

Die ersten drei Folgen von "Curvy Supermodel" glichen sich nicht nur wie ein Laufsteg dem anderen, auch in puncto Spannung unterboten sich die bisherigen Ausgaben gegenseitig. Unter Unterhaltungsshows geht das Gerücht um, dass sich sogar die Langeweile für die ersten drei Folgen "Curvy Supermodel" geschämt hat.

Bei den Verantwortlichen der Show sieht man das ein bisschen anders: "Drei Wochen voller Überraschungen, Emotionen und Lebensfreude", ist sich der Off-Sprecher nicht zu schade, dem Zuschauer gleich zu Beginn von Folge vier ins Gesicht zu lügen.

Feiert eure Kurven!

Nun aber sollte alles besser werden: "Wir haben noch 17 Kandidatinnen übrig, jetzt geht eigentlich erst die Ausbildung los", erklärt Juror Jan Kralitschka und Kollegin Angelina Kirsch ergänzt: "Ihr ahnt es vielleicht: Das grosse Umstyling steht an."

Das grosse Umstyling also. Lassen wir uns einfach einmal nicht von der Tatsache ablenken, dass es eigentlich nur "das Umstyling" heissen müsste, denn ein kleines Umstyling gibt es ja gar nicht. Aber alleine der Begriff "das grosse Umstyling" sorgt bei den Kandidatinnen schon für wohlige Gänsehaut und Schwitzehände gleichermassen.

Was in der normalen Welt einfach Friseurbesuch heisst, bedeutet in der Welt der Model-Castingsshows nämlich den ersten Schritt zur Weltkarriere. Was sind schon ein kleiner Eingriff am Pony oder eine Rottönung gegen ein Leben voller Glanz und Glamour?

Vor allem aber verspricht das grosse Umstyling allen Trash-TV-Liebhabern die erhoffte Portion Gaga-Fernsehen. Und hier liefert "Curvy Supermodel" endlich ab: "Wir drehen einen Werbespot und das Thema lautet: Feiert eure Kurven!", leitet Jana Ina Zarrella das nun Folgende etwas nebulös ein.

Was Frau Zarrella damit meint: Jede Kandidatin soll sich eine "Wohlfühl-Message" für den Werbespot ausdenken. Das müssen die Damen aber nicht alleine machen. Angelina Kirsch zum Beispiel schlägt Kandidatin Vera, die 14 Jahre Essstörungen hinter sich hat, folgendes Motto vor: "Früher habe ich mich trotz meiner Kurven geliebt, heute liebe ich mich wegen meiner Kurven."

Andy geht freiwillig

Und was macht man, wenn man sich gerade richtig doll liebt, so wie man aussieht? Genau, man verändert erst einmal sein Aussehen. Und damit Auftritt: grosses Umstyling.

Dafür hat sich die Produktionsfirma überlegt, die Spannung langsam zu steigern. Hier ein paar Tränen, dort ein paar Bedenken, bis dann schliesslich Andy den ersten Höhepunkt setzt.

Die Tänzerin aus Hamburg mit den langen blonden Haaren soll nämlich einen brünetten Look mit kürzeren Haaren bekommen. Erst mal kein grosses Ding, für Andy aber der Anstoss, die eigene Karriere noch einmal zu überdenken. Ihr Fazit: "Ich find mich schön, wie ich bin. Ich bin vom Herzen gern Tänzerin. Deshalb hört die Reise hier für mich auf."

Damit wäre also die Rolle der Vernünftigen vergeben. Für eine Model-Castingshow braucht es aber unbedingt noch die Zicke. Dafür hat sich RTL2 die 17-jährige Schulamit ausgesucht und baut sie in Folge vier vorsichtig als Bad Girl auf.

Bereits beim Werbespot wagt es die Schülerin auf einmal, selbständig zu denken, was den Psychologen Dr. Jan Kralitschka sofort zu folgender Diagnose führt: "Ich weiss, womit Schulamit ein Problem hat: mit Autorität. Sie hinterfragt alles."

Böse Schulamit, böse Schulamit!

Dass sich unter den Kandidatinnen jemand befindet, der Sachen hinterfragt, dringt auch zu Chef-Jurorin Angelina Kirsch durch. Und die lässt sich das nicht gefallen: "Schulamit, du warst diejenige, die die Stimmung richtig gesprengt hat", sprengt Angelina Kirsch die Stimmung aber mal so richtig.

Schulamit kommt aber trotzdem weiter und darf beim grossen Umstyling an ihrer Rolle als Zicke weiter feilen. Als ihr die blonden Haare gekürzt und dunkel gefärbt werden, wagt die Stuttgarterin tatsächlich, das Ergebnis nicht sofort umwerfend zu finden: "Ich find's krass, aber das bin nicht mehr ich."

Jan Kralitschka ist das aber erst einmal egal, denn im direkten Anschluss muss Schulamit zum Porträt-Shooting und macht dort wieder alles falsch, denn wenige Minuten nach dem Frisurenschock ist sie tatsächlich noch nicht in Foto-Stimmung. Für Jan Kralitschka ein Unding: "Wohlfühlen kann man sich nicht, wenn man sich ständig kritisch hinterfragt", kritisiert der Juror erneut das Übermass an eigenen Gedanken.

Für Dr. Kralitschka ist klar: "Ich glaub, sie ist unsicher." Schulamit hingegen hat eine andere Erklärung: "Ich hätte mir gewünscht, ich hätte kurz Zeit für mich gehabt."

Die haben auf jeden Fall die Kandidatinnen, die in Folge vier freiwillig oder unfreiwillig gehen mussten. Wenn sie bei "Curvy Supermodel" gut aufgepasst haben, werden sie die freie Zeit hoffentlich nicht mit Nachdenken verbringen.

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