Designer Harald Glööckler meldet sich zurück mit einer neuen TV-Show: "Curvy Supermodel" auf RTL II soll den Gegenentwurf zu den Hungerhaken bei "Germany's next Topmodel" darstellen. Im Interview mit unserer Redaktion wettert Glööckler gegen die engstirnige Modewelt, Sophia Thomallas umstrittene Warnung an beleibte Frauen sieht er aber gelassen.
Sie haben sich in letzter Zeit aus dem TV zurückgezogen, nun sind sie aber mit "Curvy Supermodel" zurück. Warum genau mit diesem Format?
Erstens war ich einer der Ersten, der überhaupt kurvige Models hatte: die Weather Girls und Chaka Khan, sie war damals auch curvy. Seit fast 30 Jahren mache ich Mode für kurvige Model. Vor Kurzem fiel mir ein, dass ich mit sechs Jahren mein erstes Kleid entworfen habe. Das war eine Grösse 46
Zweitens höre ich seit Längerem die Frage, wann ich wieder in einer Jury zu sehen bin. Jetzt ist dafür der Zeitpunkt gekommen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich hinsetzen kann, ohne mich gross verbiegen zu müssen. Das ist die richtige Show für mich und ich der richtige Protagonist dafür.
Ich finde es wichtig, dass es solch ein Format gibt. Es gibt auch Frauen, die keine Grösse 34, dafür aber Kurven und Formen haben. Curvy ist in.
"Curvy Supermodel" setzt nur auf fülligere Frauen. Warum lassen Sie nicht Frauen von dünn bis dick mitmachen?
Wir wollten bewusst eine Show nur für curvy Models. Diese Modewelt ist ein eigener Kosmos. Wir wollen diesen den Menschen näherbringen. Ich finde wichtig, dass man sich spezialisiert. Dünnere
Frauen haben seit Jahren ihre Show. Aber es stimmt, eigentlich müsste man nicht trennen. Es wäre für die Damen jedoch nicht förderlich mit Grösse-36-Frauen in Konkurrenz zu stehen. Sonst hätten sich viele gar nicht getraut. Sie wären gehemmt, wenn neben ihnen Frauen stehen, welche die vermeintlich perfekte Figur haben.
Befürchten Sie nicht, dass die Fokussierung auf dickere Frauen gerade auf einem eher trashigen Sender wie RTL II als eine Art Freakshow wahrgenommen werden könnte?
Die Freaks sind die, die kräftigere Menschen als Freaks darstellen. Mich hat man auch schon so bezeichnet. Aber das finde ich immer noch besser als ein Spiesser zu sein. Sie können hundert Leute fragen: Die einen finden sie toll, die anderen nicht toll. Wichtig ist, dass eine Reaktion kommt. Schlimm wird es, wenn man so langweilig ist, dass man alleine zu Hause sitzt und keiner über einen spricht.
Sollte es wirklich so sein, dass die Show als Freakshow bezeichnet wird, tun mir diese Leute leid. Das wäre sowas von oberflächlich. Oberflächlichkeit ist ohnehin eine der Krankheiten unserer Zeit. Viele Menschen haben gar keine Empathie mehr, hören einem nicht mehr zu, weil sie nur mit sich beschäftigt sind. Wir wollen in eine Bresche schlagen, wodurch die Leute merken: "Hoppla, das hätte ich jetzt nicht gedacht, das ist ja toll." Oder vielleicht sagen sie auch: "Das ist jetzt nicht meins, ich bin schlank und möchte es auch bleiben. Aber man kann auch mit einer Grösse 46 sexy sein."
"Germany’s next Topmodel" geht nächstes Jahr bereits in die 12. Staffel. Warum hat es über zehn Jahre gedauert, bis es auch eine Show für kurvige Models gibt?
Der Modemarkt war dafür nicht offen. Er öffnet sich jetzt gezwungenermassen, weil man damit Geld machen kann. Ich arbeite schon so lange mit kurvigen Models, viele Modemacher wollten aber keine Kleidung über der Grösse 42 machen. Sie hatten Angst vor Neuem.
Dabei ist Angst und Stillstand der Tod jedes Geschäfts. Da knallt es im Moment an allen Ecken und Enden, weil sie nicht die Zeichen der Zeit erkannt haben. Wenn ich nicht erkenne, dass über 50 Prozent der Deutschen übergewichtig sind, dann brauche ich mich nicht wundern, wenn das Schiff untergeht. Ich musste mir Einiges anhören wegen meiner Mode für fülligere Frauen. Das sei ultrapeinlich, wie man nur solch eine Mode machen kann. Komischerweise sind genau diese Designer heute nicht mehr da.
Ein Beispiel: Wenn Sie sich einen Maler nach Hause holen. Soll er so tapezieren, wie Sie es haben wollen oder wie er es haben will? So ist das bei der Mode auch. Kräftige Frauen wollen ebenfalls sexy sein. Ich habe einen String gemacht bis Grösse 56. Da gab es dann Aufregung, wie ich so etwas nur entwerfen könne. Was ist furchtbar daran? Die Dame, die den String tragen möchte, soll ihn tragen. Und auch der Mann, der sie sexy findet, freut sich darüber. Die grossen Grössen waren übrigens die ersten, die ausverkauft waren.
Nein. Ich bin der Meinung: leben und leben lassen. Das kann man nicht verallgemeinern. Es gibt Menschen, die sind per se kräftiger und rundum gesund. Da kann ich nicht sagen: aufpassen! Ich seziere Menschen nicht, ich akzeptiere sie so wie sie sind. Gesundheitlich muss sie ein Arzt untersuchen.
Hegen Sie Groll gegen Sophia Thomalla wegen ihrer Aussagen?
Warum sollte ich einen Groll gegen sie hegen? Sie hat ihre Meinung gesagt, ich habe eine andere. Ansonsten ist sie eine hinreissende, junge Dame. Ich bin mir auch sicher, dass sie das nicht böse gemeint hat. Man muss aber sehr vorsichtig mit solchen Aussagen sein. Menschen kann man schnell verletzen.
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