Am Samstagabend erinnerte das ZDF an die grosse Unterhaltungsshow der 1970er und 1980er Jahre "Dalli Dalli" und ihren Macher Hans Rosenthal. Solche Jubiläumssendungen können gerne einmal zu einer zähen Veranstaltung werden, doch nicht die "Dalli Dallli"-Show. Weil sie das machte, was Hans Rosenthal am wichtigsten war: gute Fernsehunterhaltung.
Es dauerte gerade einmal 15 Minuten bis Moderator
"Hab' ich das richtig gehört, dass ihr das ganz gut fandet und mich zum ersten Mal in die grosse Verlegenheit bringt, dass ich diesen Sprung machen muss?", fragt Kerner rhetorisch in die Kulissen, stellt sich in Position mit einem "Ihr seid der Meinung: Das war spitze!", springt aus den Knien ein paar Dezimeter in die Höhe, bis ihn die Kamera in der Hans-Rosenthal-Gedächtnis-Haltung festhält.
Wer bis hierhin nur "Johannes B. Kerner" verstanden hat, und vielleicht noch nicht einmal das, der ist höchstwahrscheinlich erst nach 1980 geboren und hat besagte Szene nur beim Durchzappen gesehen – wahrscheinlich aber gar nicht. Alle anderen dürften das Geschehen hingegen mit einem zufriedenen Nostalgie-Grinsen wahrgenommen und sich ein bisschen gefreut haben – und das aus mehreren Gründen.
"Dalli Dalli"- Jubiläumsshow: Die Mischung stimmt
Zum einen natürlich, weil sie diese Szene noch aus ihrer Kindheit kennen, als die Programmauswahl im Fernsehen diesen Namen noch gar nicht verdiente und es noch so etwas wie Badetage gab, an dessen Enden man sich abends um den Fernseher versammelt und 90 Minuten lang konzentriert mitverfolgt hat, wie Prominente bei "Dalli Dalli" skurrile Spielchen machen und Moderator Hans Rosenthal jenen Markenzeichen-Sprung vollführt, wenn eines dieser Spielchen mit ganz besonderer Hingabe gespielt wurde.
Zum anderen dürften sich die Zuschauer bei dieser Szene gefreut haben, denn bereits nach 15 Minuten konnte man merken, dass es bei dieser Show, die das 50 jährige Jubiläum von "Dalli Dalli" würdigen sollte, in die richtige Richtung lief. Jubiläumsshows, das zeigt die Vergangenheit, können nämlich gerne einmal schiefgehen. Meist, weil man sich in zu vielen "Weisst du noch"-Momenten, Rückblenden und Endlos-Gerede verliert und vergisst, dass das Ganze ja auch noch ein bisschen Spass machen soll.
Ganz anders bei der Jubiläumsshow "50 Jahre Dalli Dalli". Hier hatte man als Zuschauer stets das Gefühl, dass die Mischung passt aus kurzen Erinnerungsmomenten und langen Unterhaltungsshow-Elementen. Das beginnt mit der Kulisse, die der von "Dalli Dalli" nachempfunden ist, aber trotzdem sehr dezent modernisiert wurde. So erkannte man sehr vieles wieder, ohne sich wie auf einem Fernsehfriedhof zu fühlen.
"50 Jahre Dalli Dalli": Unaufdringliche Nostalgie
Mit dieser modernen Retro-Kulisse war der Rahmen der Show gesteckt, die dann von Moderator Johannes B. Kerner und seinen prominenten Gästen mit einer XXL-Ausgabe von "Dalli Dalli" und vielen schönen Details zum Leben erweckt wurde. Zum Beispiel mit aufwendigen und kreativen Spielen.
Für die hatte sich Johannes B. Kerner eine ganze Fussballmannschaft an Promis eingeladen: Jürgen von der Lippe, Michael Mittermeier, Harald Krassnitzer, Laura Wontorra, Malaika Mihambo,
So mussten beispielsweise Cornelia Poletto und Johann Lafer bei einem Spiel Begriffe auf die Frage liefern, was sie alles tun, wenn sie sich abreagieren. Das taten sie auch und im Anschluss zeigte ihnen Kerner einen Ausschnitt aus dem Jahr 1973, als Hans Clarin und Karl Lieffen exakt dieselbe Frage beantworten mussten. Das war eine nette Idee, die Brücke zur Vergangenheit zu schlagen, ohne aufdringlich nostalgisch zu werden.
Hans Rosenthal: Unterhaltung an erster Stelle
Da gleiche gilt für die anderen Ideen, bedächtig die Vergangenheit ins Boot zu holen. Zum Beispiel, als man das durch Corona fehlende Publikum nicht nur einfach durch Klatschen vom Band ersetzte, sondern dazu das applaudierende Publikum von damals einblendete. Moderne Nostalgie, wenn man so will. Zu der gehörte auch, dass Kerner Gerd Rosenthal, den Sohn des verstorbenen Hans Rosenthal ebenso einlud wie dessen Assistentin Monika Sundermann, die beide ein bisschen von früher erzählen durften.
Das waren gute Gelegenheiten, den kreativen Kopf und das Gesicht der Show, Hans Rosenthal, zu ehren, die bessere Gelegenheit waren aber die Spiele, die denen von damals in puncto Kreativität in nichts nachstanden. Und als wäre das nicht Ehrerbietung genug, baute man in ein Spiel, bei dem man eine Münze in einen Riesenpuzzleautomaten einwerfen musste, noch eine kleine Besonderheit ein, denn natürlich musste die Münze ein Rosen-Thaler sein.
Und so stand am Ende eine launig moderierte Show mit den Siegerinnen
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