Wer sich schon auf das grosse Scheitern von etwa Walter "Schoko" Schachner und Otto "Ich immer arbeiten, er immer fleissig" Retzer gefreut hatte, wurde enttäuscht. In der zweiten "Dancing Stars"-Folge war Damentag. Aber ein bisserl Scheitern geht immer.

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Da der Kollege, der zuletzt über die erste Folge von "Dancing Stars" berichtete, gestern ganz plötzlich, ich glaub', eitrige Gallensteine mit akuter Speiseröhren-Zerrung und bösartigen Varizen an den hinteren Ohrlapperln aufgerissen hat, musste halt ich ran. Na gut, dann eben das mit dem Tanzen und den C-Promis. Ein Sackerl Chips, ein "Michael Häupl"-Rückzugsspritzwein und eine kurze präventive Links-Rechts-Watschn, um in den folgenden 90 Minuten nicht wegzuknacken. Heute zappeln also nur Damen? Da wird das Scheitern nicht so gewaltig sein. Aber wie gesagt, ein bisserl was geht immer.

Diese malle pumperness: Quo vadis, Dancing Stars?

Nach der Signation, einer Art Intro und einem Freestyle-Gruppentanz der Herren, die zusammen eine gefühlte Dreiviertelstunde gedauert haben, sind erst acht Minuten vergangen. Und die waren wirklich hart, was einen wiederum optimistisch in die ganz nahe Zukunft blicken lässt: Schlimmer kann's eigentlich fast nicht werden.

Nicht verborgen bleibt mir natürlich, dass unter den Teilnehmern der 11. "Dancing Stars"-Staffel nicht weniger als drei ORF-Leute zu finden sind – Wetterfee Eser Ari-Akbaba, Moderator Manfred Ferdiny und FM4-Moderatorin Riem Higazi. Wenn sich dieser Trend auswächst, tanzen sie bei der fuffzehnten Staffel vermutlich ausschliesslich mit "Am dam des"-Moderatoren an. Ah, da schau her, der Lebenskamerad von der Glawischnig Eva tänzelt da auch lustig durch die Gegend, während die arme Gattin gerade… wurscht.

Es geht los, und der Ungar setzt noch auf Beisskorb

Dann der erste Tanz eines Paares. Ann Milva Gomes – die Niederländerin kommt vom Musical, und für ihren Job brauche man eine "bekloppte Persönlichkeit" – legt mit ihrem Tanzlehrer Thomas Kraml zur Musik von "Blue Velvet" einen Langsamen Walzer aufs Parkett, der ambitioniert war und auch der Jury gefallen hat. "Schön euch zuzusehen", meinte etwa Jury-Urgestein Nicole Hansen. Sogar der in der Jury sitzende ungarische Ex-Tanzbär mit dem ausgeprägten Beissreflex, Balázs Ekker, stellte dem Dargebotenen einen positiven Befund aus ("Du kannst tanzen, das war ein schöner Walzer!"). Von der Jury gab's satte 30 Punkte.

Die nächste Dame, die von einem Profi über das Parkett gezerrt wurde, war Kabarettistin und Schauspielerin Monika Weinzettl – bekannt vor allem als "Frau Knackal" aus der Fernsehserie "MA 2412". Sie punktete bereits im Vorfeld ihrer Performance mit einem selbstkritischen "Es ist relativ viel Knackal in mir". Für ihren zackigen Cha-Cha-Cha, den sie dann mit Tanzpartner Florian Gschaider zur Mucke von Jackos "Billie Jean" auf den Boden knallte, erntete die bald 50-Jährige, die man zuvor ins kleine Silberschwarze genäht hatte, immerhin 25 Punkte. "Hat mir sehr gut gefallen", meinte Juror Dirk Heidemann, während Karina Sarkissova sich "etwas mehr Flirtfaktor" von der Performance erwartet hätte, zuvor der Weinzettl aber noch ein "Sie sind das Sexsymbol des Landes" rüberschob.

Richtig, hab ich ganz vergessen, dass da kürzlich 99,9 Prozent der Österreicher im Zuge einer landesweiten geheimen Wahl die Weinzettl zum "Sexsymbol des Landes" gewählt hatten. Für sie und den besten Tänzer aller Zeiten, Florian Gschaider, gab's insgesamt 25 Punkte.

"Die erste Gänsehaut dieser Staffel"

Zwei Punkte weniger erhielt das nächste Paar von der Jury, FM4-Moderatorin Riem Higazi und Dimitar "Mitko" Stefanin, das zu Metallicas "Nothing Else Matters" einen langsamen Walzer darbot. Was man schon sagen muss: So bezaubernd wie die in Kairo geborene und im Waldviertel und in Kanada aufgewachsene Moderatorin, deren Stimme für den FM4-Station-Claim "You're at Home, Baby" verantwortlich zeichnet, war keine andere an diesem Abend. Ihr Auftritt gefiel auch der Jury: "Sie haben bei mir die erste Gänsehaut dieser Staffel ausgelöst", meinte etwa Karina Sarkissova. Auch Riem, die im Training mitunter verzweifelte und mit ihrem Profi-Tanzpartner regelrecht Mitleid hatte ("Du hast die Arschkarte gezogen, Dimitar!"), war mehr als zufrieden: "Einer der coolsten Momente meines ganzen Lebens", meinte sie. Die war lieb.

Der Sizilianer steht nicht sonderlich auf den Ungarn

Nach der Performance von ORF-Wetterfee Eser Ari-Akbaba und ihrem sizilianischen Tanzpartner Danilo Campis – die beiden tanzten zu "I Gotta Feeling" von den "Black Eyed Peas" einen Cha-Cha-Cha – zeigte sich der Ungar in der Jury enttäuscht: "Von dir würde man erwarten, dass du temperamentvoll über die Bühne fegst. Von dem war leider nicht viel zu sehen", so Balázs Ekker zu Ari-Akbaba.

Danach war nicht zu übersehen, dass der Sizilianer an der Seite der Austrotürkin dem Ungarn am liebsten eine Verkehrte gezündet hätte. Mein persönliches Highlight der Sendung, jetzt wurde es erst richtig gemütlich. Oder anders: ich liebe "Dancing Stars". Magere 16 Punkt gab's für Eser Ari-Akbaba und Danilo Campis, wobei der Ungar lediglich zwei Punkte beisteuerte.

Das "Dancing Stars"-Leben ist kein Stangenwald

Gerade neigte sich der dritte "Michael Häupl"-Gedächtnisspritzwein dem Ende zu, da tanzte auch schon das letzte Paar an – Skifahrerin Nicole Hosp und Willy Gabalier, der sympathische Bruder des bekannten Volkskoffers. Wer Hosp schon länger kennt und weiss, wie sie sich einst elegant durch den Stangenwald geschoben hatte, musste gestern ein wenig traurig werden. Ja, es wirkte ein bisschen so, als ob man der Hosp Niki im Vorfeld ihres Langsamen Walzers zur Nummer "Natural Woman" zwei Ölfässer an die Sohlen getackert hätte. Extrem graziös war das nicht, so ehrlich muss man sein. Teilen der Jury gefiel es aber zu meiner Überraschung: "Sehr elegant und sehr romantisch", meinte etwa Nicole Hansen. 17 Punkte gab's für die beiden.

So hypertroph und langatmig der Beginn der zweiten Folge von "Dancing Stars" auch war, so jäh endete das Ding dann gestern. Nicole Hosp schnallte ihre Ski ab, die Wertungen der Jury wurden noch einmal verlesen und der Verfasser dieser Zeilen schaltete den Fernseher aus. Bleibt nur mehr zu hoffen, dass der Kollege bald gesund wird. Leider können Varizen hinter den Ohrlapperln halt manchmal ganz schön hartnäckig sein.

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