Kaum ein Film wurde in letzter Zeit so verrissen wie "Diana". Dennoch hat Regisseur Oliver Hirschbiegel noch nicht die Lust verloren, seinen Streifen zu verteidigen. Im Interview äussert er sich offen zu schlechter Presse und dem Wunsch, die ganz grosse Liebesgeschichte auf die Leinwand zu bringen.
Herr Hirschbiegel, es gibt diesen Spruch: "Lieber schlechte Kritiken als gar keine PR." Sehen Sie das nach Ihren Erfahrungen mit "Diana" in England auch noch so?
Oliver Hirschbiegel: Ja, selbstverständlich. Ich habe dieselbe Erfahrung ja letztlich auch hier in Deutschland mit "Der Untergang" gemacht. Geärgert hat mich, dass in England keine Kontroverse stattgefunden hat, sondern dass es eher polemisch, fast schon hysterisch gleichgesteuert war. Das ist für einen Filmemacher schade, denn man möchte ja, dass über den Film tatsächlich gesprochen wird, auch inhaltlich. Und das ist ja vermieden worden.
Hatten Sie unterschätzt, wie heftig die Reaktionen ausfallen würden?
Oliver Hirschbiegel: Nein, mit solchen Reaktionen habe ich gerechnet. Die Irrationalität hat mich etwas überrascht - vor allem auch die englischen Produzenten, aber insgesamt kam das nicht aus heiterem Himmel.
War vielleicht auch ein Problem bei der britischen Presse, dass der Kerl, der den Hitler-Film gedreht hat, sich jetzt ihrer Nationalheiligkeit annimmt?
Oliver Hirschbiegel: Ich glaube, auch bei Stephen Frears oder Guy Ritchie wäre das nicht anders gewesen. Die englische Presse wollte Diana einfach nicht auf der Leinwand sehen. In keiner Version. Diese Wunde scheint noch zu frisch zu sein. Es gibt ein kollektives Schuldgefühl, ihr nicht wirklich gerecht geworden zu sein. Jetzt ist sie tot, und man hat keine Chance mehr, das zu revidieren.
Wie kommen Sie überhaupt zu dem Thema Diana?
Oliver Hirschbiegel: Mir ist das Drehbuch zugeschickt worden. Ich hatte mich nie besonders für Diana interessiert. Der Autor ist international sehr renommiert, so dass ich anfing zu lesen. Dann merkte ich, dass die Figur Diana viel interessanter und komplexer ist. Und dass das eine klassische Liebesgeschichte ist, hat das umso spannender gemacht. Die Idee, dass ein Deutscher das aus einer etwas objektiveren Position heraus erzählt, ist ja nicht blöd.
Der zentrale Punkt in dem Film ist die Liebesgeschichte Dianas zu einem pakistanischen Herzchirurgen. Was hat Sie daran so gereizt?
Oliver Hirschbiegel: Ich hatte immer eine Faszination für klassische Liebesgeschichten, weil sie etwas Tiefes und Trauriges haben. Gute Liebesgeschichten sind traurig. Die Aufgabe, eine wahrhaftige Liebe zwischen zwei Menschen authentisch darzustellen, hat mich fasziniert.
Sie gehen an Ihre Filme sehr visuell heran. Sie haben mir mal erzählt, dass Sie als Übung für sich selbst die Storyboards für Hitchcock-Filme nachgezeichnet haben. Was sind für Sie die prägenden Bilder, wenn Sie an Diana denken?
Oliver Hirschbiegel: Eines der prägendsten Bilder ist die Frau, die verloren und alleine auf diesem Sprungbrett sitzt, mit dem Meer im Hintergrund. Das ist ein sehr intensives Bild, das ich vorher nicht kannte, das ich erst jetzt kennengelernt habe. Ein anderes, das mich sehr beeindruckt hat, ist das in Bosnien, bei dem sie eine trauernde Frau im Arm hält. Und auf einem weiteren sitzt sie mit ihren Söhnen und macht Unsinn mit Harry.
Immerhin zwei davon haben Sie in den Film gebracht ...
Oliver Hirschbiegel: Das mit den Söhnen habe ich vermieden, da hätte ich eine Grenze überschritten.
Vielen Dank für das Gespräch.
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