Nach drei Folgen "Die Alm" scheint das Trash-TV-Format noch nicht die richtige Balance zwischen An- und Entspannung gefunden zu haben. Und auch in Folge vier herrscht Harmonie pur. Zumindest bis Siria Campanozzi und Eddy Kante die Rauswurfkandidaten nominieren müssen.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Morgen werden alle aufwachen und es wird was fehlen", erklärt Aaron Hundhausen kurz vorm Aufbruch. Das "was", das Hundhausen meint, ist im Grunde genommen ein "wer", denn Folge vier beginnt am Mittwochabend mit dem Auszug von ihm und Mirja du Mont. Und der verläuft einigermassen emotional.

"Es ist blöd, wenn man zusammenwächst und dann gehen zwei", erklärt Magdalena Brzeska unter Tränen der Kamera und Mirja du Mont hat bei der "Alm" offenbar mehr gefunden, als man dort zu finden glaubte: "Das Leben ist so kurz und da finde ich das toll, wenn man Menschen da drin hat, die einen unterstützen und einem so viel Gutes wollen."

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Das ist dann schon ganz schön viel Harmonie für so ein Format, denn ProSieben hat die Damen und Herren ja nicht auf die Alm bestellt, damit sie sich gegenseitig die Poesie-Alben vollschreiben. Nein, Trash-TV-Zuschauer wollen eben Trash-TV sehen – es muss ja nicht gleich in homophoben Aussetzern wie bei "Promis unter Palmen" enden. Von daher scheint der Auszug von Mirja du Mont, die bisher eher mit dem Kopf gedacht hat und nicht mit der Zunge, aus dramaturgischer Sicht verkraftbar zu sein – aber nur auf den ersten Blick.

Denn gutes Trash-TV – sofern es so etwas geben kann – braucht die Ruhige und den Raufbold. Ein Haus mit lauter Schreihälsen bietet keine Höhen und Tiefen, kein Gut und kein Böse, keine Ebbe und keine Flut. Es ist nur das, was es ist: ein Haus mit lauter Schreihälsen. Das erträgt niemand. Ein bisschen Geschrei aber schon und das beginnt in Folge vier erst einmal lautlos. "Ich fühl mich einfach in der Gruppe jetzt unwohl", offenbart sich Benedetto. Offenbar geht nun langsam die Saat auf, die ProSieben in der vergangenen Folge gesät hat.

"Die Alm": Benedetto will gehen – fast

Dort sollten sich die Bewohner nämlich bezüglich bestimmter Charaktereigenschaften gegenseitig in eine Reihenfolge bringen. Tja, und da bekanntlich einer immer der Loser ist, wurde Benedetto Paterno von seinen Kollegen als am unehrlichsten und faulsten in der Gruppe ausgemacht. Dieser Umstand und ein belauschtes Gespräch gipfeln nun im Benedettoschen Unwohlsein. Dieses Unwohlsein wiederum gipfelt in Benedettos Wunsch, die Alm kurzfristig zu verlassen: "Ich fühl' mich bei der Sache einfach nicht mehr wohl."

Aus dem kurzfristig wird dann doch ein mittelfristig, denn Ioannis bindet Benedetto geschickt in eine Partie Holz hacken ein. Eine klassische Win-win-Situation. Als dann auch noch Paris Herms Benedetto Nachhilfeunterricht im Entschuldigen gibt und dieser sofort anschlägt, scheint die Harmonie auch ganz ohne Mirja du Mont zurückzukehren. Die folgenden Minuten hingegen kennen nur wenige Gewinner: Die Promis müssen das selbsterklärende Spiel "Die Nadel im Misthaufen" spielen.

Nach einem "Was machst du gerade Paris?" – "Ich halt' meine Brüste fest" durchwühlen die Damen und Herren Promi einen Misthaufen nach Stricknadeln, um damit Luftballons zu zerstechen. Quasi die Landversion eines Kindergeburtstagsspielchens. Als sich nach der Mistwühlerei die Sieger ihre Partner für das kommende Spiel aussuchen dürfen, entscheidet sich Yoncé Banks zu dessen Überraschung für Benedetto Paterno, der vorherige Streit scheint also vollends Geschichte – das Trash-TV wie wir es kennen allerdings auch.

Eddy Kante und der Eierstreit

Aber da man bei ProSieben nicht erst seit gestern Fernsehen macht, zeigt sich nun, was es mit der Teilnahme von Eddy Kante auf sich hatte. Die ehemalige rechte Hand von Udo Lindenberg sollte nämlich in Windeseile dafür sorgen, dass die neu gewonnene Harmonie nicht nur auf Sand gebaut ist, sondern sogar auf Treibsand. Denn sie ist schneller verschwunden, als Eddy Ei sagen kann. Und Eddy kann sehr schnell Ei sagen.

Beim gemeinsamen Kochen stellen die Bewohner nämlich fest, dass es an zusätzlichen Eiern fehlt. Eddy erklärt daraufhin in noch sachlichem Ton, dass er im Stall keine weiteren Eier gefunden habe. Aus welchen Gründen auch immer fragt Paris kurz darauf: "Eddy kannst du mal bitte gucken, ob da Eier sind?" Es folgt ein kurzes Wortgefecht, woraufhin Eddy die Gegenfrage stellt: "Verstehst du nicht, es sind keine Eier drin, was soll ich da gucken?" Die Antwort scheint ihn nicht zufriedenzustellen und so folgt eine gegenseitige Blitzbeschimpfungsorgie, für die sich selbst Schimpfwörter schämen würden.

Wenige Minuten und einen erneuten Kontrollbesuch im Hühnerstall später schwebt aber schon wieder Mirja du Monts Geist durch die Hütte und die beiden liegen sich schon wieder in den Armen. Nein, so wird das nichts mit Trash-T. Also muss externer Zoff für Unterhaltung sorgen und den liefert Eddy Kante. Der 61-Jährige war nach eigener Aussage und metaphorisch mit Udo Lindenberg verheiratet. Erst mit Kantes Buch sei die "Ehe" in die Brüche gegangen: "Angeblich schadet es der Firma", erzählt Kante.

Vivian Schmitt plaudert aus dem Porno-Nähkästchen

Auch Vivian Schmitt hat das eine oder andere Anekdötchen aus ihrem Berufsleben zu erzählen. Zum Beispiel, wie sie von einer GZSZ-Komparsin durch ein Missverständnis zur Porno-Darstellerin wurde: "Ich bin da einfach nur so reingerutscht". Da war das Interesse der Kollegen geweckt und so wird aus der "Alm" eine "Sendung mit der Maus" zum Thema Porno-Dreh: Wer war der beste im Bett? Was, wenn jemand zu früh kommt? Wie lang geht der Dreh bei so einem Akt? Und so weiter. Schmitt zeigt sich auskunftsfreudig und so wird das gemeinsame Porno-Plaudern zum Harmonie-Höhepunkt.

Knapp 130 Minuten Nettigkeiten – das ist doch ein bisschen viel Harmonie für ein Trash-TV-Format und als ob Siria Campanozzi nd Eddy Kante das bemerkt hätten, haben sie sich noch ein bisschen Disharmonie für den Schluss aufgehoben. Die beiden dürfen nämlich drei Bewohner auf die Abschussliste setzen und so entscheidet sich Siria für Benedetto, weil sie dessen Stinkefinger-Aktion nicht vergessen kann, Eddy nimmt Ioannis, weil er in ihm "die stärkste Sau hier" sieht und die gemeinsame Wahl fällt auf Paris, weil: "Wir brauchten einen Dritten."

Was folgt ist ein Paradebeispiel für taktisches Wählen, das mit einigen verletzten Eitelkeiten und einem Gleichstand endet, den zunächst Vivian Schmitt mit ihrer Stimme auflösen soll. Ihre Wahl fällt auf Paris und weil sich am Schluss Eddy für Ioannis entscheidet, bleibt mit Benedetto damit der Promi auf der Alm, von dem es der Zuschauer wohl am wenigsten erwartet hätte. Paris Herms und Ioannis Amanatidis sind raus.

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