Kinder erklären Begriffe und Erwachsene sollen sie erraten: Mitte der 80er Jahre brauchte eine Show nicht mehr, um ein Quotenhit zu werden. Nun probiert die ARD eine Neuauflage von "Dingsda". Doch die Zeiten haben sich geändert, in jeder Hinsicht.

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Vielleicht werden sie am Freitag vor dem Fernseher sitzen. Fast 40 Jahre alt, neben dem eigenen Kind auf der Couch und den ersten grauen Haaren auf dem Kopf - aus den Kindern, die 1985 in der Sendung "Dingsda" die Welt erklärten, sind längst Erwachsene geworden.

Am Freitag (5. Oktober, 18:50 Uhr, ARD) können sie nun erleben, wie das schon eingemottete Showkonzept zurück auf den Bildschirm kommt. Die ARD probiert es noch mal mit "Dingsda" - mehr als 30 Jahre nach der Erstausstrahlung.

Ur-Moderator Fritz Egner (69) ist allerdings nicht mehr dabei. Er übergibt an Mareile Höppner (41).

Es soll eine "moderate Auffrischung" geben

Ansonsten hat sich am Konzept nicht viel verändert. Kinder im Alter von vier bis acht Jahren erklären einen Begriff - und Erwachsene müssen ihn erraten.

Der Bayerische Rundfunk, der die Federführung für die Show hat, verspricht eine moderate Auffrischung, unter anderem mit neuen Spielrunden. Die Erwachsenen-Teams sind prominent besetzt, etwa mit Schauspielerin Veronica Ferres (53) und TV-Sternchen Daniela Katzenberger (32). Es geht um 3.000 Euro für einen guten Zweck.

Bei den ARD-Sendern ist "Dingsda" damit die zweite Rückkehr eines Rateshow-Klassikers innerhalb kurzer Zeit. Erst Ende August hatte der SWR "Die Montagsmaler" zurückgeholt.

Nimmt man die Privaten hinzu, wo etwa "Der Preis ist heiss" (RTLplus) und jüngst "Fort Boyard" (Sat.1) aus der Show-Rente geholt wurden, kann man von einer kleinen Retro-Welle im Fernsehen sprechen.

Die Erfolgsbilanz solcher Reanimationsversuche ist durchwachsen. Vieles kam schon mit grossem Tamtam zurück und ging dann sehr leise wieder vom Sender - etwa "Der Grosse Preis" oder auch "Einer wird gewinnen".

"Dingsda" wurde ab 1985 zum Hit

"Dingsda" - ursprünglich ein US-Format - kam 1985 nach Deutschland. Der Bayerische Rundfunk (BR) gab die Show in die Hände des damaligen Radio-Moderators Fritz Egner - und landete einen grossen Hit.

Ab 1988 gehörte die Show zum ARD-Programm, 1994 übergab Egner an Werner Schmidbauer. Irgendwann liess der Erfolg allerdings nach, und "Dingsda" verschwand. 2001 versuchte Kabel eins eine Neuauflage.

Nun kommt "Dingsda" wieder in die ARD. "Unser erster Gedanke war nicht, dass wir eine Retro-Show machen sollten, weil Retro gerade so gut funktioniert", sagt Annette Siebenbürger vom BR. Es sei um eine unterhaltsame Show für die ganze Familie gegangen - und dann sei man wieder bei "Dingsda" gelandet.

Dreh- und Angelpunkt der Show sind die Filmchen mit den Kindern, die Begriffe erklären müssen - oft mit unfreiwilliger Komik.

Egner erinnert sich bis heute gut daran: "Den Kindern durfte nicht bewusst sein, dass sie nun in einer besonderen Rolle sind. Deswegen konnte ich irgendwann die Interviews auch nicht mehr selbst machen, weil ich plötzlich auch bei den Kindern bekannt war", berichtet er. "Die wollten dann mit mir spielen, das war dann zu viel Ablenkung".

Damals habe man ungefähr 8.000 Kinder besucht - aber nur 2.000 senden können, weil viele Kinder sich nicht auf das Spiel einliessen.

Smartphone verändert die Erklärversuche

Und heute? Kinder wachsen in einer anderen Umgebung auf - Stichwort Smartphone. Allein das beeinflusst die Erklärversuche und macht "Dingsda" anders.

"Sie ziehen andere Schlüsse aus Dingen, weil es in ihrer Welt Computer gibt, die alles schnell und logisch machen", sagt Egners Nachfolgerin Mareile Höppner. "Wir haben auch die Spiele ein bisschen verändert, damit es etwas schneller ist".

Höppner selbst hat ihrem Sohn übrigens kürzlich die eigene Kassetten-Sammlung vermacht. "Wir mussten für ihn allerdings erstmal einen Walkman besorgen, was gar nicht so einfach war. Die muss man heute mühevoll über das Internet organisieren", sagt Höppner. "Vielleicht bin ich doch ein bisschen retro."  © dpa

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