Wer geht ins nächste Dschungelcamp? Schon einige Monate vor der neuen Ausgabe von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" machen wilde Gerüchte um die neuen Kandidaten die Runde. Und wieder einmal zeigt sich: Es sind doch immer die gleichen Typen, die ins RTL-Camp gehen. Was also muss so ein XYZ-Promi mitbringen, um in den Dschungel eingeladen zu werden?
1. Bisheriger Lebenslauf
Um in die engere Wahl für das Dschungelcamp zu gelangen, sollte der Anwärter für einige Zeit in den Medien präsent gewesen sein. Im Idealfall sollte dieser Zeitraum bereits einige Jahre zurückliegen, sodass die Zuschauer nur schwerlich den einstigen Ruhm des Anwärters vergegenwärtigen. Umso lebhafter in Erinnerung ist dafür die Zeit dazwischen, in welcher der Anwärter klägliche Versuche unternommen hat, zurück ins Rampenlicht zu gelangen - wahlweise durch schauspielerische Tätigkeit, das Landen eines musikalischen Hits oder den Status "Tocher/Sohn von ...". Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein ehemaliger Casting- oder Realityshow-Kandidat zu sein. Steht dann noch ein erfolgloser Karrierestart zu Buche, ist man dem Traum "Dschungel-Kandidat" einen grossen Schritt nähergekommen.
2. Finanzlage
Aus Punkt eins ergibt sich fast automatisch Punkt zwei: Die gescheiterten Versuche, im TV Fuss zu fassen und so Berühmtheit zu erlangen, haben ein grosses Loch in die Portokasse gerissen. Um dennoch den Anschein eines glamourösen Lebens zu wahren, hat der Anwärter einen kostspieligen Lebensstil über seinen Verhältnissen gepflegt. Aus diesem Grund befindet sich dieser in der zwingenden Situation, die Konten wieder zu füllen.
3. Ekel-Resistenz
Um die zwei Wochen Aufenthalt im Dschungelcamp zu überstehen und in der Gunst des Publikums zu steigen, sollte der Anwärter eine grosse Portion Ekel-Resistenz mitbringen. Denn um die gleichbleibend hohe Qualität der Kandidaten zu gewährleisten, werden im Camp täglich Prüfungen durchgeführt. Dabei müssen entweder delikate Dinge wie Kamelpenis, Schafshoden oder Fischaugen verspeist oder der Körper unter Wasser durch enge Abflussrohre gezwängt werden. Wer sich vor solch einer Prüfung ziert, riskiert den Liebesentzug des Publikums - und damit das vorzeitige Aus.
4. Mitleidsfaktor
Ein unerlässliches Kriterium ist der sogenannte Mitleidsfaktor. Massgeblich dafür ist die besonders tragische Lebensgeschichte des Anwärters. Er muss in der Lage sein, diese Geschichte so rührselig und bemitleidenswert vor der Kamera zu erzählen, dass die Zuschauer mit dem Kandidaten mitfühlen und deshalb jeden Tag das RTL-Dschungelcamp einschalten.
5. Chef-Attitüde
Enorm wichtig im Camp ist ausreichend Durchsetzungsvermögen oder zumindest das subjektive Empfinden, ein solches zu besitzen. Da es sich um einen erlesenen Personenkreis von zehn oder elf Kandidaten handelt, sollte der Anwärter fähig sein, gehörig den Chef raushängen zu lassen. Dazu zählen unter anderem: Die Mitstreiter die Drecksarbeit machen lassen und selbst faul rumsitzen oder die Bewohner für ihre schlecht absolvierten Prüfungen tadeln.
6. Zickenfaktor
Dieses Kriterium bezieht sich nicht nur auf weibliche Anwärter. Auch die männlichen sollten durchaus ein ordentliches Mass an Zickigkeit mitbringen. Fiese Lästereien über die anderen Kandidaten, intensive Streitereien, fantasievolle Lügengeschichten oder Motz-Arien über die miserable Verpflegung müssen selbstverständlich sein.
7. Pärchen-Potenzial
Nach sieben Jahren Erfahrung hat RTL festgestellt, dass die Zuschauer nicht nur streitende und würgende Promis sehen möchten. Auch das Quäntchen Liebe darf in der rohen Dschungel-Welt nicht zu kurz kommen. Damit wären wir auch schon bei Punkt sieben. Wünschenswert sind mindestens zwei paarungswillige Dschungel-Anwärter. Diese dürfen sich dann unter Wasserfällen entblössen, dem anderen bei der Körperpflege behilflich sein und dem Publikum ihre grosse Liebe präsentieren.
8. Aufmerksamkeitsdefizit
Um sich RTL als potenzieller Kandidat in Erinnerung zu rufen, sollte der Anwärter unter einem enormen Aufmerksamkeitsdefizit leiden. Dies kann sich durch unangebrachte Ausrufe in der Öffentlichkeit (Georgina Bülowius: "Hochwasser in Heidelberg ...iiih"), konsequentes und vollkommenes Entkleiden vor laufenden Kameras (Micaela Schäfer: "Ich habe eine Textilallergie") oder verstörende Auftritte (Nadja Abd El Farrag: "Ich bin nicht betrunken, höchstens angeschwipst") äussern.
9. Schauspieltalent
Um dem Publikum einen Grund zum Einschalten zu geben, sollte der Anwärter ein gewisses Mass an schauspielerischem Talent mitbringen. Für die Dschungel-Kameras müssen auf Knopfdruck die Tränen fliessen. Ausserdem sind das glaubwürdige Aufsagen einer Liebeserklärung sowie die emotionsreiche Beichte zurückliegender Skandale von Vorteil. Allerdings darf dieses Talent nicht zu ausgeprägt sein, Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Kandidaten sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Denn damit steht ausreichend Diskussionsstoff bereit.
10. Wiedererkennungswert
Das wohl wichtigste Kriterium: Der Wiedererkennungswert. Beim Anblick des Kandidaten sollten dem Zuschauer stets Dinge durch den Kopf schiessen wie: "Ach, das ist doch der, der wegen seiner Alkoholsucht keine Rollen mehr bekommen hat" oder "Das ist doch die Ex-....-Kandidatin, die jetzt mit ... zusammen ist".
Sind all diese Voraussetzungen erfüllt, hat der Anwärter beste Chancen auf einen Anruf von RTL und einen Platz im erlesenen Kreis der Dschungelcamp-Kandidaten. Auf diesem beschwerlichen Weg wünschen wir allen Anwärtern gutes Gelingen.
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