Walter Freiwald kann alles - seiner Ansicht nach sogar Bundespräsident. Walter überrascht im Dschungelcamp mit einer Vita, die sich kein Gagschreiber hätte besser ausdenken können. Als höchsten Repräsentanten unseres Landes kann man sich ihn nur bedingt vorstellen - beworben hat er sich aber wohl tatsächlich! Wir haben das Schreiben.
Was hat uns
Zunächst noch einmal zum Geniessen der Dialog des Grauens:
Walter: "Ich habe mich mal als Bundespräsident beworben."
Sara: "Echt? Bist du politisch engagiert?"
Walter: "Nein, überhaupt nicht."
Anmerkung der Redaktion: Bereits an dieser Stelle hätte Walter damals auffallen können, dass eine Bewerbung für das höchste Amt im Land eine richtig bekloppte Idee ist. Aber weiter im Text:
Walter: "Aber als ich gehört habe, da kann sich jeder bewerben – auch der Peter Sodann. Dann bin ich gegen Peter Sodann angetreten. Und dann wurde es aber Herr Wulff! Bei der SPD war die Stelle frei und da habe ich mich beworben. Und dann haben die geschrieben: 'Vielen Dank für Ihre Bewerbung, alles wunderbar, aber leider haben wir uns schon für einen anderen Kandidaten entschieden.'
Anmerkung der Redaktion: In unseren Augen die grösste politische Tat der SPD in diesem Jahrtausend. Walter ist aber weiterhin von sich überzeugt:
Walter: "Das ist für mich genau der richtige Job, weil ich die Aura habe, die Ausstrahlung, ich habe die Rhetorik drauf, die ich auch fürs Ausland brauche, um mich im Ausland mit anderen Regierungsonkels zu treffen."
Anmerkung der Redaktion: Dinge, die man sich nicht vorstellen will - Walter unten ohne (muss man sich zum Glück nicht mehr vorstellen, hat man schon gesehen) und Walter auf Staatsbesuch in Israel.
"Ich bin sehr eloquent und nicht senil"
So weit zu den Geschehnissen im Dschungel am Dienstag. Aber wie war das jetzt mit der Bewerbung? Wir haben knallhart recherchiert (E-Mail geschrieben) und die SPD hat uns tatsächlich die angebliche Online-Bewerbung zukommen lassen. Darin heisst es unter anderem: "Hiermit bewerbe ich mich um dieses Amt. Ich bin 56 Jahre alt, sehr eloquent, ziemlich bekannt, nicht senil, äusserst sozial und gerecht und habe Kraft für drei." Das war vor vier Jahren und heute bricht er schon am ersten Tag des Dschungelcamps fast zusammen.
Es geht aber noch weiter: "Ich bin genau der Richtige für Sie, nehme die Aufgabe ernst und repräsentiere Deutschland auf der ganzen Welt im besten Licht." In Australien fängt er gerade ja schon mal damit an ...
Die Antwort der SPD damals fiel ein wenig nüchtern aus: "Ich danke Ihnen für Ihre E-Mail und für Ihre Bereitschaft, sich für unser Land einzusetzen und zu engagieren." Heute sieht man den Vorfall bei der SPD deutlich humoriger. Auf Anfrage hin erklärt die Generalsekretärin Yasmin Fahimi:
"Tatsächlich ist es uns gelungen, das Bewerbungsschreiben von Herrn Freiwald für das Amt des Bundespräsidenten-Kandidaten aus dem Jahr 2010 in den SPD-Archiven ausfindig zu machen. Es ist natürlich schade, dass die SPD und Herr Freiwald nicht zueinander gefunden haben.
Gleichwohl fühlen wir uns in unserer Entscheidung bestätigt, damals wie zwei Jahre später auf Joachim Gauck als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten gesetzt zu haben. Denn ein Aufenthalt im Dschungelcamp hätte die Protokollabteilung des Bundespräsidialamtes sowie die Küche von Schloss Bellevue sicherlich vor zu grosse Herausforderungen gestellt.
Nun drücke ich Herrn Freiwald die Daumen, dass er in Australien mit seiner Bewerbung mehr Glück hat und Dschungelkönig wird. Als gekröntes Haupt empfange ich ihn dann gerne im Willy-Brandt-Haus, um mit ihm seine weiteren beruflichen Pläne zu erörtern."
Theoretisch kann Walter aber problemlos Bundespräsident werden. In Artikel 54 des Grundgesetzes heisst es dazu: "Wählbar ist jeder Deutsche, der das Wahlrecht zum Bundestage besitzt und das vierzigste Lebensjahr vollendet hat." Walter bringt einfach alles mit! Jetzt muss er also nur noch eine Partei finden, die seine nächste Bewerbung akzeptiert und ihn ins Rennen schickt. Dass die Bundesversammlung ihn dann auch wählt, steht ohnehin fest. Und falls es wider Erwarten doch nichts wird, kann er immer noch der erste Mensch auf dem Mond werden.
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