Halbfinale bei den Dr. Bob Open in der südafrikanischen RTL-Enklave Dschungelcamp. Nach 15 mehr oder weniger hochspannenden Staffeln sogar mit einer exklusiven Premiere. Alice Schwarzer muss jetzt sehr stark sein: Erstmals in der Geschichte des deutschen Fernsehens findet das Halbfinale im Kakerlaken-Wettessen mit teilweiser Promibeteiligung ausschliesslich mit Trägern des Y-Chromosoms statt. In einem vermutlich von Jürgen von der Lippe manipulierten, 15-tägigen Voting-Marathon haben die Zuschauer und Zuschauerinnen (!) konsequent alle Frauen aus der Kasernierung befreit – damit allerdings auch um die Chance gebracht, mit 100.000 Euro und der Dschungelkrone zurück in die frisch verquotet regierte Heimat anzutreten. Anders als IBES-Fans hat der Shisha-Buddy von Filip Pavlović (Olaf Scholz) nämlich ein Herz für Geschlechterparität und in seinem Kabinett die 16 Ministerien mit je acht Männern und acht Frauen besetzt.
Davon kann die ebenfalls frauenquotensicher von den kalauernden Moderations-Ministerinnen
Anouschka Renzi – Die Schattenfrau
Der letzte Tag vor dem grossen Finale besteht also aus fünf Männern und keiner Frau. Im Prinzip so, wie der durchschnittliche Vorstand in deutschen DAX-Unternehmen. Die Chefetage in Köln-Deutz ist davon offenbar derartig peinlich berührt, dass sie den Prä-Finaltag in eine Art Anouschka-Renzi-Hommage verwandeln. Die am Morgen aus dem Camp abberufene
"Der Schattenmann" ist eine erfundene Figur. Also bitte nicht verwechseln mit Gag-Maschine
Wobei ihre Demission durchaus kontrovers aufgenommen wurde. Denn eigentlich hatte Mitprüfling
Das Glööckler-Imperium schlägt zurück
Tiere essen ist also blöd, tote Tiere verkaufen ist aber okay. Dabei gibt es viele andere Dinge, die Harald Glööckler nie monetarisieren würde: "Ich verkaufe meine Würde nicht". Klar. Darum sitzt er auch seit 15 Tagen in versifften Shorts an einem Lagerfeuer im Dschungel. Die brüske Weigerung, am drittletzten Tag in Feldbett-Quarantäne für ein vernünftiges Abendessen zu sorgen, kommt nicht bei allen isolationsgeplagten Überlebens-Showkämpfer gut an.
Das Verweigerungs-Szenario zeigt auch Nachwirkungen bei den beiden direkt beteiligten Anouschka und Harald. Das stets wie eine Allianz wirkende Bollwerk gegen Harmonie und Stil gerät überraschend aneinander, als Anouschka in einer ruhigen Minute die einnehmende Aura von Harald kritisiert: "Es macht mich total traurig, dass du immer sofort für mich antwortest und dich so in den Mittelpunkt stellst". Da ist direkt Beleidigte-Leberwurst-Alarm bei Trotz-Weltmeister Harald. Vegetarische Leberwurst natürlich. Aus Heringssalat. Vollkommen fassungslos bekommt Harald sofort Zickeneinschuss: "Ich nehme dich die ganze Zeit vor allen in Schutz und du sagst mir, ich bin zu dominant, wie soll ich das denn verstehen?" Gut, wenn es im Dschungelcamp darum gehen würde, dass sich alle immer verstehen sollen, wäre das Format 2004 bereits auf der Hälfte von Staffel 1 wieder eingestellt worden.
Voller Entsetzen erinnert Vernunft-Allergiker Harald seine Ex-Verbündete Anouschka nachdrücklich daran, wer der erfolgreichere Prüfungsverweigerer ist: "Ich bin ein Mann, der ein Imperium geschaffen hat und ich kann mich nicht so sehr zurücknehmen, dass ich meinen Mund halte". Shoppingkanal-König Glööckler zeigt eine Kritikfähigkeit, gegen die das gewinnende Wesen von Danni Büchner wie ein Stuhlkreis bei den anonymen Harmoniebedürftigen wirkt.
Anouschkaufwiedersehen - Antrag abgelehnt
Zum Glück wird Anouschka kurz darauf aussortiert. Inspiriert von der Souveränität eines Harald Glööcklers erwartet sie dafür allerdings ein so genanntes Extrawürstchen und möchte als erster Drop-Out sofort gehen und nicht noch die Nacht im Camp verbringen: "Ich muss sofort raus. Ich gehe alle fünf Minuten scheissen, ich bleibe nicht hier!" Eine umgehend herbeigeeilte Ärztin kann allerdings keinerlei Krankheitsbild bei Renzi feststellen. Die zeigt sich zickig: "Krank ist krank, ich kann nichts dafür". Dennoch wird ihr Antrag auf vorzeitigen Ausstieg abgelehnt.
Während dann sie am nächsten Morgen endlich wirklich weg ist und sich während der gesamten Fahrt zum Basishotel retroperspektivisch über das "Schmierentheater" von Linda Nobat erregt, wird Manuel Flickinger zum Teamchef für den letzten Tag vor dem Finale gekürt. Auch das stösst Alpha-Halbvegetarier Harald übel auf. Aus lauter Frust diktiert er dem wehrlosen Menschenfreund Eric Stehfest ungefragt sein Profiling-Ergebnis über Manuel mit: "Als er reinkam, war er noch ein Erdmännchen, jetzt ist er big und spielt eine tragende Rolle".
Kahlschlag im Camp
Am Ende gehen Peter Althof und Fischvegetarier Harald Glööckler. Im Finale stehen somit Manuel Flickinger (den ich vor zwei Wochen noch gar nicht kannte), Eric Stehfest (der sich mit seiner Ego-Solonummer eigentlich schon selbst exmatrikuliert hatte) und Filip Pavlović. Was für eine Heldenreise vor allem für Filip: Vom Qualifikanten in der Corona-Version "Ich bin kein Star – Sperrt mich in ein Tiny House auf einem Parkplatz in Köln-Hürth" bis ins Finale in Südafrika. Wer aus dem Trio am Samstagabend das Zuschauer-Zepter überreicht bekommen wird, das lesen Sie genau an dieser Stelle dann morgen. Bis dann!
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