Live-Reality-TV hat viele Vorteile. Einer davon: Zuschauer werden in Echtzeit eingebunden. Kaum von der Couch kostenpflichtig für seinen Lieblingskandidaten abgestimmt, gibt es das Ergebnis bereits gegenüber im Empfangsgerät dokumentiert. Seit Frank Elstner (fragt eure Grosseltern, die kennen den!) in grauer Vorzeit bei "Wetten, dass..." per "TED" den Wettkönig bestimmen und am Ende der Live-Sendung verkünden liess, erwartet der verwöhnte TV-Konsument Eingriffs-Optionen, die ad hoc spürbar sind. Auf der anderen Seite stehen dagegen auch einige übertragunslogistische Fallstricke. Wenn man spät am Abend live jemandem das Exmatrikulationsschreiben überbringt, bleibt keine Zeit mehr, umfangreich auf die Reaktionen einzugehen. Die gibt es dann erst am Folgetag.
Ob der erste Exit der Saison 2022 mit oder ohne viel
Filip Pavlović und Eric Stehfest: Zwei beim Wasserfall
Nach der Pöbel-Attacke von
Eric aber möchte sich der Gegenrede von Filip nicht stellen. Filip ist jedoch im Konfrontationsmodus und redet weiter hemmungslos auf den Post Malone für GZSZ-Gucker ein. Eric hält das für unnötig und erwägt eine einstweilige Verfügung: "Du kannst mich nicht zwingen, dir zuzuhören". Ja, so ist das mit Meinungsfreiheit. Filip darf finden, dass Eric ein Idiot ist, aber Eric muss sich das nicht anhören. Das ist wie mit Querdenkern: Sie dürfen Horrorgeschichten zu Corona-Impftote erfinden, aber niemand muss sie glauben. Okay, mal von Boris Reitschuster abgesehen, der das Verbreiten von Behauptungen mit der wissenschaftlichen Expertise einer Palette Puffreis offensichtlich für Journalismus hält.
Wer ist dieser Manuel Flickinger?
Das hält Filip allerdings nicht ab, seine Profilanalyse zu Eric weiterzubetreiben: "Menschlich gesehen halte ich sowieso nichts von dir". Harald und ein blasser Junge namens
Stichwort Filip. Beim Abendessen zeigt sich, dass der Qualifikant aus 2021 von Demokratie und Bundeswahlordnung ungefähr so viel weiss, wie die CDU von Social Media. Grüsse an Philipp Jessen an dieser Stelle. Filip, der Philipp Jessen des Trash-TV, hat da nämlich so die eine oder andere Rückfrage: "Wie lange darf man Kanzler sein? Bis man abtritt oder muss man auch mal vorher gehen?" Nee, Filip. Einmal Kanzler, immer Kanzler. Gerhard Schröder wäre heute noch im Kanzleramt, wenn er nicht ablösefrei zu Gazprom gewechselt wäre. Und
Überraschend, wie wenig Filip darüber weiss, wie unser Land funktioniert. Immerhin ist er bereits 28 Jahre und durfte somit theoretisch schon bei drei Bundestagswahlen wählen – und seine Stimme zählt genauso viel wie Ihre oder meine. Okay, theoretisch könnte er mit 28 natürlich auch ein Studium zum Neurochirurgen abgeschlossen haben, aber andere Geschichte. Apropos Geschichte. Filip kennt eine mit
Inspiriert von so viel politischer Expertise möchte auch Linda am Casting für Nachwuchs-Jan-Fleischhauers teilnehmen und verkündet ihre Sicht auf die aktuelle politische Lage: "Ich wünsche mir Merkel zurück!" Ist ja auch irgendwie doof. Da wünscht man sich Angela Merkel zurück und dann hängt man am Ende mit
Aus lauter Frust verwandelt Linda ihre Nachtwache mit
Pipigate in der Nachtwache
Erics Pinkeldilemma löst eine Kettenreaktion von Katastrophen aus. Denn: Kein Camper darf allein zum Toilettenhaus. Linda und Tina dürfen ihren Platz am Lagerfeuer nicht verlassen. Alle anderen schlafen. Eric will aber niemanden wecken, weil er "bei diesem Pensum hier niemanden in seiner Ruhephase stören möchte". Löblich. Also erpresst er lieber die Nachtwächterinnen. Die sollen entweder selbst jemanden wecken, oder er begeht halt einen Regelverstoss und geht allein zum Pinkeltempel. Das kommt bei Linda gar nicht gut an: "Immer lässt du die Scheisse von anderen machen". Am Ende marschiert Eric tatsächlich allein durch den Wald. RTL wird diesen Regelverstoss später bestrafen und 24 Stunden lang für alle das Duschwasser abstellen. Eric begeht absichtlich einen Regelverstoss – alle werden bestraft. Als Taktik, Dschungelkönig zu werden, ist das etwa so effektiv, wie auf seinem Tinder-Profil Schädel von Robbenbabys mit einem Baseballschläger zu zertrümmern.
Zwischendurch schaltet RTL noch zur demissionierten Tara. Im Abschieds-Talk verrät sie: "Eric, Manuel und Anouschka werde ich am wenigsten vermissen". Ein Teilerfolg für Manuel. Immerhin kann sie sich an seinen Namen erinnern. Eric dagegen schmerzt der Abgang von Tara nicht nachhaltig: "Sie hat gegen Anouschka gelästert hinter ihrem Rücken und dann mit ihr Bussi-Bussi gemacht". Das ist fast so schlimm, wie nachts die Nachtwache zu erpressen. Und dann auch noch über die Bussi-Bussi-Gesellschaft lästern. So ein Weichei. Wohl noch nie auf der Fashion Week Berlin gewesen. Da gehört das gepflegte "Oh Gott, wie fett sieht die denn aus in ihrem Kleid … ach hallo Süsse, du siehst so sexy aus heute" zum guten Ton.
Ego Stehfest im Ich-Modus
Eric hat allerdings ohnehin andere Probleme. Seinetwegen wird im Camp 24 Stunden nicht geduscht. Insbesondere, wenn es wieder eine Prüfung geben sollte, bei der die Teilnehmer mit mehreren Öltankerladungen sogenannter "Schlotze" benetzt werden, könnte das zu atmosphärischen Störungen führen. Eric, der offizielle Ego-Beauftragte der aktuellen Dschungel-Edition, sieht das entspannt: "Ich bin kein Mensch, der Harmonie braucht". Da sage ich doch mal: herzlichen Glückwunsch zum Sympathie-Joker des Jahres. Klingt auch wirklich überhaupt nicht selbstsüchtig. Da ist der Finaleinzug praktisch schon gesichert.
Ab heute dürfen die Insassen die Prüfungs-Kandidaten übrigens in geheimer Abstimmung selber bestimmen. Die Wahl fällt auf Manuel und Filip. Der Shisha-Buddy von Olaf Scholz und der Typ, der Manuel heisst, glänzen zum Start mit Englischkenntnissen. Manuel geht mit folgendem Motto in die Prüfung: "No Pain, No Gain". Filip versteht nicht genau, was gemeint ist – Manuel übersetzt seinem Prüfungspartner aber freundlicherweise: "Kein Schmerz, kein Ziel". Genau. Nicht zu verwechseln mit "More Money, More Problems". Das heisst nämlich "Mehr Manfreds, mehr Probleme".
Beide müssen dann auf die Bundesekelbahn. So heissen sonst nur Regionalzüge zwischen Hamburg und Stade. Es werden Köstlichkeiten wie Schweinepenis gereicht und um die sieben Sterne erspielt. Das begeistert das Camperteam. Ausser vielleicht Jasmin Herren, die äusserst überraschend rausgewählt wird. Meine WhatsApp-Gruppe hatte ziemlich eindeutig mit Eric gerechnet. Ob seine Ausflüge in den Ich-Modus eventuell morgen spürbare Auswirkungen im Voting-Verhalten haben? Ich werde berichten!
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