Der Junge von nebenan, Filip Pavlovic, hat "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" gewonnen - wie vorhersehbar. Dabei lag in diesem Dschungelcamp kurz so etwas wie Anarchie in der Luft.

Eine Kritik
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Es ist vollbracht, "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" hat seinen neuen Dschungelkönig gefunden. Nach 15 Tagen bleibt Filip Pavlovic allein in der Promi-Folter-Anlage in Südafrika zurück. Er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, er ruft: "Meine Eltern sind jetzt so stolz auf mich." Eine beruhigende und beängstigende Vorstellung zugleich.

Dass Pavlovic am Ende gewonnen hat, ist nicht so überraschend, wie es zunächst klingen mag. Lange Zeit galt Harald Glööckler als grosser Favorit. Mehr als seine öffentliche Kunstfigur war der Designer aber nicht bereit, Preis zu geben. Prallte in den ersten Tagen scheinbar noch alles an Glööckler ab, so zuckte sein Gesicht im Verlauf der Staffel immer öfter unter dem Druck, die Fassade zu wahren. Als er zusammen mit Anouschka Renzi die Dschungelprüfung verweigerte, war es kurz danach vorbei. Eine erdachte Persönlichkeit ertragen die Zuschauer von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", wenn sie unterhaltsam ist, aber keine Arbeitsverweigerung.

Was ist bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" schon authentisch?

Es hat also der gewonnen, für den der Begriff "authentisch" wohl am ehesten zutreffen mag. Einfach deswegen, weil er gar keine Bühnen- oder TV-Persönlichkeit besitzt. "Authentiziät" war der Begriff, der in dieser Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" immer wieder auftauchte. Meist angesprochen von denen, für die das Wort gleichbedeutend mit einem Wunschbild von sich selbst ist, das sie in die Öffentlichkeit transportieren. Harald Glööckler etwa oder auch Linda Nobat, die beide wütend schnaubten, als die Zuschauer in einem Voting ihnen genau diese aberkannten.

Aber was ist auch schon "Authentizität" im Fernsehen oder den geschlossenen Filterblasen der sozialen Medien? Wie schwierig es ist, das zu definieren, zeigte ein kurzer Dialog zwischen Anouschka Renzi und Filip Pavlovic. Hier traf die alte Fernsehwelt auf die neue und offenbarte eine allgemeine Unsicherheit, was echt ist und was nicht. Renzi warf Pavlovic vor, ein Reality-TV-Profi zu sein und eine Rolle zu spielen. Der "Bachelorette"-Beau hingegen schaute sie nur entgeistert an. Sie sei doch die ausgebildete Schauspielerin.

Kurz lag Anarchie in der Luft

Wie schief das mit dem Konzept von zu viel Authentizität gehen kann, zeigte schliesslich die Wandlung von Eric Stehfest vom Saulus zum Paulus. Sein emotionales Coming-out war der einzige wirklich überraschende Moment in dieser Staffel. Geduldig hörte er sich bei seiner Dschungelprüfung die Erklärung von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich an, um dann den Satz zu rufen: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Die Moderatoren schauten irritiert und Stehfest und sein Mitstreiter Peter Althof gingen unverrichteter Dinge wieder zurück ins Camp.

Wenig später erklärte Stehfest dort den anderen Teilnehmern, dass er keine Prüfung für Menschen absolvieren werde, "die ihn Scheisse finden" und ihm Fake-Geschichten erzählen. Die nächsten Stunden sass er schweigend da wie Colonel Kurtz in "Apocalypse Now", jederzeit bereit, alles niederzubrennen. Für einen Augenblick lag so etwas wie Anarchie in der miefenden Campluft der festgefahrenen TV-Instanz. Doch es passierte - nichts. Eine Umarmung von Harald Glööckler (der mit den Fake-Geschichten) und ein Friedensangebot von Filip Pavlovic (der Scheisse-Finder) reichten aus, um Stehfest in den vorbildlichsten Teilnehmer der Staffel zu verwandeln. Wie enttäuschend.

Die nächsten Affen warten schon

So ist es letztlich nur konsequent, dass er und Pavlovic die letzten beiden Teilnehmer waren, die am Ende übrig bleiben. Kurz schien es sogar möglich, als könne Stehfest seinen Kontrahenten noch überholen. In seiner letzten Dschungelprüfung am Finaltag stopfte er in sekundenschnelle alles in sich hinein, was ihm dargereicht wurde. Augen, Hirn, ein Bierglas voller Urin. Die Augen starr aufgerissen, der Blick schon fast irre. Selbst die Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich konnten nicht mehr hinsehen.

Für die Zuschauer war das alles wohl ein bisschen zu viel. Die Geständnisse über Stehfests Drogensucht, die Vergewaltigung seiner Ehefrau, die vorigen Leben als Hexe und Ritter, das Gerede über "Energien". Und dann auch noch ein halber Liter Kuhpisse. Sie wählten den Jungen von nebenan zum Gewinner von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", für den die Dschungelkrone nicht das Wiederaufflammen seiner Karriere ist, sondern erst der Beginn einer solchen. "Wo sind die Affen, jetzt könnt ihr mich ruhig anscheissen!”, brüllt er nach dem Gewinn in die Kamera. RTL hat mit Sicherheit schon etwas in Vorbereitung.

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