Filip Pavlovic war gestern, heute ist Djamila Rowe. Die Berlinerin holt sich am Sonntagabend den Sieg bei "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Im Finale setzt sich Rowe erst gegen Lucas Cordalis und anschliessend gegen Gigi Birofio durch. Doch so sehr sich Rowe über ihren Sieg freut, so sehr muss man nach Staffel 16 fragen, ob das alles so noch sein muss.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Mir wird schlecht. Scheisse." Wenn sich Djamila Rowe irgendwann einmal die Bilder der letzten Folge "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" ansieht, wird sie sich vielleicht wünschen, andere erste Worte als neue Dschungelkönigin gewählt zu haben. Aber erstens: Warum sollte sie sich das Ganze noch einmal ansehen? Und zweitens: Wen juckt’s? Schliesslich hat Rowe im Finale erst Lucas Cordalis und danach Gigi Birofio hinter sich gelassen und kann sich zusätzlich über 100.000 Euro freuen (hier das Dschungelcamp-Finale nochmal im Ticker nachlesen).

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So weit erst einmal das Wichtigste für den nächsten Wikipedia-Eintrag der Show und zu ihren Teilnehmern. Was man dort aber nicht nachlesen kann, ist das, was am letzten Tag vor der "Krönung" im Camp passiert ist. Traditionell ist das der langweiligste Part der Show, denn nach mehr als zwei Wochen Maden essen und gegenseitigem Anschreien ist hier längst die Luft raus – bei den Teilnehmern wie bei den Zuschauern.

Dschungelcamp: Gigi Birofio nimmt Abschied

RTL versucht trotzdem, auch den letzten Rest Trash-TV aus dem Camp zu kratzen. Also kommt noch einmal kurz der Streit zwischen Cosimo Citiolo und Jolina Mennen zur Sprache, doch weil beide ja bereits ausgeschieden sind, ist der schon vor seiner Beilegung irrelevant – auch aus der Unterhaltungsperspektive.

Zumindest für die verbliebenen drei Teilnehmer relevanter sind die letzten Dschungelprüfungen. Da es Djamila Rowes grösste Angst ist, den Kopf unter Wasser halten zu müssen, ist genau das ihre Aufgabe, an der sie auch ohne falsches Zögern sofort scheitert. Birofio hingegen hat eine Abneigung gegenüber Fisch und muss daher allerlei Fischiges und anderes Geschmacksintensives essen. Das klappt erstaunlich gut, nur Schweineuterus und fermentierten Fisch lässt sich Birofio noch einmal durch den Kopf gehen.

Lucas Cordalis soll sich zum Abschluss noch einmal in einen "gläsernen Sarg" legen, den er sich mit allerlei Getier teilt, um dort mit der Zunge die letzten Sterne der Show heraus zu friemeln. Währenddessen hat Kollege Birofio im Camp ebenfalls noch einer letzten Aufgabe nachzugehen, wie er Rowe und den Zuschauern mitteilt: "Ich geh Abschied nehmen von meiner Unterhose. Die hat viel durchgemacht."

Wohin geht Lucas Cordalis?

Nicht nur für seinen Schlüpper, sondern auch für seinen Sterne holenden Kollegen Cordalis hat Birofio im Dschungeltelefon ein paar Worte übrig: "Dein Spiel ist aufgedeckt. Wir sind Feinde", erklärt Birofio auf den jüngsten Streit der beiden bezugnehmend. Doch Cordalis bekommt das erstens nicht mit und ist zweitens ohnehin motiviert bis in die Haarspitzen: "Ich werd' bis ans Limit gehen und darüber hinaus" - was rein technisch natürlich nicht möglich ist, denn wenn Cordalis übers Limit hinaus geht, dann war es ganz offensichtlich nicht das Limit. Cordalis holt trotzdem vier Sterne.

"Ich bin besser als die anderen zwei!", freut sich Cordalis, weil ihm das offenbar wichtig ist, und garniert sein Tagewerk mit allerlei Sprüchen aus der Leistungsgesellschaft. "Ich hab' mal gezeigt, wo der Hammer hängt, Papa hat geliefert", meint Cordalis und wähnt sich als "Bester, Bester, Bester". Ausserdem glaubt er, sein Sieg werde Konkurrent Gigi "ein bisschen aus der Bahn schmeissen". Tut er nicht. Stattdessen freut sich Birofio, dass es auch noch ein Dessert zum letzten Abendessen gibt.

Diese unterschiedliche Herangehensweise der beiden zeigt sich auch, als die Rest-Camper um Unterstützung bei den Zuschauern werben sollen. Cordalis glaubt, er habe den Sieg verdient, weil er in diesem Jahr die meisten Sterne im Camp erspielt hat. Birofio hingegen hält sich für siegestauglich, weil er das Herz am rechten Fleck habe. Die Zuschauer haben bei den beiden Herren also die Wahl zwischen Leistung und Herz. Bekanntlich haben sich die Anrufer für Option Nummer drei, Djamila Rowe, entschieden.

Gigi Birofio: "Taschengeld is' dabei?"

Für Lucas Cordalis, man kann es ihm nicht ansehen, muss das ein Schlag ins Kontor sein, wollte er doch Grosses erreichen, wenn sein Vater Costa als erster und er selbst als neuester Dschungelkönig in die TV-Annalen eingehen. "Wir schreiben, wenn es klappt, Geschichte", meint Cordalis und hält den Sieg in einer RTL-Trash-TV-Show offenbar tatsächlich für etwas Geschichtsträchtiges. Gigi Birofio hatte hingegen andere Prioritäten. Zum einen den Geldgewinn von 100.000 Euro, zum anderen, den Sieg von Cordalis irgendwie zu verhindern.

"Die Menschen haben’s erkannt", freut sich Birofio, als Sonja Zietlow und Jan Köppen Lucas Cordalis zum Drittplatzierten ausrufen, schliesslich gab es zwischen den beiden unterschiedliche Ansichten über Cordalis’ Grad an Authentizität. Für Rowe hat Birofio hingegen nur wohlwollende Worte übrig. Während die Siegerin noch einen Rechenfehler vermutet, meint Birofio: "Ich hätt’s ihm nicht gegönnt, aber dir gönn ich’s von ganzem Herzen." Und als Rowe mit der Frage, ob sie ihn adoptieren könne, das Kompliment zurück gibt, zeigt sich Birofio ein letztes Mal als Mann mit Humor: "Taschengeld is' dabei?"

Gigi Birofio gönnt seiner Kollegin also Titel und Geld und bei RTL selbst hört man die gleichen Töne. In "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! - Die Stunde danach", sind ehemalige Teilnehmer wie Thorsten Legat, Elena Miras und Filip Pavlovic voll des Lobes für Rowe, vor allem wegen deren Einstellung, man solle Menschen doch bitte nicht nach ihrem Äusseren beurteilen. Das ist in der Sache natürlich völlig richtig, scheinen aber bei RTL nicht alle so zu sehen. Denn fragt man einmal nach dem, was ausser Rowes Sieg von der diesjährigen Staffel so hängen bleibt, dann ist das nicht immer so schön.

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Denn während die ehemaligen Dschungelbewohner bei RTL Rowes Appell gegen Bodyshaming feiern, machten die beiden Moderatoren Sonja Zietlow und Jan Köppen in den vergangenen 14 Tagen genau das. Ihr permanentes Ziel: Cosimo und dessen Körper. Aber auch die Schönheitseingriffen nicht abgeneigte Djamila Rowe wurde Ziel des Spotts, etwa als Köppen einen mannshohen Lippenstift für Rowe als Gag in seine Moderation einbaute.

Anders respektlos ist der immer wieder und immer noch erschreckende Umgang mit Tieren. Das war er beim Dschungelcamp zwar von Anfang an, das macht es aber nicht besser. Vor allem, da andere Shows längst beweisen, dass man Niedrig-Niveau-TV auch würdevoller hinbekommt. Doch zum Abschluss der Staffel scheint RTL hier noch einmal einen neuen Tiefpunkt setzen zu wollen, als der Sender Gigi Birofio zu seiner letzten Dschungelprüfung einen abgetrennten Ziegenkopf serviert, aus dessen Augenhöhlen er die Augäpfel pulen, in eine Schale legen und dann essen muss.

Was all das, also der respektlose Umgang mit Tieren und Menschen, das Verhalten der Promis und Rowes Sieg, aber zeigt, ist, dass – Einschaltquoten hin oder her – "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" inzwischen aus der Zeit gefallen scheint. Denn hier gibt es für die Stars keine Fallhöhe mehr, im Gegenteil. Hier nimmt niemand mehr teil, der im Camp seinen Ruf verlieren kann, hier agieren nur noch Profis der Trash-TV-Unterhaltungsmaschinerie.

Kein Wunder also, dass Birofio Cordalis, als der sich nach Followerzahlen erkundigt, in der Show vorwirft: "Du weisst einfach nur genau, was du tust." Djamila Rowe hingegen wusste das als Nachrückerin offenkundig nicht - und vielleicht hat sie genau deshalb gewonnen.

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