• Wer wissen will, was Fernsehen alles kann, der sollte sich "Das Nachspiel" des Dschungelcamps vom Sonntagabend ansehen.
  • Wer wissen will, was Fernsehen auf keinen Fall sollte, auch. Denn das obligatorische Nachtreten von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" war Fernsehen in seiner stumpfesten Machart.
  • Immerhin mit ein paar kurzen Momenten, die an Unterhaltung erinnerten.
Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es ist dieser kleine Moment kurz vor Schluss, der einiges über "Das Nachspiel" von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" am Sonntagabend erzählt. Da sitzt Verena Kerth mit anderen Promis im Separee und wähnt sich offenbar frei von Kameras und Mikrofonen, als sie Folgendes zu Claudia Effenberg sagt: "Denkst du, ich lass mich auf irgend so einen Scheissdreck ein? Ich könnte die alle rasieren. Es langweilt mich. Bitte, macht alle! Ich hör mir das alles gerne an und ich geniess das so. Dieses kleine asoziale Pack hier!"

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In diesem kleinen Moment wird so einiges offen gelegt: das würdelose Treiben, das die Teilnehmer des jüngsten Dschungelcamps bis zu diesem Moment am Sonntagabend aufgeführt haben; der Glaube Kerths, in diesem würdelosen Treiben würdevoller zu agieren als die anderen; das Kalkül, mit dem sie selbst in der Sendung sitzt; und der Anspruch, den RTL an sein eigenes Programm und das Bild, das der Sender von seinen Zuschauern hat.

Möge das Nachtreten beginnen

Dabei hätte alles so schön, weil abgeschlossen sein können. Die Promis hatten ihre Tiergenitalien genascht, sich angeschrien, die "Dschungel-Königin" gekrönt, sich zum "Wiedersehen" getroffen und wieder angeschrien. An dieser Stelle hätte es eigentlich gut sein können – aber nicht für RTL. Denn eine Trash-TV-Show unterscheidet sich von anderen TV-Shows darin, dass es hier immer noch ein sogenanntes "Nachspiel" gibt.

Das ist nicht etwa dafür gedacht, um zu sehen, was denn aus den Teilnehmern einer Show geworden ist oder weil es "Redebedarf" gibt, wie Sonja Zietlow am Sonntagabend behauptet, sondern damit man sich wieder anschreit. Damit dieses eigentliche Ziel aber nicht zu sehr auffällt, darf "Dschungelkönigin" Djamila Rowe zunächst ein paar Belanglosigkeiten erzählen. Etwa, wie es mit den Männern läuft, ob das Geld noch da ist – ist es – oder dass sie siebenmal in der Woche zum Essen eingeladen werde.

Dann ist aber genug der Harmonie und die Moderatoren Sonja Zietlow und Jan Köppen stimmen zu Bildern der After-Dschungel-Party im Versace-Hotel schon mal auf das Kommende ein. Dort kommt der Streit mit Cosimo Citiolo zur Wiedervorlage und der sollte im Studio seine Fortsetzung finden. Cosimo ist sich sicher, seinerzeit nur wertfrei auf die Diskrepanz zwischen Rowes Instagram-Bildern und der Realität hingewiesen zu haben, andere scheinen das anders interpretiert zu haben.

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"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!": "Bullshit, Bullshit, Bullshit"

Wer hier die Wahrheit spricht, ist am Ende des Tages reichlich wurscht, deshalb hier nur ein paar verbale Impressionen der Diskussion: "Facetune hast du ja selber erfunden!"; "Du bist diejenige, die Beziehung kaputt macht"; "Laber doch nicht!"; "Bullshit, Bullshit, Bullshit".

Ja, bereits nach 20 Minuten sind die Promis auf Betriebstemperatur und die Redaktion hat noch vieles mehr vorbereitet, damit die Temperatur nicht sinkt. Zum Beispiel Bilder vom Duo Verena Kerth und Claudia Effenberg, über die Gigi Birofio sagt: "Das sind so typische Frauen – hätten die sich keinen Rich Boy geangelt, die wären Kellnerin geworden." "So eine Aussage kann man doch nicht mit einem normalen Menschenverstand treffen", glaubt Verena Kerth, eine geistreiche Antwort zu liefern.

Auch Claudia Effenberg meint, Schlagfertigkeit zu besitzen, doch bei ihr klingt das anders. Bei einem Streit mit Tessa Bergmeier empört sich Effenberg, von Bergmeier als "alte Frau" bezeichnet worden zu sein. Und was macht eine Frau von Grösse daraufhin? Sie erzählt der bekennenden Veganerin Bergmeier, dass sie nach ihrer Rückkehr aus dem Dschungel erst einmal ein Filet-Steak gegessen habe. Ja, eine Dreijährige hätte das kompetenter lösen können. Doch auch Bergmeier scheinen die Konfliktlösungsstrategien auszugehen. Sie zeigt am Ende des Streits der Effenberg beherzt ihren Mittelfinger.

Jemandem aus dem Hause Effenberg den Mittelfinger zu zeigen, hätte fast noch etwas Ironie gehabt und es wäre vielleicht sogar noch der niveauvollste Moment des Abends gewesen, hätte nicht Gigi Birofio gezeigt, dass man Fernsehunterhaltung auch ohne eine solche Eskalation machen kann. Zunächst berichtet Birofio, wie die Teilnahme am Dschungelcamp ihn und seinen Vater wieder näher zusammengebracht habe. Dann entdeckt der gelernte Industrieelektriker, dass er die Show auch selbst gestalten kann.

Gigi Birofio will’s wissen: "Und nur er hat dich berührt?"

Als ihn Sonja Zietlow nach seiner Beziehung fragt, dreht der 23-Jährige den Spiess einfach um und fragt Zietlow zurück: "Wie gehts deiner Beziehung? Wer ist deine Beziehung?" Zietlow versucht, die Gegenfrage wegzumoderieren: "Ich bin schon so lange verheiratet. 20 Jahre. Mit einem Mann!“ Da will es Birofio genau wissen und er fragt ungläubig unter dem Gelächter des Publikums: "Mit einem Mann? Nur einem? Und nur er hat dich berührt?"

Ja, es gab zwischen all dem Gezeter auch Momente, für die man sich nicht fremdschämen musste. Und dann gab es noch einen Moment, der schlussendlich keiner wurde. Denn vermutlich hatten nicht wenige damit gerechnet, dass die Affäre oder Nicht-Affäre um Iris Klein, ihrem Mann Peter und Yvonne Woelke Thema wird, schliesslich wird die nun schon seit Tagen durch die Boulevardpresse und die sozialen Medien getrieben. Doch hier interveniert Djamila Rowe, Freundin von Woelke, am Sonntagabend mit einem klaren Appell: "Bitte hört damit jetzt auf! Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben!" Zwei Sätze, die man gerne vor diesem Abend gehört hätte.

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