Tag zehn in Hürth-Efferen, und das einzige wirkliche Dickicht im Plastik-Ersatz-Dschungel vor den Toren Kölns ist das Regelwerk. Und mit Plastik-Ersatz ist nicht gemeint, dass sich Giulia Siegel mal wieder live ihre Silikonbrüste verkleinern lässt. Nein, es geht natürlich um die zahlreichen Palmen im IBES-Studio. Man muss kein Botaniker sein, um zu ahnen, dass derlei Bewuchs in Köln-Hürth eher nicht zu den traditionellen Gartengewächsen zählt.
Aber genug aus dem Blumengrosshandel, wir wollten uns ja mit der Komplexität der Regeln beschäftigen: Vier Testgruppen á drei Kandidaten. Einer pro Gruppe fliegt raus. Zwei pro Gruppe erreichen das Halbfinale. Ob dort dann statt drei plötzlich acht Anwärter auf das Goldene Ticket im 18 Quadratmeter-Tiny-House wohnen? Wird die Gruppe nochmals geteilt? Oder hat RTL noch ein Medium-House als Upgrade im Keller stehen? Keine Ahnung.
Klar ist nur: Es ist schon Tag zehn, und somit ziehen bereits die letzten drei Bewerber in die Schlacht um Australien. Ja, so schnell kann es gehen. Wenn richtig Konfro ist (oder ein rückwärtsdenkender Ex-Bachelor wie
Zur diesjährigen Kurzweiligkeit tragen allerdings nicht nur die Insassen bei, sondern erstmals auch die Outfits. Gerade in diesen Zeiten, in denen coronabedingt auf der Berliner Fashion Week nur mit Sparflamme gekocht wird und neben der fantastischen neuen Kollektion von Lana Müller nichts Moderelevantes stattfindet, stillt ausgerechnet RTL, die Vogue der TV-Sender, den Durst nach Haute-Couture. Und das mit den offiziellen Dschungelshow-Uniformen. Vier Gruppen, vier Motto-Outfits, wie man sie popkulturell betrachtet kaum schöner hätte arrangieren können:
Gruppe eins (
Ab heute dann also
Stichwort Betäubung: Kaum sind die letzten drei Kandidaten im Haus, denkt man kurz: Ach guck, das Schönheits-OP-Experiment von
Djamila Rowe wird ihrer Rolle als Älteste der Gruppe vom Start weg gerecht und verkündet: "Ich bezeichne mich selbst als Mutter aller Luder". Und da gab es einige. Teppich-Luder
Rowe jedenfalls, die als Botschafts-Luder in die Boulevard-Historie eingehen wird, ist als Luder natürlich perfekt auf die Ekelprüfungen im Rahmen des Dschungel-Castings vorbereitet: "Mal ein bisschen Sperma trinken vom Busch-Känguru, kein Problem". Rowe, das wird schnell klar, hat in ihrem Bewegten Leben schon schlimmeres schlucken müssen als Tier-Genitalien oder die Sprüche vom IBES-Kult-Duo Hartwich/Zietlow.
Filip Pavlović im Dschungelcamp: "Ich esse jede einzelne Kakerlake"
Keine Vergangenheit als Luder dagegen hat Filip Pavlović. Dafür sieht er aus wie ein als Eminem verkleideter
Filip ist ein höflicher und respektvoller Mensch. Eine äusserst angenehme Abwechslung vom notorischen Selbstdarsteller Oliver "El Romantico" Senne, der zum Glück nach drei Tagen vom Publikum den Donald-Trump-Gedächtnis-Arschtritt erhalten hat. Filip weiss, wo er herkommt und wem er was zu verdanken hat. Darum kümmert er sich auch - so gut es geht - um seine Mutter: "Ich greife ihr unter die Hand". Wow. Ein Traumsohn. Wer weiss, vielleicht geht er ihr sogar ab und an finanziell zu den Armen.
Gewinnen ist also vorprogrammiert bei Filip – und er ist gewappnet: "Ich esse jede einzelne Kakerlake auf, damit ich das Goldene Ticket bekomme". Wirklich jede? Zum Glück ist der Wendler nicht in der Nähe, denn das wäre ethisch schwierig vermittelbar und würde wohl auch ziemlich lange dauern.
Dritte im letzten Vorrunden-Zyklus der Eignungs-Tests für den Dschungel 2022 ist Xenia Prinzessin von Sachsen. Sie scheint vor allem viel schlafen zu wollen und inspiziert als erstes die Bett-Situation. Dabei stellt Xenia Sherlock von Sachsen nach kurzen Ermittlungen scharfsinnig fest: "Da ist eine Hängematte, aber ich weiss nicht, wie man die installiert". Tja, da hätte man sich besser mal die Hängematten-App runtergeladen.
Noch bevor sich aber direkt bettfertig gemacht wird, sinniert Filip zunächst noch eine Weile über den längsten Satz, den er sich je in seinem Leben gemerkt hat. Den vollen Namen von Xenia. Der lautet: Xenia Florence Gabriela Sophie Iris Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen. Xenia ist der Mensch mit den zweitmeisten Vornamen in Deutschland. Mehr hat nur noch Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg. Aber im Gegensatz zum Ex-Verteidigungsminister hat Xenia wenigstens nie eine Doktorarbeit geschrieben.
Insbesondere der Adelstitel macht Filip schwer zu schaffen. Was kann das bedeuten? Einige Minuten später ist er aber bereits einer Lösung auf der Spur: "Bist Du Königin?". Ja, also, fast. Bevor Filip sich vor lauter Ehrfurcht "God Save The Xenia" tätowieren lässt, erklärt diese ihm, warum sie eine echte Prinzessin ist: "Mein Ur- Ur- Urgrossvater war der letzte König von Sachsen".
Diese Blaublüter. Faszinierend. Meine Ur- Ur- Urgrossmutter war die erste Freundin von Dieter Bohlen, aber deswegen heisse ich ja auch nicht Marie Brother Louie Louie Louie von den Benken. Ähnlich kritische Rückfragen hat auch Filip: "Ist dieser Prinz Marcus auch ein Prinz?" – aber da ist Xenia stringent: "Nee, der ist adoptiert."
Geistesgegenwärtiger, als man es vielleicht erwartet hätte, kombiniert Filip: "Dann könntest Du mich auch adoptieren, und dann wäre ich Prinz? Und muss ich dann Deinen Nachnamen annehmen?" – und auch hier kontert Royal Xenia kompromisslos ehrlich: "Ja klar, oder glaubst Du, Du kannst Prinz von Mumbai werden?"
Bevor dann noch die gesamte Thronfolge der britischen Monarchie durchgehechelt wird, steuert Luder-Prinzessin Djamila auch noch mal was bei. Sie verrät, was sie in ihrem Leben bereut: "Bei Ammer-Partys Titten raus, das würde ich heute nicht mehr machen". Wenn ein bisschen VIP-Bereich-Flashing das Einzige ist, was man mit 53 Jahren bereut, ist das doch eigentlich eine ganz gute Bilanz.
Dschungelshow: Diese GNTM-Kandidatinnen waren dabei
Ihre diversen Schönheits-OPs etwa bereut sie überhaupt nicht. Obwohl: "Ich bin ein sehr schreckhafter Mensch". Darum hat sie vermutlich bei sich zu Hause alle Spiegel abgehängt. Vielleicht kann man aber auch einfach nichts bereuen, an das man keine Erinnerung hat: "Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich meine Lippen habe machen lassen".
Prompt rechnet sie vor: "Seit 23 Jahren jedes Jahr so fünf bis acht Mal". Auf ein amtliches Endergebnis kommt sie im Laufe der heutigen 120 Minuten Sendezeit noch nicht, klar ist aber: Djamila Rowe hat sich öfter die Lippen machen lassen, als die FDP Wähler hat.
Djamila Rowe plaudert in Dschungelshow aus dem Nähkasten
Als wir schliesslich alles über Adel und OPs wissen, wird es endlich fies. Es ist, als wäre die Dschungelshow erst heute richtig losgegangen. Und das verdanken wir Djamila Rowe, die beim Austausch über die verschiedenen grimmepreis-verdächtigen TV-Formate, bei denen man so dabei war, von ihrer Zeit während der Promi-Version von "Adam sucht Eva" berichtet.
Dort erlebte sie nämlich das grösste Trauma ihrer TV-Karriere. Ohne mit der (künstlichen) Wimper zu zucken, outet sie die umgekehrte erektile Dysfunktion von Bastian "Long Dong" Yotta: "Der Penis von Yotta ist riesig und steht immer. Der hat das Ding einfach nicht unter Kontrolle". Vor den staunenden Augen von Prinzessin Xenia und "Like Me – I'm Famous"-Gewinner Filip führt sie aus: "Den brauchte man nur mal versehentlich kurz am Arm zu berühren und zack – stand das Ding!"
Bastian Yotta, der Gewinner von "Mobbing unter Palmen", ist also nicht nur ein seichtintellektueller Motivations-Scharlatan und Hetz-König, sondern auch mit dem Testosteron-Spiegel eines 12-Jährigen gesegnet. Ob Djamila mit dieser Offenbarung allerdings ihrem Ziel näherkommt, das sie sich für ihre Teilnahme an der Dschungel-Qualifikations-Show vorgenommen hat, darf bezweifelt werden.
In einem grossen Danni-Büscher-Anfall eröffnet sie Majestät Xenia und Bachelorette-Teilnehmer Filip nämlich ihre wahren Motive. Sie ist dabei, weil "ich möchte, dass meine Kinder stolz sind." Und auch, warum das ausgerechnet über ein Trash-TV-Format gelingen soll, kann sie plausibel erklären: "Weil ich keinen grossartigen Beruf erlernen konnte".
Bevor es dann zu gemütlich wird, oder der Eindruck entstehen könnte, die Dschungelshow wäre eigentlich "Das Grosse Promi-Buchstabieren", schickt RTL die drei in eine Prüfung, die zur Abwechslung mal nichts mit dem korrekten Aufsagen von Buchstabenreihen zu tun hat: "Der letzte Schrei".
Fulminant abliefernd, sichern sich Xenia, Djamila und Filip sechs Sterne. Morgen folgt dann das Update: "Der letzte Schreyl". Dabei müssen die Kandidaten aus einem Bottich, der mit fünf Millionen Litern abgelaufenem Haargel gefüllt ist, einen abgelegten RTL-Moderator fischen.
Xenia: Auch mal eine junge Frau ohne operierte Brüste dabei
Und dann ist die Berichterstattung von Tag zehn auch beinahe schon vorbei. Aus unerfindlichen Gründen spricht Xenia den Aufruf, für sie anzurufen, mit holländischem Akzent. Keiner weiss warum. Hält sie sich vielleicht für die neue Marijke Amado?
Oder denkt sie: Sachsen oder Holland, egal – Hauptsache bescheuerter Akzent? Ist ihr vollständiger Name womöglich sogar Xenia Florence Gabriela Sophie Iris Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen van der Vaart de Mol? Auch dieses Rätsel bleibt zunächst ungelöst. Vor allem, weil ich nichts mehr sehen kann, denn ich habe Filips Speichel in den Augen: "Ruft für mich an, ich küsse eure Augen!" Eine fragwürdige Methode, vor allem in Zeiten der Corona-Abstandsregeln.
Was von Tag zehn bleibt, neben einer ausgewachsenen Sehstörung: Mit Xenia ist mal eine junge Frau dabei, die keine operierten Brüste hat und drei Sätze akkurat aneinanderreihen kann, die sogar korrekt verwendete Fremdworte statt Ghetto-Slang enthalten.
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