Seit der Erstausstrahlung 2004 ist "Ich bin ein Star – holt mich hier raus!" alljährlich eines der grössten TV-Ereignisse. Das "Dschungelcamp" beschert RTL hervorragende Einschaltquoten und bestimmt die Schlagzeilen. Der Medienwissenschaftler Lothar Mikos nennt Gründe für den Erfolg des Formats.

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Ziemlich genau 16 Jahre sind vergangen, seit am 9. Januar 2004 die erste Folge von "Ich bin ein Star – holt mich hier raus!", umgangssprachlich als "Dschungelcamp" bekannt, ausgestrahlt wurde. Costa Cordalis wurde bei der Deutschland-Premiere der Show Dschungelkönig, unter anderem waren auch Lisa Fitz, Daniel Küblböck und Werner Böhm dabei.

Am Freitag startet nun die 14. Staffel der Show auf RTL. Viel geändert hat sich am Konzept im Verlauf der Jahre nicht. Die Kandidaten führen Gespräche am Lagerfeuer, es gilt, Dschungelprüfungen sowie kleine Spiele und Aufgaben zu bewältigen, das Geschehen wird von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich spitzzüngig kommentiert.

Obwohl dies wenig innovativ ist und der Anteil der tatsächlichen Stars unter den Kandidaten in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen hat, ist das "Dschungelcamp" nach wie vor eines der grössten, wenn nicht das grösste Unterhaltungsformat im deutschen TV. Doch warum eigentlich?

Karneval im Dschungel

"Eines der Erfolgsgeheimnisse ist, dass es quasi wie Karneval ist. Das 'Dschungelcamp' wird ja auch immer in der Karnevalszeit gesendet", sagt Professor Dr. Lothar Mikos von der Filmuniversität Babelsberg.

Im Karneval wird sich traditionell über die Mächtigen, die Berühmten, die Reichen lustig gemacht, ähnlich verhält es sich im australischen Dschungel. Die Schadenfreude, wenn sich ein Kandidat einer Ekelprüfung unterziehen muss oder die hungrigen Teilnehmer wieder mal nur Reis und Bohnen bekommen, ist ein zentraler Grund für den Erfolg des Formats.

"Die Kandidaten werden in Ausnahmesituationen gezeigt, was im Camp passiert, wird wie bei 'Big Brother' überwacht und gezeigt. Die Zuschauer beobachten die Leute bei der Interaktion und überlegen gleichzeitig, ob sie sich verstellen, um beim Zuschauer gut anzukommen, oder ob sie wirklich so sind", erklärt der Professor für Fernsehwissenschaften weiter:

"Das führt dann dazu, dass die Leute im Alltag über die Sendung sprechen und sich darüber austauschen, wie die Kandidaten so sind. Diese Verlängerung in die Alltagsgespräche hinein macht es attraktiv."

Das Geheimnis des "Dschungelcamp"-Erfolgs

Und das ist vielleicht das grösste Erfolgsgeheimnis des "Dschungelcamps". Während "Ich bin ein Star – holt mich hier raus!" läuft, ist die Show Gesprächsthema Nummer eins und bestimmt die Schlagzeilen. Kein anderes TV-Format ist in den Medien und im Alltag auch nur annähernd so präsent.

Dafür sorgt das clevere Casting von RTL. Gerade die im Vorfeld nicht sonderlich prominenten Kandidatinnen und Kandidaten, die Reality-Sternchen, sind oft das Salz in der Dschungelsuppe. Larissa Marolt oder Sarah Knappik etwa machten sich einen Namen als "Dschungelzicke", wurden von den Zuschauern immer wieder in die Prüfungen geschickt und durften sich nach der Rückkehr aus Australien über eine enorme Medienpräsenz freuen.

Man darf gespannt sein, wer dieses Jahr in ihre Fussstapfen tritt. Interessant dürfte für viele Fans sein, was etwa Claudia Norberg, die Ex-Frau von Michael Wendler, zum neuen Liebesglück des Schlagersängers zu sagen hat. Die Lagerfeuergeschichten von Daniela Büchner, der Witwe des verstorbenen "Goodbye Deutschland"-Stars Jens Büchner, dürften ebenso für Schlagzeilen sorgen.

Auch das Feuilleton berichtet

Dabei sind es längst nicht mehr nur die Boulevard-Medien, die über das Geschehen im australischen Dschungel berichten. "Das 'Dschungelcamp' hat eine Karriere vom reinen Trash-TV rein ins Feuilleton geschafft. Es hat eine Berichterstattungskarriere gemacht und dadurch auch mehr Anerkennung in anderen Kreisen gefunden", sagt Professor Mikos.

Das macht einen Aufenthalt im Dschungelcamp auch für Prominente verlockend, die Karriere ausserhalb der TV-Unterhaltungsbranche gemacht haben. In diesem Jahr sind der ehemalige Box-Weltmeister Sven Ottke, die Schauspielerin Sonja Kirchberger und der frühere Verkehrsminister Günther Krause die bekanntesten Teilnehmer. Neben der Gage winkt ihnen die Möglichkeit, sich einem grossen Publikum wieder ins Gedächtnis zu bringen.

"In den Tagen, in denen das 'Dschungelcamp' läuft, bedeutet es für alle Kandidaten Publicity. Jeder berichtet darüber. Für Leute, die im Film-, Fernseh- oder Sportgeschäft waren und jetzt aus Alters- oder sonstigen Gründen keine Rollen mehr kriegen oder sich anderen Dingen gewidmet haben, ist es zumindest ein Sprungbrett, um es wieder in die öffentliche Diskussion schaffen. Ob dann daraus Jobs resultieren, ist eine andere Frage", erklärt Mikos.

Keine Absage wegen der Brände in Australien

Diskutiert wird in der Öffentlichkeit gerade auch recht intensiv, ob RTL das "Dschungelcamp" angesichts der verheerenden Feuer in Australien überhaupt ausstrahlen sollte. Mikos hat dazu eine klare Meinung.

"Zu dieser Zeit finden in Australien auch Tennis-Turniere statt, demnächst starten die Australian Open. Die werden auch nicht abgesagt, weil es brennt. Man kann anhand der Brände viel diskutieren, zum Beispiel Auswirkungen des Klimawandels", sagt der Medienwissenschaftler. "Aber man kann anderen nicht moralisch vorwerfen, dass sie aktiv sind, obwohl es brennt. Es ist ein Totschlagargument, dass man nichts mehr machen darf, wenn es irgendwo eine Katastrophe gibt. Aber das Leben geht weiter, auch wenn es eine Katastrophe gibt."

Proteste gegen das "Dschungelcamp", ob aus moralischen oder ethischen Gründen, begleiten die Show seit ihrem Start 2004. An den überragenden Quoten und dem grossen Erfolg des Formats haben sie nichts geändert.

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