Australien. 30 Grad. Die Krone sitzt. Am Montagmorgen kürten die Zuschauer der RTL-Show "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" die ehemalige Sängerin der No Angels, Lucy Diakovska, zur neuen "Dschungelkönigin". Am Ende der Finalshow zeigt RTL noch einmal, warum das Dschungelcamp auch nach 20 Jahren immer noch Gesellschaftssatire sein will, aber am Ende nur respektloses Trash-TV ist.
Zuerst fällt sie
Gibt's doch und wovon man da am frühen Montagmorgen gegen halb eins Zeuge geworden ist, ist der Freudentaumel von
Das Dschungelcamp 2024: Überstunden und Kurzarbeit
Zumindest letzten Punkt hat Diakovska mit dem Zuschauer gemein, denn nach 17 Folgen dürften selbst die hartgesottensten Fans ebenfalls genug haben und nur noch wissen wollen, wer den nun das ganze Elend als Sieger verlässt. Normalerweise lässt es RTL im Finale dementsprechend langsam angehen, schliesslich haben die Protagonisten in den vergangenen zwei Wochen genug gearbeitet – die einen mehr, die anderen weniger. Aber Streber gibt es eben immer und überall, warum dann nicht auch im Trash-TV.
Kim Virginia Hartung etwa legte los wie die Feuerwehr, bombardierte Camp-Kollegen wie Zuschauer unentwegt mit all ihren drei Themen:
Cora Schumacher war da wesentlich effizienter. Sie verordnete sich selbst Kurzarbeit, platzierte bereits kurz nach ihrem Einzug die Geschichte von einer Affäre mit Oliver Pocher und machte sich nach nur drei Tagen einen schlanken Fuss – wegen des rauchenden Lagerfeuers. Auch Ex-GNTM-Teilnehmerin
Jan Köppen: "Krokodilherz gab's noch nie"
Der Rest der Dschungelbelegschaft bot im Vergleich dazu nicht besonders viel an – oder wurde vom Schnitt nicht ausreichend bei der Reichweitenvermehrung unterstützt. Und so wunderte es nur bedingt, dass im Finale die drei Aktivposten unter den restlichen Kandidaten standen: Tim Kampmann aka
Denn RTL hält es auch nach 20 Jahren immer noch für eine gute Idee, Tiere – ob tot oder lebendig – zu Unterhaltungsgegenständen zu degradieren. Twenty4tim etwa wird unter Tage geschickt, um in einer Erdgrube in Anwesenheit von zwölf Schlangen, Sterne von Gewinden zu friemeln. Lucy bekommt es ebenfalls mit Tieren zu tun – allerdings in der toten Variante. Die neue Dschungelkönigin muss vor ihrer Krönung noch allerlei Tiere essen.
Zuerst werden ihr Stabheuschrecke, Skorpion und Tarantel serviert und nachdem sie alles heruntergewürgt hat, meint die Sängerin: "Also schön ist das nicht." Sie dürfte wenig Widerspruch finden. Trotzdem hat Diakovska noch Platz für eine Portion Schweineuterus und als Jan Köppen über den nächsten Gang sagt "Krokodilherz gab's noch nie", möchte man am liebsten antworten: "Ja, und das ist auch gut so." Doch da wusste man noch nicht, dass der Gipfel der Geschmacklosigkeit erst noch kommen sollte.
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Geht's noch respektloser? - "Ja, klar!"
Denn Diakovska werden noch insgesamt fünf Augen von Fisch, Kamel, Schwein und Rind gereicht. Doch nicht etwa zur Direktverkostung, nein, Diakovska muss die Augen erst auspressen und die gewonnene Flüssigkeit im Anschluss schlucken. Wer sich an dieser Stelle fragt: "RTL, geht's noch respektloser?", der bekommt wenige Minuten später die Antwort: "Ja, klar!"
Denn für ihre letzte Dschungelprüfung wird Leyla Lahouar am Boden festgeschnallt, ehe sie im Anschluss mit lebenden und toten Tieren überschüttet wird. Fünf Minuten lang soll sie liegenbleiben, während Mehlwürmer, Kakerlaken, Ameisen und "Fisch- und Fleischabfälle", wie Moderator Jan Köppen es nennt, auf ihr landen. Als gäbe es "Abfälle von Tieren". "Oh Gott, das ist so abartig", wimmert Lahouar zwischendrin und man muss weder Veganer noch Vegetarier sein, um ihr zuzustimmen.
Noch vor Ablauf der fünf Minuten bricht Lahouar dieses unwürdige Spektakel ab. Noch sichtlich schockiert macht sich Lahouar auf den Rückweg und um die immer noch auf ihr krabbelnden Kakerlaken loszuwerden, zieht sich Lahouar weinend aus – während der Kameramann munter weiter draufhält. Manchmal liegen Abstand und Anstand sehr nah beieinander.
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"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!": Die meinen das ernst
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass das Ganze eine riesige Satire ist, schliesslich arbeitet kaum ein anderes TV-Format derart mit Ironie und Sarkasmus. Die bissigen Kommentare von Zietlow und Köppen seien legendär, die ganze Show darauf ausgerichtet, die Teilnehmer in ihrem Drang nach Geld und Reichweite blosszustellen – und das funktioniere eben umso besser, je drastischer die Mittel sind.
Klingt logisch, doch dabei verheddert sich RTL, denn auf der einen Seite passiert zwar genau das, auf der anderen Seite nimmt der Sender die Show und ihre Teilnehmer aber sehr wohl ernst, inszeniert das Drumherum wie ein Sportereignis, befragt Familie, spricht mit Experten, liefert Vor- und Nachberichterstattung. Das ist dann längst keine Satire mehr, das meinen die ernst.
Und so geht das 2024er-Dschungelcamp mit dem Wissen zu Ende, dass RTL auch nach 20 Jahren der Unterschied zwischen Respektlosigkeit und Trash-TV nicht so ganz klar ist.
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