Tag 7 in der Dschungelshow und ich kenne erstmals in der #IBES-Historie wirklich keinen der drei neuen Kandidaten. Klar, es ist ein Running-Gag, bei jeder Gelegenheit zu betonen, man würde wirklich niemanden dieser sogenannten Stars im Dschungel kennen, weil man ja Niveau hat. Auch den Dschungel guckt man natürlich nur ironisch, damit man sich über die Meta-Gags der Moderatoren und die Comedy-Kommentare auf Twitter lustig machen kann. Und sich in die Untiefen bildungsferner Randgruppen zu begeben. Quasi als Sozialstudie.

Eine Kolumne
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Das ist natürlich eine narzisstische Verklärung des eigenen Kulturniveaus. Unter uns gesagt glaube ich nicht, dass viele der IBES-Zuschauer die restlichen 50 Wochen des Jahres abseits des Dschungelcamps damit verbringen, Tolstoi zu lesen. Am Ende erwischt man sie dann doch dabei, rein zufällig auch mal bei "Love Island", "Sommerhaus der Stars", "Promi Big Brother", "Bachelor", "Promis unter Palmen" oder den zahllosen quasi identischen Formaten reingezappt zu haben.

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Letztendlich werden nur die Titel ausgetauscht, denn die Dynamik (Konfro! Konfro! Kondro!) bleibt immer identisch und auch der Pool der Kandidaten wird eigentlich immer nur neu durchgemischt und dann zwischen den verschiedenen TV-Studios hin und her verschoben. Heute stimmt es aber. Weder von Oliver Sanne, noch von Christina Dimitriou oder Sam Dylan habe ich jemals vorher etwas gehört. Und ich beschäftige mich sogar beruflich regelmässig mit den Niederungen des Reality-TV, oder wie wir es bei RTL nennen: Insolvenzverwalter-Bingo.

Erstmals kenne ich also zu Beginn der Folge ausschliesslich Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. Hartwich von "Let´s Dance" und Zietlow von ihren Vorträgen zum Thema Corona, die sie in ihrem Hauptberuf als Virologin hin und wieder in ihrer Peer-Group bei Facebook teilt.

Dschungelcamp 2021: Das sind die drei neuen Kandidaten

Zietlow zeigt sogar irgendwann live ihre Hupen. Also, nicht was Christian Lindner jetzt denkt. Sondern diese kleinen Mini-Hupen, auf denen man so lustig tröten kann. Bis dahin sind zwar schon gute 20 Minuten vergangen, aber immerhin weiss ich dank Google nun, wer die drei Bewerber auf das Goldene Dschungel-Ticket sind: Oliver Sanne, Sam Dylan und Christina Dimitriou. Ich hoffe, Sie wissen diese Serviceleistung zu schätzen, denn jetzt brauchen nicht mehr Sie selbst Suchmaschinen zu durchforsten. Das versaut auch den Algorithmus. Ich zum Beispiel bekomme in den nächsten Tagen vermutlich nur noch Werbung für Dortmunder Beauty-Kliniken angezeigt. Hier also meine Promi-Profile zu Testgruppe 3:

  • Oliver Sanne

Oliver Sanne war 2015 der fünfte "Bachelor". Danach wurde er durch einige ähnliche Formate durchgereicht, bis seine Rest-Reputation vergangenes Jahr beim "Grossen Sat.1 Promiboxen" verendete. Welchen Promi er boxen durfte, ist mir nicht bekannt. Vielleicht hat ihn die Teilnahme am Promiboxen aber dazu motiviert, sich ein wenig an einem Sylvester-Stallone-Look auszuprobieren. Leider wirkt er auf den 18 Quadratmetern Tiny House, auf denen er sich die kommenden 72 Stunden aufhalten wird, weniger wie Rocky, sondern maximal wie ein als Rambo verkleideter Ingo Nommsen.

Seine aktuelle Freundin hat er kennengelernt, als er "eigentlich nur ein schönes Nümmerchen schieben wollte". Das ist wahrscheinlich auch der Grund für seinen Spitznamen: "Man nennt mich auch El Romantico." Oder seine Vorlieben beim Geschlechtsakt: "Das darf mal richtig klatschen, wenn man auf den Bootie haut." Mach dir mal keine Sorgen, Oli. Klatschen gibt es für dich in den nächsten Tagen mit Sicherheit. Allerdings von den Zuschauern.

El Romantico ist aber nicht nur sehr, sehr romantisch veranlagt, sondern: "Ich kann auch Sachen verstehen und ich bin nicht dumm". Um diese Theorie wissenschaftlich zu unterfüttern, legt er nach: "Darum bin ich es leid, mit diesen 08/15-Influencern verglichen zu werden." Gut, mittlerweile hat jede Zwölfjährige, die ihre Lippen halbwegs synchron zu absurden Filmdialogen bewegen oder wenigstens halbnackt tanzen kann, alleine auf TikTok zweitausend Mal mehr Reichweite als El Romantico über alle seine Kanäle zusammen. Die Gefahr, dass El Romantico überhaupt noch Influencer genannt wird, ist also überschaubar.

  • Christina Dimitriou

Christina Dimitriou ist, wie könnte es anders sein, Kosmetikerin. Der mit sympathischer Natürlichkeit punktende Feingeist aus Dortmund trägt sein Herz auf der Zunge und spricht mit erfrischendem Ruhrpott-Slang. Ein Beispiel? Na gut. Nachdem sie die erste inoffizielle Prüfung, das Öffnen einer Konservenbüchse mit einem Dosenöffner, nicht akkurat absolvieren kann, fasst sie zusammen: "Was 'ne Wichse." Selbstverständlich fordere ich ob dieses inakzeptablen Verhaltens (es gucken auch Kinder!) lebenslanges Stadionverbot im Signal-Iduna-Park.

Wobei ich mir andererseits nicht vorstellen kann, dass Christina sich gross für Borussia Dortmund interessiert. Sie hat offensichtlich vor einiger Zeit mal beim besten plastischen Chirurgen am Westenhellweg eine Flatrate gebucht und ihn dann beauftragt: "Einmal wie Sabrina Setlur bitte." Wurde dann aber doch die Grossmutter von Ariane Grande. Fakt ist aber: Christina interessiert sich nicht für Bälle, ausser ihre eigenen. Und die sind "natürlich gemacht". Das ist aber nicht schlimm, dazu steht sie. Immerhin ist sie: "Aussen fake, innen real."

Bei El Romantico ist das übrigens umgekehrt. Ihm gefällt daher Christinas Optik nicht so sehr: "Bei ihr ist viel gemacht. Aufgespritzte Lippen, gemachte Möpse." Und das hat natürlich Konsequenzen: "Irgendwann sehen die gemachten Hühner alle gleich aus." Eine fatale Entwicklung für El Romantico: Wie soll er dann in Zukunft seine eigene Freundin noch erkennen?

  • Sam Dylan

Der frisurbesessene Haar-Fetischist Sam Dylan ist eine ziemliche Mogelpackung. Das fängt bereits beim Namen an. Ähnlich wie Julia Klöckner und Harald Glööckler sind auch Sam Dylan und Bob Dylan weder verwandt noch verschwägert. Haare sind für ihn sehr wichtig, insbesondere seine eigenen. Eingriffe aus dem Bereich der ästhetischen Medizin findet er dagegen nicht so toll: "Ich halte nichts von OP-Operationen." Was er von KFZ-Kraftfahrzeugen hält, verrät er aber nicht.

Bei ihm wird das Promi-Dilemma dieser Dschungel-Saison besonders deutlich. Wenn es jetzt schon reicht, irgendwann mal bei "Prince Charming" hinten links durchs Bild gelaufen zu sein, um einen Bekanntheitsgrad zu erwerben, der für die Qualifikation zur Qualifikation für IBES 2022 reicht, könnte RTL auch den Hundesitter von Helene Fischer oder die Putzfrau von Thomas Gottschalk zu den Hunger-Games für Ex-Promis einladen.

Sam Dylan: Mein "IQ ist so irgendwo bei 9,8"

Obwohl Thomas Gottschalk ja aktuell für TV-Formate keine Zeit hat. Der hängt ja nur noch in Deep-Talks auf der neuen Sensations-Plattform Clubhouse ab. Also, wenn er es schafft, sich einzuloggen. Gestern zum Beispiel wurde er für 19 Uhr in einem Chatraum mit Sascha Lobo und Jule Wieler angekündigt. Kam aber gefühlt so gegen 20:45 Uhr, während tausende Zuhörer und Zuhörerinnen die Wartezeit damit verbringen mussten, Lobo dabei zuzuhören, wie er Thomas Gottschalk geduldig via Handy erklärt, wie man sich in eine App einloggt. Ein bisschen so, wie bei uns allen zu Hause, wenn die Eltern sich dann auch mal ein iPhone gekauft haben.

Lobo ist übrigens der mit dem roten Iro (wäre mal interessant, was Hairstyle-Ikone Sam Dylan zu diesem Modell sagt) und Wieler ist im vierten Monat schwanger. Von Lobo, nicht von Gottschalk. Das nur fürs Protokoll, damit morgen nicht bei der "Closer" die Redaktionssitzung vollkommen aus dem Ruder läuft. Wobei man gestern Abend kurzzeitig den Eindruck bekam, bis Thomas Gottschalk es zu Clubhouse schafft, ist das Kind von Jule und Sascha mit dem Abi durch.

Aber ich schweife ab. Es geht ja um Tiny House, nicht um Clubhouse. Und da sitzt eben jener Sam Dylan und berichtet, auch er wäre sehr schlau. Er nähme an, sein "IQ ist so irgendwo bei 9,8". Ich habe mal gelesen, man benötigt einen IQ von 75, um fähig zu sein, eine Banane zu schälen, ohne dass die Frucht dabei zerquetscht wird. Rechnen Sie also selber nach.

Diese waghalsige These untermauert Dylan sogleich, indem er der Nation erklärt, was ein Eintopf ist: "Eintopf ist eingetopft. Zweitopf gibt es nämlich nicht." Und da hat er absolut Recht. Es zeigt sich: Dylan hat nicht nur einen IQ von mindestens 9,8, sondern er kann auch besser zählen als … naja, alles andere eben.

Wenn man so einen hohen IQ hat, bringt das natürlich Probleme mit sich. Die Anforderungen an eine mögliche Leihmutter für das Kind, das Dylan gerne mit seinem Lebenspartner haben würde, liegen beispielsweise sehr hoch. Diese sollte vor allem schlau sein: "Gebildetheit, da würde ich schon drauf achten." Offensichtlich wäre das auch extrem notwendig. Und auch ein wenig Intelligenzheit und eine Prise Cleverkeit könnten helfen.

Mein Lieblingssatz von Dylan lautet aber: "Ich habe auch echte A-Promis in meinem Handy. Andrej Mangold. Ach nee, das schneiden wir lieber raus." Grüsse an dieser Stelle an den "Sommerhaus der Stars"-Gewinner der Herzen. Das muss man auch erstmal schaffen. Jemand, der sich selber einen IQ von 9,8 attestiert und stolz darauf ist, eine Art Wischmob aus Fieberglas auf dem Kopf zu tragen, schämt sich öffentlich dafür, deine Nummer zu haben.

Den Rest des Abends verbringt 9,8-IQ-Mann Dylan dann damit, über andere zu lästern. Erst über Ex-Bachelor Leonard Freier, den er konsequent den "Botox-Bachelor" nennt und feststellt: "Was hat der mit seinem Gesicht gemacht? Ich würde mich erschiessen, wenn ich so aussehen würde." Dann über Mitbewohnerin Christina, der er mit der Subtilität eines Öltankers in einer Telefonzelle einen Hang zur Prostitution unterstellt: "Wenn man Christina so sieht, könnte man schon denken, sie wäre eine Frau, die gerne mal mit einem Sugar-Daddy auf eine Kreuzfahrt geht. Man kann schon in eine nuttige Ecke abrutschen."

Der erste deutsche Bundeskanzler? "Robert Adenauer"

Spätestens, als Sam seinen WG-Kumpanen von der italienischen Delikatesse "Ravaioli" berichtet, kommen dem neutralen Zuschauer selbst an den 9,8 erste Zweifel. Aber mal was anderes: Haben Sie jetzt nicht auch plötzlich Hunger auf eine schöne Lasasagne?

Dieses Gequatsche kann selbst das dschungelerprobte Team von RTL nicht mehr aushalten und schickt Dylan, El Romantico und Christina direkt in die erste Prüfung. Christinas Kopf wird dabei in ein schönes Terrarium mit Schlangen gesperrt, was sie mit einem beherzten "Ich fick mein Leben!" quittiert. Dabei dann bitte Verhütung nicht vergessen. Christina, sonst zeugst Du am Ende noch versehentlich Nachwuchs mit dir selber. Und das Kind will dann nicht mal Sam Dylan adoptieren.

Der glänzt im anschliessenden Quiz erwartungsgemäss mit einem Füllhorn richtiger Antworten. Wie etwa dieser auf die Frage, wie der erste deutsche Bundeskanzler hiess: "Robert Adenauer!" Ja, genau. Und der aktuelle heisst Giesela Merkel.

Im obligatorischen Rückblick auf alte Staffeln besuchen heute Evelyn Burdecki und Gisele Oppermann das Fleurop-Studio von Daniel und Sonja. Während des Rückblicks auf Staffel 13 wird mir erstmals bewusst: Bastian Yotta und Chris Töpperwien sind zwei unterschiedliche Personen. Faszinierend.

Aber egal. Nach dem ersten Drittel der Qualifikationszeit für Testgruppe 3 liegt El Romantico in der Gunst der Zuschauer auf Platz 1. Gestern bereits wurde Bea Fiedler rausgewählt. So langsam beginne ich zu glauben, RTL könnte in dieser Staffel eine weitere Regel-Änderung eingeschmuggelt haben. Das Rückwärtszählen von Anrufen. Anders sind solche Voting-Ergebnisse kaum noch zu erklären. Das werde ich morgen ganz besonders im Auge behalten. Und Ihnen hier berichten. Bis dann!

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