Bleibt alles anders: Das eigentliche Dschungelcamp wurde wegen Corona gestrichen. Stattdessen beziehen die diesjährigen Kandidaten als Ersatz-Intelligenzfriedhof ein Tiny House in Hürth. Und das ist vor allem: eng. Der Sieger darf dann im nächsten Jahr ins echte Dschungelcamp.

Christian Vock
Eine Kritik

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"Herzlich willkommen zu 'Das hier ist nicht das Dschungelcamp!'" Die traditionelle Begrüssung zur alljährlichen Dschungelsause von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich fällt in diesem Jahr ein bisschen weniger traditionell aus, als sonst.

Denn die 15. Staffel der Kotz-und-Würg-Unterhaltung ist wegen der Corona-Pandemie verschoben. Deshalb gibt es diesmal nur eine "grosse Dschungelshow", bei der der Sieger ein bisschen Geld und ein Ticket für das eigentliche Dschungelcamp im kommenden Jahre gewinnen kann.

Das Dschungelcamp wird zum Tiny House

"Ich bin ein Star – und hock' in Hürth!" Wegen der Corona-Pandemie hat man sich die Reise nach Australien bei RTL also geklemmt und ist in Deutschland geblieben. Das bedeutet nicht, dass es die Kandidaten in diesem Jahr bequemer haben. Im Gegenteil, denn sie haben es vor allem enger. Statt eines Camps steht in den Hürther Fernsehstudios nämlich ein sogenanntes Tiny House.

Das ist im Grunde ein vollumfängliches Haus, nur eben eine Nummer kleiner als üblich. Okay, sehr viel kleiner. Ganze 18 Quadratmeter bleiben den Kandidaten. Schnelle Kopfrechner merken sofort: Das wird schwer mit den 1,5 Metern Sicherheitsabstand.

Deshalb versieht RTL seine Kandidaten mit dem Hinweis, dass alle vor dem Einzug auf Corona getestet wurden und in Quarantäne waren. Das schützt zwar vor einer Infektion, aber nicht davor, dass man sich diesmal schneller auf die Nerven gehen wird als sonst.

Wer braucht schon Regeln?

Gibt es nicht. Gab es noch nie. Das einzige Ziel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" war von Anfang an, kein Ziel zu haben, denn völlige Ziellosigkeit lässt den Kandidaten alle Möglichkeiten offen.

Es gibt nichts, worauf man gemeinsam hinarbeiten könnte, keine Orientierung, nur das Hier und Jetzt und reine Impulshandlungen. Das einzige, was den IBES-Teilnehmern in dieser emotionalen Zurückgeworfenheit bleibt, ist die Pflege des eigenen Images, um für weitere Trash-Teilnahmen gebucht zu werden..

Trotzdem braucht man selbst bei RTL irgendwelche Wegmarken, damit man weiss, wann der ganze Zirkus wieder die Stadt verlässt. Und so gibt es zumindest ein organisatorisches Prozedere: Die Kandidaten werden nacheinander in Dreierteams ins Haus gesteckt und müssen die üblichen Ekelprüfungen erledigen.

Die Zuschauer wählen dann pro Team einen Kandidaten raus, bis dann irgendwann die verbliebenen acht Kandidaten ins Halbfinale einziehen. In der Startfolge zogen Mike Heiter, Zoe Salome Saip und Frank Fussbroich in das Häuschen ein.

Die Kandidaten

Das A und O jeder "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!"-Staffel. Wer hier umsichtig bucht, der freut sich über langanhaltenden Trash. Den diesjährigen Anfragen ans Management gefolgt sind:

  • Djamila Rowe: Ist schon so lange irgendwie im Fernsehen dabei, dass man gar nicht mehr weiss, warum. Wer es doch wissen will, googelt bitte beispielsweise nach "Ferfried Prinz von Hohenzollern".
  • Filip Pavlović: Hat erst vor kurzem seinen "Bachelorette"-Abschluss gemacht und sich seitdem ein respektables Portfolio an Trash-TV-Teilnahmen aufgebaut.
  • Lars Tönsfeuerborn: Erster Auserwählter des ersten "Prince Charming" und erster Ex des ersten "Prince Charming".
  • Christina Dimitriou: Tingelt seit "Temptation Island" durch die Niederungen des deutschen Reality-TVs. Bekommt nun bei IBES ein grösseres Publikum.
  • Zoe Salome Saip: Bekam bei "Germany's next Topmodel" das Image der Zicke verpasst. Glaubt, dass man sie "entweder liebt oder hasst". Vergisst dabei die Menschen, denen sie egal ist.
  • Bea Fiedler: Ehemalige Schauspielerin. In ihrem Œuvre finden sich TV-Kleinode wie "Hurra, die Schwedinnen sind da!", "Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern" oder "Die nackten Superhexen vom Rio Amore".
  • Xenia von Sachsen: Hat "Das Sommerhaus der Stars" durchgespielt und coverte Helene Fischers "Atemlos" auf Japanisch. Punkt.
  • Frank Fussbroich: Wuchs mit der Kamera der Doku "Die Fussbroichs" auf. Versuchte sich seitdem selbst in "Kurz-Dokus" bei Youtube wie "Elke und der Döner" oder in "Musik" wie "Heimscheisser".
  • Sam Dylan: Gewann zwar nicht den ersten "Prince Charming", dafür aber Anschluss an Rafi Rachek, ehemaligen "Bachelorette"-Teilnehmer. Rückte für Nina Queer nach.
  • Mike Heiter: Wurde durch "Love Island" und durch seine Geduld mit Elena Miras bekannt.
  • Oliver Sanne: War mal "Der Bachelor". Macht jetzt in Muskeln.
  • Lydia Kelovitz: Ex-DSDS-Kandidatin. Muss man gesehen haben.

Der Einzug bleibt relativ ereignislos

Im Grunde gibt es nur eine Sache, die langweiliger ist, als der Start des Dschungelcamps: das Ende des Dschungelcamps. Traditionell passiert hier dramaturgisch am wenigsten, denn beim Start können sich noch alle leiden und am Ende ist niemand mehr da, den man hassen könnte. Die Zeit, bis endlich etwas oder nichts mehr passiert, schüttet RTL in der Regel mit Allerlei Füllminuten auf.

Am Freitagabend war das genauso. Julian F. M. Stoeckel und Melanie Müller durften sich bei Rückblicken selbst beweihräuchern, dass nach ihnen in die Langeweile ins Camp zog. Trotzdem ging es hier im Vergleich zu vorherigen Staffeln schneller zur Sache. Zoe, Mike und Frank mussten nämlich gleich zur ersten Prüfung Schlüssel aus schlangenbewehrtem Gewässer fischen.

Während Mike die Schlüssel zügig herausholte, konzentrierte sich Saip aufs panische Schreien: "Alter, watt kannst du schreien. Ich bin fix und fertig", äusserte Fussbroich seinen Unmut und kritisierte Saip dann im Haus wegen ihres Versagens.

Kann die Show dem Camp das Wasser reichen?

Ist die "Grosse Dschungelshow" ein adäquater Ersatz fürs "Dschungelcamp"? Noch schwer zu sagen. Sieht man sich die Kandidatenliste an, so ist da doch einiges an Potenzial für niveaufreies Fernsehen dabei. Dass man sich als Austragungsort ein Mini-Haus ausgesucht hat, dürfte dem Irrsinn ebenfalls dienlich sein.

"Ich geh hier nicht einmal Pipi", erklärt beispielsweise Zoe beim Einzug, weil sie es nicht mag, wenn ihr dabei jemand zuhört. Das zeigt zum einen, dass hier genügend Zwischenmenschliches vorhanden ist und zum anderen, dass sie das Prinzip Fernsehen nicht bis zum Ende verstanden hat.

Natürlich wäre das Ganze noch extremer gewesen, wenn RTL statt Dreier- vielleicht Viererteams ins Haus gesteckt hätte, aber immerhin gibt es für die Bewohner statt einer Gute-Nacht-Geschichte einer Rangliste der aktuellen Zuschauergunst, so dass jeder Kandidat sich für den nächsten Tag überlegen kann, was er noch alles für ein bisschen Bildschirmaufmerksamkeit tun möchte.

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