Nach der Zoten-Parade an Tag drei zündet RTL in seiner südafrikanischen F-Promi-Enklave direkt das nächste Trash-Feuerwerk. Tag vier steht ganz im Zeichen der Vulgär-Festspiele um die Goldene "Lisha und Lou" Gedächtnis-Klobürste. Trash-TV-Fans nutzen sie zum Reinigen der Niveau-Kloaken, durch die man beim Zuhören einiger Dialog-Sequenzen aus dem Kandidatenkreis waten muss. Im Battle um den ordinärsten Diskussionsbeitrag geht es im Camp inzwischen ziemlich charakterlos zu. Es fallen Sätze, die eigentlich in keinem Wortschatz existent sein sollten. Leser und Leserinnen unter 16 Jahren also jetzt bitte nicht weiterlesen, denn das F in F-Promi steht für Fäkal-Promis.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Los geht die wilde Fahrt durch den intellektuellen Dilettantenstadl mit einem beinahe züchtigen Geplänkel zwischen Eric Stehfest und Jasmin Herren. Jasmin möchte dem Bildungsauftrag von RTL gerecht werden und spendiert der deutschen Sprache eine ganz neue Formulierung: "Ich habe Sonder-Scheisse". Was auch immer diese aussergewöhnliche Exkremente-Situation ist, Fakt bleibt im Kontext von Dschungelcamp-Kandidaten: Besser Sonder-Scheisse als Sonder-Schule.

Jasmins eigentliches Problem ist allerdings nicht ihr Stuhlgang, sondern Anouschka Renzi: "Ich bin froh, wenn die rausgewählt wird, die ist immer nur am Meckern. Was soll das? Dann ruf doch den Satz und geh nach Hause. Ist ja in der Tierwelt auch so. Das schwächste oder kränkste Tier wird gefressen". Ob sie Anouschka jetzt für das schwächste oder das kränkste Ensemble-Mitglied hält und ob ihre Erläuterung als Aufruf zum Kannibalismus gewertet werden darf, bleibt offen. Gehen wird heute aber nicht Renzi, die durch einen öffentlichen Streit um ihre Schönheitsoperationen mit Désirée Nick bekannt gewordene Schauspielerin, sondern jemand anders. Aber mal Chronologisch.

Wo ist der Waschbrettbauch, wenn man ein Waschbrett braucht?

Der erste Skandal des Tages entspannt sich zwischen dem sympathischen Dschungel-Qualifikanten Filip Pavlović und der Herrscherin über das grösste Fussnagel-Imperium Österreichs, Tara Tabitha: Er will ihr nicht an die Wäsche! Vor allem nicht an die dreckige. Nachdem er die ersten Tage vornehmlich in der Hängematte verbracht hat und am Lagerleben hauptsächlich schlafend teilnimmt, möchte er bei seinem ausführlichen Erholungsnickerchen nicht gestört werden. Angela Merkel hielt sich 16 Jahre mit einem einzigen Trick an der Spitze: Aussitzen. Filip hat eine ähnliche Strategie: Das Dauerschlafen.

So muss sich Tara allein um das Säubern der schmutzigen Klamotten kümmern. Da hätte Filips Waschbrettbauch gute Dienste leisten können. Vor allem, weil im Camp keine Handys erlaubt sind und Tara sich während der Waschorgie somit nicht mal nackt mit Schaum einreiben, alles filmen und anschliessend bei OnlyFans versilbern kann. Nichts darf man mehr. RTL ist mittlerweile fast zu einer Diktatur geworden wie Deutschland. Danke, Karl Lauterbach!

Filip, der Affe … nee, sorry: Filip UND der Affe. So.

Meine Oma sagte immer: "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, grosse erst nach neun Monaten". Da Filip Pavlović bislang noch nicht vollständig aus dem Winterschlaf erwacht ist, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen: Sex hatte er mit Tara nicht. Insofern folgerichtig, dass die Strafe für sein unkollegiales Verhalten sofort folgt. Entsetzt verkündet Filip: "Ein Affe hat mich angekackt!" Zwar steht Peter Althof direkt neben ihm, gemeint ist aber dennoch ein echter, leibhaftiger Affe. Ja! Wirklich! Ein in den Baumwipfeln über dem Camp chillender Trockennasenprimat entledigt sich seiner Notdurft spontan ins Gesicht von Filip. Wobei ich mir allerdings auch vorstellen kann, dass es sich bei dem Affen um einen verkleideten Sebastian Pufpaff handelt, der die Teilnehmer des Dschungelcamps im Auftrag von "TV Total" mit Fäkalien bewirft.

Beim Abendessen ist Filip dann wieder kotfrei und kann die nächste Episode der beliebten Zoff-Comedy "Anou & Jassi" (ab März auf ZDF – Zickige Deutsche Frauen) hautnah und stinkfrei miterleben. Dabei zeigt sich bei Teilzeit-Veganerin Anouschka Futterneid gegen die Vegetarier. Die bekämen Reis und zusätzlich Couscous, während die Omnivoren nur Reis und zusätzlich Fleisch essen dürften. Hä? Ja, so habe ich auch geguckt. Jasmin Herren ebenfalls. Die nimmt direkt wieder Fahrt auf und urteilt: "Anouschka hat jeden Tag was anderes". Und damit sind keine neuen Körperteile gemeint.

Die Angesprochene, das zeigt sich bei ihrem Konterversuch, hat nicht nur Pech beim Erfassen der Nahrungsmittelsituation, sondern auch beim akkuraten Artikulieren: "Sprich nicht wie eine Asi-Braut. Hier sprechen alle wie Kakerlaken". Interessant, mit wem sich Anouschka offensichtlich schon unterhalten hat. Omnivoren, das nur kurz am Rande für alle, die Dschungelcamp nicht ironisch anschauen und für Lothar Matthäus, bedeutet: Allesfresser. Also nicht im Sinne von Steinen, Holz, Plastik oder Beton, sondern im Sinne von: auch Fleisch.

Eskalationsstufe Rot

Was anschliessend folgt, macht den Anouschka/Jasmin Fight Club allerdings zu einem entspannten Tag im Bällebad. Janina Youssefian und Linda Nobat liefern sich einen finalen Zickenkrieg, gegen den selbst Katy Karrenbauer und Sarah Knappik wie Hanni und Nanni wirken. Dabei hatte der Tag für Janina so hoffnungsvoll begonnen. Nach ihrer Dschungelprüfung, vollkommen mit Schleim, Ekelpüree und diversen Tierausscheidungen bedeckt, gelingt ihr ein epischer Satz: "Ich habe so viel Scheisse im Arsch”. Und dabei ist Dieter Bohlen nicht mal in der Nähe.

Kaum wieder sauber, präsentiert sie dann allerdings ein Denkmuster, das viele Zuschauer vermuten lässt, die "Scheisse" befände sich bei ihr auch noch in anderen Körperteilen. Nach einem heftigen Wortgefecht, bei dem Janina Sätze wie "So ein dummes, ekeliges, asoziales Weib! Die ist geisteskrank!" fallen lässt und Linda mit "Pass auf, was aus deinem dreckigen Mund kommt, da kommt nur Scheisse raus, du Bitch!" kontert, eskaliert es im Camp.

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Rassismus ist keine Meinung

Vollkommen in Rage brüllt Janina Youssefian plötzlich: "Geh doch in den Busch zurück, wo du herkommst!" Wörtlich. Sie brüllt es nicht nur einmal, sie brüllt es mindestens zweimal. Eine rote Linie ist überschritten. Mit einem Satz, der vermutlich noch einige Zeit die Diskussionsforen beschäftigen wird. Zurecht. Bei "Ich bin ein Star" erleben die Kandidaten eben nicht nur Dschungel- sondern vor allem auch Charakterprüfungen. Janina Youssefian hat ihre nicht bestanden. Daher hier ein für diese Kolumne womöglich ungewöhnlicher Einschub, der mir aber wichtig ist. Ich hoffe, er wird so unironisch wahrgenommen, wie er gemeint ist:

Ich persönlich finde Linda bislang brutal anstrengend und beleidigend. Ich würde es vielleicht ebenfalls begrüssen, wenn sie dahin zurückginge, wo sie hergekommen ist: nämlich nach Hanau. Linda-Caroline Nobat ist Deutsche. Sie ist in Hessen geboren. Deutsch ist ihre Muttersprache. Sie spricht es besser als viele Teilnehmer des diesjährigen Dschungelcamps, Frau Youssefian eingeschlossen. Aber davon mal unabhängig: Es spielt absolut keine Rolle, in welchem Land auf dieser Welt Linda geboren ist, wie gut sie Deutsch spricht oder welche Hautfarbe sie hat: Sie ist ein Mensch, exakt so ein Mensch wie Sie und ich es sind. Rassismus ist an keinem Ort der Welt, zu keiner Gelegenheit, in keinem Zusammenhang, zu keiner Zeit entschuldbar. Von niemandem. Der Satz von Janina, da gibt es keine zwei Meinungen, ist weder tragbar noch relativierbar. Und mit Sicherheit nicht zu entschuldigen.

Das sieht erfreulicherweise auch RTL so. In Köln-Deutz hat man aus diversen Shitstorms gegen "Sat.1" gelernt und zieht sofort Konsequenzen. Janina Youssefian muss die Sendung umgehend verlassen. Das Dschungelcamp ist für sie beendet. Auch ihre Karriere dürfte sie mit ihren rassistischen Ausfällen nachhaltig beschädigt haben. Taten und Worte, vor allem Hass, Hetze und Rassismus, sind kein Kavaliersdelikt, kein flapsiger Spass und haben spürbare Folgen. Insofern ein starkes, unmissverständliches Statement, das RTL hier gesetzt hat.

Aller guten Dinge sind drei

Die erste Auswirkung dieser zweifelsfrei richtigen Entscheidung wird direkt danach sichtbar. Die Dschungelprüfung "Fiesband" müssen Anouschka, Linda und Harald Glööckler allein absolvieren. Traditionell werden frittierte Skorpione, Regenwürmer, Lammherzen und allerlei weitere Ekel-Köstlichkeiten gereicht. Das Gourmet-Trio kehrt mit eher durchschnittlichen zwei Sternen zurück. Nach dem Rassismus-Schock kurz zuvor rückt das allerdings in den Hintergrund.

In die nächste Dschungelprüfung wählen die Zuschauer wieder Linda und Harald. Für Linda die dritte Nominierung in Folge. Bei der Verkündung durch Sonja Zietlow und Daniel Hartwich merkt man plötzlich: Ach guck, dieser Manuel Flickinger ist ja auch noch dabei. Seine Redezeit in der Anfangsphase des Dschungel-Abenteuers 2022 gleicht in etwa dem Festgeldkonto von FC Schalke 04: Tendiert gegen Null. Ob sich das morgen ändert? Ich werde berichten!

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