Zwei Wochen sind die Promis nun schon im Dschungelcamp. Trotzdem scheinen manche noch immer nicht zwischen Realität und Reality unterscheiden zu können, allen voran Timur Ülker. Das wiederum bringt an Tag 16 Maurice Dziwak auf die Palme. Zumindest vermutlich. Pierre Sanoussi-Bliss hingegen scheint die Auszeit von der Realität zu gefallen, warten zuhause doch wieder die Remigrationsfuzzies.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Bin ich jetzt im Halbfinale? Ich hab das nicht ganz verstanden", fragt Alessia Herren an Tag 16 und man kann ihre Verwirrung verstehen. Denn ein Halbfinale suggeriert ja, dass es zwei Hälften, also zwei Wettkämpfe gibt, deren Sieger dann in das Finale einziehen. So kennt man es zumindest aus verschiedenen Sportveranstaltungen, aber vielleicht liegt genau hier der Grund des Missverständnisses.

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Denn Alessia Herren ist keine Sportlerin, sondern eine Realtiy-TV-Teilnehmerin und das Dschungelcamp ist keine Weltmeisterschaft, sondern eben besagtes Reality-TV und da gelten eben eigene Regeln. Wo man zum Beispiel im echten Leben ein Missverständnis mit einem "Ach so" aus der Welt geschafft hätte, wird hier geschrien, gezetert und gewütet. Und wo man in der Realität Intimstes nur im privaten Rahmen offenbart, heisst es hier: Feuer frei!

Diese intimen Momente hatte sich RTL wohl von Lilly Becker erhofft. Ihre eigenen, aber mit Sicherheit auch die aus ihrem Leben mit Tennis-Profi Boris Becker. Doch hier hielten sich Becker und/oder der Schnitt bislang zurück, bis auf ein paar finanzielle Details erfuhr man wenig über die Becker'schen Verhältnisse. Allerdings ist das selbst für Freunde des Boulevards verkraftbar, denn es fällt schwer, irgendetwas aus dem Leben von Boris Becker zu finden, das noch nicht ausgeschlachtet wurde. Und auch an Tag 16 sollte man nicht viel mehr erfahren.

Dschungelcamp: Pierre Sanoussi-Bliss und die Remigrationsfuzzies

Bei der Nachtwache fragt Pierre Sanoussi-Bliss Lilly Becker nach ihrem Ex-Mann: "Was macht denn ein Tennisstar, der nicht mehr Tennis spielt, den ganzen Tag?" "Das ist die Kunst. Keine Ahnung. Du musst dann was finden. Aber er ist so ein grosser Name, die Leute kommen zu ihm", erklärt Lilly Becker und ergänzt: "Du musst deinen Namen nutzen und das hat er getan." Viel mehr als diese Offensichtlichkeiten holt Sanoussi-Bliss nicht aus Becker heraus. Dafür gibt er aber Einblick in sein eigenes Berufs- und noch mehr in sein Seelenleben.

"Ich kenne keinen Ü-60, schwarzen, deutschen Schauspieler, der irgendwo sichtbar ist. Kenn ich nicht im deutschen Fernsehen", beginnt der Schauspieler. Noch eindringlicher ist allerdings das, was Sanoussi-Bliss über den immer offener auftretenden Rechtsruck in Deutschland sagt. "Ich bin gerührt, dass man mich anscheinend mag, wie ich bin", sagt Pierre über die Stimmen der Zuschauer, fügt aber hinzu: "Bei dem, was in Deutschland alles passiert … Das stellt sich mitunter anders dar, wenn man diese hässlichen Kommentare ständig liest und irgendwelche Leute, die einen blutig gepeitscht durch Brandenburg treiben wollen …"

2025 habe er auf Rassismus keine Lust mehr: "Es gibt alles und dann wundert es mich, dass so ein paar Fuzzies sich da zusammenschliessen und von Remigration …", sagt Sanoussi-Bliss - und es ist nicht schwer zu erraten, wen er da mit Remigrationsfuzzies meint.

Maurice Dziwak hadert mit der Ungerechtigkeit

Für einen kurzen Moment bricht also die Realität ins Reality-TV. Im Fall von Maurice Dziwak ist die Trennung zwischen beidem allerdings nicht immer so scharf. Der selbsternannte Löwe hadert in Folge 16 sehr mit seinem Ausscheiden, noch mehr allerdings mit dessen Umständen."Ich schwör auf meine Mutter: Hätte ich nie erwartet, dass diese Fake-Scheisse belohnt wird!" findet Dziwak. "Was zeigt ihr denn hier von den Leuten?" fragt Dziwak direkt in eine der vielen Kameras und sieht in der Produktion den Schuldigen: "Hättet ihr es so gezeigt, wie es wirklich ist: Die Leute wären aufgewacht!" Dass er rausgeflogen ist, sei für ihn okay, aber "diese Ungerechtigkeit, die frisst mich auf!"

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Gemeint ist damit Timur Ülker, dem Dziwak vorgeworfen hat, sich vor allem in den letzten Tagen vor der Kamera mit Familien-Storys und unerwarteten Vorwürfen produziert zu haben. Die Wahrheit kennt natürlich nur Ülker, aber es ist trotzdem nicht ganz klar, was genau Dziwak hier kritisiert: dass es echte Realität in einem Reality-Format gibt; dass die echte Realität nur gespielt ist - und das in einem Reality-Format; oder dass jemand Realität nur vorspielt, wo die Kandidaten in einem Reality-Format doch eigentlich zeigen wollen, wie sie wirklich, also in der Realität, sind?

Doch auch Timur Ülker hat so seine Schwierigkeiten, Reality und Realität zu unterscheiden. Die Promis sollen sich nämlich an einer Tafel gegenseitig beurteilen. Eine Krone, für den, dem man den Sieg am meisten gönnt, ein Kreuz für den, den man nicht so gerne auf dem Dschungel-Thron sehen möchte. "Das geht gar nicht", findet Timur Ülker sofort, weil seiner Meinung nach alle den Sieg verdient hätten. Die Promi-Kollegen sehen das hingegen anders und Pierre Sanoussi-Bliss ist der erste, der dafür Worte findet: "Wir sind Konkurrenten, ich das sag dir seit Anbeginn!"

Timur Ülker: "Man muss sich nicht das Messer in den Rücken rammen"

Genau so sieht es auch Lilly Becker: "Es ist ein Spiel!" Und in diesem Spiel macht Pierre Sanoussi-Bliss einfach mal den ersten Aufschlag: "Ich komm mit Edith nicht klar und ich komm mit Lilly klar", erklärt Pierre und verteilt dementsprechend Kreuz und Krone. Becker, Herren und Stehfest gehen sogar noch weiter und geben sich selbst die Krone, was Ülker noch mehr irritiert: "Man muss sich nicht das Messer in den Rücken rammen und irgendwie so eine Bewertung abgeben." Ja, Tag 16 sorgt bei den Dschungelcampern tatsächlich noch einmal für Verwirrung, wofür Reality da ist und wofür die Realität.

Dabei sollte doch eigentlich Reality-TV von der Realität ablenken – egal, ob die Realität im Reality-TV nun real ist oder nicht. Daher ist es nicht ganz sicher, ob Timur Ülker viel mit dem guten Wunsch von Pierre anfangen kann: "Du hast die Show hoffentlich bald verstanden. Ist nicht mehr viel Zeit." Sicher ist hingegen, dass die Zeit für Ülker sogar noch knapper ist, denn er und Edith Stehfest werden an Tag 16 von den Zuschauern aus der Show gewählt. Und das, das ist die Realität.

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