Nun sollte man eigentlich meinen, dass man schon jede Geschichte über Boris Becker gehört hat. Manche davon sollen sogar stimmen. An Tag vier des Dschungelcamps liefert Beckers Ex-Frau Lilly das ab, wofür sie vermutlich in die Show geholt wurde: für noch mehr Geschichten über Boris.

Christian Vock
Eine Kritik
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Am dritten Tag von RTLs Dschungelsause wurde das Camp von gleich zwei Sturzfluten heimgesucht. Die erste kam aus den Wolken, die zweite aus Maurice Dziwak. Zum Glück hat der selbsternannte Löwe an Tag vier seinen Durchfall wieder im Griff, doch damit ist das Gerede um unwillkommene Darmtätigkeiten noch lange nicht vorbei. Der Grund ist Jürgen Hingsen, der der Truppe von einem Wettkampf in Mexiko berichtet und seine Story mit "Wenn du dort einen Taco gegessen hast, hast du sofort die Scheisserei gehabt" einleitet.

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Dschungelcamp
Jürgen Hingsen erheitert seine Mitcamper gleich zu Beginn mit einer Geschichte über Darmtätigkeiten. © RTL

Aber genau das habe Hingsen gemacht und die Folgen bemerkt, als er sich im Startblock für den Hundertmeterlauf bereit gemacht habe. "Kann sein, dass der Schuss nach hinten losgeht", habe der Zehnkämpfer bemerkt und kurzerhand eine elfte Disziplin erfunden: aus dem Stadion flitzen, erleichtern, wieder zurückrennen und eine Bestleistung abliefern. Sam Dylans Geschichte ist da weniger heroisch: "Ich hab noch nie ein Buch gelesen", verrät der Trash-TV-Darsteller.

Ülker, der Problemlöser

Das konnte natürlich keiner ahnen, die Geschichten von Timur Ülker und Lilly Becker hingegen schon. Man könnte sogar fast den Verdacht haben, dass RTL die eine oder andere Anekdote der beiden einkalkuliert hat. Sam Dylan nun spricht Ülker auf eine "komische Andeutung" an, die Bill Kaulitz über ihn gemacht habe. Da lässt sich Ülker nicht lange bitten und erzählt, wie er Kaulitz auf einer Party kennengelernt, mit ihm geredet, gelacht und getrunken habe. Irgendwann sei man dann auf die TV-Nakedeierei "Adam sucht Eva" zu sprechen gekommen, die Ülker in seiner Vita stehen hat.

Das habe sich der interessierte Bill einmal ansehen wollen, doch weil es bei "Adam sucht Eva" in erster Linie darum geht, auf einer einsamen Insel seine Fahne im Wind wehen zu lassen, habe Ülker plötzlich Bedenken gehabt: "Auf den Fotos sieht er halt klein aus", habe Ülker festgestellt und deshalb Bill darüber in Kenntnis setzen wollen, dass das vermeintliche Fähnchen bei normaler Windstärke eigentlich eine richtige Fahne sei. Deshalb habe er ihm – nach Ankündigung – ein Spiegel-Selfie des kleinen Ülkers geschickt. "Das kleine Problem war damit behoben", so Ülker.

Schön, dass das aus der Welt geschafft wurde, und so kann endlich Lilly Becker von ihren Problemen erzählen. Es ist ohnehin erstaunlich, dass sie auch nach drei Tagen noch keine Geschichte über ihren Ex-Mann erzählt hat. Und das, wo im Camp noch so viel Aufklärungsarbeit über Boris Becker zu leisten ist. "Ich weiss gar nichts über den. Was hat der gemacht?", stellt Yeliz Koç fest und gibt damit Lilly Becker Raum und Zeit, diese Wissenslücke zu schliessen.

Lilly Becker über "Gentleman" Boris

Es beginnt mit ein paar netten Worte, etwa, dass sie und Boris ein gutes Team gewesen seien oder dass Boris "immer hübsch" gewesen sei. "Es war Liebe auf die erste Date", sagt Lilly und auch, dass es eine "gute Liebe" gewesen und Boris "immer ein Gentleman" gewesen sei. Die Beziehung sei dann allerdings wegen zu viel Druck, zu viel Drumherum und zu vielen Leuten in die Brüche gegangen. Danach folgen die weniger schönen Anekdoten, die Maurice Dziwak mit der scheinbar harmlosen Frage "Sorgt er sich denn auch um dich?" provoziert.

"Das macht er nicht", beginnt Lilly Becker mit der öffentlichen Aufarbeitung und kritisiert, die Menschen hätten das Bild von ihr, dass sie von Boris Beckers Geld lebe. "Er hat mich seit sieben Jahren nicht bezahlt. Er bezahlt nichts. Nur die Schule von meinem Kind", verrät Lilly und gibt RTL damit die Möglichkeit, sich darüber zu freuen, dass die Show mit Schlagzeilen wie "Lilly Becker über Ex Boris: 'Er bezahlt nichts!'" in den Medien Berücksichtigung findet.

Doch nicht nur für RTL hat Lilly Beckers Geschichte Auswirkungen, sondern auch für die Zuschauer. Denn stellen wir uns einmal vor, Boris hätte gezahlt: Dann müsste Lilly Becker vielleicht nicht arbeiten gehen, wäre nicht im Dschungelcamp gelandet und der Zuschauer hätte so nicht mit ansehen müssen, wie sie Alessia Herren und Sam Dylan mit Gezeter überzieht, weil die ihre Dschungelprüfung vermasselt haben und es deshalb wieder nur Reis und Bohnen gibt. Danke für nichts, Boris.

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