Vergeblich sucht Dieter Bohlen seit mehr als zehn Jahren nach Deutschlands "Supertalent". Doch statt grosser Musikkarriere blühen den meisten Teilnehmern der Show entweder Auftritte auf Betriebsfeiern oder aber ein Flug ins Dschungelcamp. Im elften Jahr soll das nun anders werden. "Macht den Kandidaten" heisst das Motto der aktuellen Staffel. Doch das Konzept scheitert ausgerechnet an der Jury.
Auch 2014 bleibt der RTL-Zuschauer von "Deutschland sucht den Superstar" nicht verschont. Erneut sitzt eine selbsternannte Fachjury vor einem Pult und lässt sich über das nicht vorhandene Gesangstalent junger Leute aus. Alles beim Alten, möchte man meinen - wäre da nicht die diesjährige Zusammenstellung dieser besagten Fachjury.
Zum einen sitzt dort Marianne Rosenberg, der einst mit dem Hit "Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür" ein Ohrwurm gelang. Doch ihre erfolgreichen Jahre liegen lange zurück. Nun sitzt sie bei "Deutschland sucht den Superstar". Dabei verglich Rosenberg das Format vor nicht allzu langer Zeit noch mit einer Wurzelbehandlung.
Und so führte sich die Schlagersängerin in der Auftaktsendung von DSDS auch auf. Gelangweilt und mit starrem Gesichtsausdruck lästerte sie entweder über die Gesangsqualitäten der Kandidaten oder leistete mit Äusserungen à la "Ich fand, dass der eine komische Frisur hat" einen eher zweifelhaften Beitrag als Jurorin.
DSDS: Viel Arsch und sonst nichts
Auch Kay One passt nicht in das Konzept der Show. Der Rapper machte in der Vergangenheit hauptsächlich mit Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. RTL genügte das offenbar, um ihn in die vierköpfige Jury zu setzen. Mit seinem überspitzten und unglaubwürdigen Machogehabe wirkt er fast mitleiderregend.
Als er eine talentierte Kandidatin mit Gitarre nach Hause schicken will, die nicht in sein Schema "kurzer Rock, tiefes Dekolleté und Billig-Extensions" passt, fragt man sich: Was hat sich RTL nur bei so viel Möchtegern-Testosteron gedacht? Bei DSDS-Kandidatin Tanja sagt der Rapper zudem: "Aussehen? Top! Ausstrahlung? Top! Zähne? Top! Augen? Top! Arsch? Top! Stimme? Scheisse! Aber weil wir nicht 'The Voice' sind, kriegst du mein Ja." Damit ist wohl alles gesagt: Nur der Arsch zählt.
Immerhin, ein paar Sympathiepunkte konnte die schrille Mieze Katze sammeln. Mit aufgerissenen Augen sass die Sängerin der Band Mia ängstlich in ihrem Sessel und ging ziemlich unkonventionell mit den Kandidaten um. Könnte sie Finnisch, ginge sie glatt als Zwillingsschwester von Samu Haber durch. Damit könnte die Blondine zum Zuschauerliebling avancieren.
Folgt das Aus für "Deutschland sucht den Superstar"?
Und
Satte neun Prozent weniger Marktanteil im Vergleich zur Premiere von 2012 holte der Auftakt am Mittwochabend. Und die acht Millionen Fans, die man noch vor wenigen Jahren begeistern konnte, schalten schon längst nicht mehr alle ein.
RTL plant auch schon eine Konkurrenzshow. Der Sender sicherte sich die Rechte an "Rising Star", einem "The Voice"-Abklatsch. Darin entscheiden die Zuschauer via App direkt und live, ob ein Kandidat das Zeug zum Superstar hat oder nicht.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.