Das war eindeutig. Mit überwältigender Mehrheit der Zuschauerstimmen entscheidet Roman Roselly das zuschauerfreie Finale von "Deutschland sucht den Superstar“ 2020 für sich. Ebenso eindeutig war, dass Juror Florian Silbereisen das Finale mit einer kleinen Geschichte aufpeppen wollte.
Es war irgendwie ein seltsamer Moment. Wo sonst Freunde und Familie die Bühne stürmen und ihren Sieger herzen, Glitzerregen und Feuerwerk niedergehen und sich der eben gekürte DSDS-Gewinner ein Loch ins Knie freut, steht
"Live aus Köln: das grosse DSDS-Finale“, begrüsste der Off-Sprecher die Zuschauer knapp dreieinhalb Stunden zuvor noch an den heimischen Bildschirmen und Monitoren, doch schon das entsprach nicht so ganz der Wahrheit. Wesentlich stimmiger wäre es gewesen, hätte er die Zuschauer zum kleinen DSDS-Finale begrüsst, denn gross war an diesem Finale lediglich die Freude des Siegers und die Enttäuschung der Unterlegenen.
Ansonsten kochte RTL an diesem Samstagabend coronabedingt auf kleiner Flamme. Wie bei vielen anderen Shows dieser Tage fand auch das Finale von "Deutschland sucht den Superstar“ ohne Studiopublikum statt. Stattdessen hingen weisse Stoffbahnen von der Decke, wohl um nicht nur leere Sitze zeigen zu müssen.
Auch auf der Bühne gab es kein grosses Tamtam, nur einmal schaute kurz eine Background-Sängerin vorbei. Das war es auch schon an Bühnenprogramm und selbst der Applaus kam nur vom Band: "Applaus – aus der Konserve, aber von Herzen“, kommentiert Moderator Alexander Klaws, als der Notar des Abends einen Abstimmungsumschlag bringt.
So ein Konservenapplaus drückt, vor allem, wenn man es weiss, natürlich ein bisschen auf die Live-Stimmung, sorgt aber auch für kuriose Momente, wenn das Timing nicht stimmt. Etwa, als
Florian Silbereisen kommt ins Straucheln
Aber so ein Finale ohne den Applaus und das Gegröle der meist völlig aufgedrehten Freunde und Familien im Studio hat auch etwas Positives: So kann man sich ganz ohne Nebengeräusche voll auf die Auftritte des Abends konzentrieren. Bei denen hat die Jury aus Dieter Bohlen, Oana Nechiti, Pietro Lombardi und
"Du hast dich in den letzten Shows so durchgemerkelt“, erklärt beispielsweise Dieter Bohlen über den ersten Auftritt von Kandidatin Paulina Wagner und meint damit, dass sie nichts riskiert habe, was man im Finale aber müsse. Auch Chiara D'Amico überzeugte die Jury nicht immer, so dass alles auf ein Finale zwischen Joshua Tappe und Ramon Roselly hinauszulaufen schien – erst recht, als Paulina Wagner bereits nach der ersten Entscheidung gehen muss.
Wagner sang hier "Sieben Leben“ von
Moderator Klaws versucht ein paar Minuten später noch, den Zuschauer aufzuklären, dass sich Silbereisen die Proben habe anschauen können und dass die Nachricht von dort stamme, aber Silbereisen beharrt auf seiner Version: "Sie hat gerade geschrieben. Die ist dabei und schaut uns zu. Ich bin auch gerade noch mit ihr im Kontakt.“ So so.
Deutliche Mehrheit für Ramon Roselly
Vielleicht weiss Silbereisen, der für Xavier Naidoo in die Jury nachgerückt ist, nicht, dass es bei "Deutschland sucht den Superstar“ anders zugeht, als bei den durchchoreografierten Scherzen seiner Schlagershows. Den Abend konnte diese kleine Flunkerei aber nicht trüben und damit zurück zu den Auftritten der Kandidaten.
Hier muss zu ihrer eigenen Überraschung nicht Chiara D'Amico, sondern ihr Kollege Joshua Tappe als Nächster die Segel streichen, womit die 18-Jährige nun mit dem Finalsong gegen Ramon Roselly antreten muss. Bei dem hatte sich Dieter Bohlen mit "Eine Nacht“ für ein Lied entschieden, dass "sehr kompliziert“ sei, wie Bohlen selbst erklärt: "Habe so etwas noch nie komponiert in der Art.“
Man kann das Lied schön finden oder nicht, bei beiden Final-Kandidaten passt es wie die Faust aufs Schlagerauge. Beide könnten in der Schlagerwelt Herzen erobern, beide bringen schlagertaugliche Namen mit und beide, vor allem aber Roselly, sind auch bei Schlagern mit dem Herzen dabei.
Auch wenn beide Kandidaten dann keinen perfekten Final-Auftritt hinlegten, ist die Entscheidung der Zuschauer am Ende eindeutig. Über 80 Prozent der Stimmen gehen an den Sachsen und so kann Ramon Roselly am Ende den Glitzerregen über sich rieseln lassen und sich freuen – wenn auch in diesem Jahr ein bisschen alleine.
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