In diesem Jahr darf jeder bei "Deutschland sucht den Superstar" teilnehmen. Alter und Musikrichtung sind egal. Wer aber auf die grosse Demokratisierung des Casting-TVs hofft, wird enttäuscht. Denn noch immer geht es vor allem darum, Kandidaten vorzuführen.

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Es wird alles anders in dieser Staffel. "No Limits", es gibt keine Grenzen: So lautet das Motto von "Deutschland sucht den Superstar" 2016.

Das klingt nach einer Drohung. Erst recht wenn der Sprecher "das bunteste und schrillste 'DSDS' aller Zeiten" ankündigt.

Konkret heisst das: Diesmal bekommt jeder eine Chance. Alle Altersgrenzen sind aufgehoben, Heavy Metal, Rap, Schlager, egal, jeder darf ran.

Was nach der grossen Demokratisierung des Casting-Fernsehens klingt, ist natürlich blanke Verzweiflung. Talentierte Sänger gehen mittlerweile zur Konkurrenz.

Mehr Freaks im Recall

Bei "The Voice of Germany" werden sie zwar auch keine Superstars, dafür müssen sie sich aber auch nicht von Dieter Bohlen beschimpfen lassen. Der zweite Grund sind die Quoten. Seit Jahren brechen "DSDS" nach der Vorrunde die Zuschauerzahlen ein.

Die extravaganteren Kandidaten sind ausgesiebt, es bleibt der stereotype Rest, der sich jedes Jahr in Show tummelt. Der ist langweilig, weil er zumindest halbwegs singen kann. Die logische Schlussfolgerung: mehr Freaks im Recall.

Die haben sich wie jedes Jahr zuhauf eingefunden. Als Zuschauer fragt man sich ernsthaft, wie das nach 14 Jahren verbaler Züchtigung durch den Sprüche-Titan noch sein kann. Oder ob diese armen Menschen keine Freunde und Verwandten haben, die sie abhalten.

Es ist zum Heulen!

Offenbar nicht. Adnan etwa schmettert einen alten Gassenhauer von Barclay James Harvest in der vollkommen falschen Tonlage. Zuerst fängt H.P. Baxxter an zu lachen. Ihm schiessen die Tränen in die Augen.

Der Rest der neuen Jury lässt sich anstecken. Bald heulen auch Michelle, Vanessa Mai und Dieter Bohlen. Adnan kapiert nicht mal ansatzweise, was da gerade passiert. Weiter kommt er nicht.

Melanie, Verkäuferin, singt zwar besser, unterbricht ihren wackligen Vortrag aber immer wieder durch Death-Metal-Growls. "Geil", findet das Hans-Peter Baxxter. Der Rest "kann das nicht vertreten".

Die "Limits" sind schnell erreicht. Trotzdem stürmt Dieter Bohlen wenig später nach draussen, um Melanie doch noch das Ticket in die nächste Runde zu überreichen. Ihrem hautengen Outfit sei Dank - die nächste Casting-Runde findet im Bikini auf Jamaika statt.

Der eine wohnt bei Mutti, der andere erfindet den Warp-Antrieb

Spätestens da ist klar, dass sich "Deutschland sucht den Superstar" 2016 nur wenig von den vergangenen Staffeln unterscheidet. Natürlich wird noch immer nach Optik gecastet. Und die wahren schrägen Kandidaten werden Dieter Bohlen zum Frass vorgeworfen.

Wie der 25 Jahre alte Gangster-Rapper Lars, der bei Mutti wohnt und jeden Satz mit "Alter!" abschliesst. Oder Daniel, 27, arbeitslos aus Remscheid, der den Warp-Antrieb aus "Star Trek" erfunden hat. Er muss die Ideen nur noch aus seinem Kopf bekommen.

Sie ernten die üblichen Kommentare wie "Jedes Insekt auf meiner Windschutzscheibe hat mehr Eindruck hinterlassen als du." Und ziehen geknickt von dannen.

Die Freaks bleiben zuhause

Die Kritikerlieblinge bleiben die üblichen Verdächtigen: exotisch, Mädchenschwarm, "Bravo"-Poster-kompatibel. Im Staffelauftakt ist das Igor, 19, aus Brasilien. Er singt Sam Cooke geradezu perfekt und permanent am Mikrofon vorbei.

Seine Stimme ist offensichtlich nachbearbeitet worden, klingt er doch beim Casting wie auf einer Studioaufnahme. Aber auch das kennt man bereits aus den vergangenen Staffeln. Möglichst wenig anecken für die maximale Quote. Dieter Bohlen ist so begeistert, dass er ihn gleich nach Jamaika schickt.

Die Freaks bleiben zuhause. Yannick aus Carlsberg findet das nicht lustig. Die "pfälzische Frohnatur" übernimmt den staffelüblichen Ausraster. Nachdem ihm mangelndes Talent attestiert wird, ist es vorbei mit der guten Laune. Er stürmt mit den Worten: "Ihr findet sicher den nächsten Kiffer, Junkie, Kriminellen" hinaus.

Da ist sogar Bohlen baff und versucht sich herauszureden. Yannick drischt derweil munter auf die Kamera ein. Zumindest da stimmt das neue Motto. Kein Limit. Wenn schon nicht bei der Musik, dann eben bei den Fäusten.

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