Mit gleich zwei Folgen startet RTL2 in die neue Staffel "Echt Familie - Das sind wir". Am Montagabend präsentiert der frühere Rosenkavalier Christian Tews seine neue Patchwork-Familie. Das Geschehen schwankt zwischen Banalität und Tragik. Und es kommt der Verdacht auf, dass die sechsköpfige Familie eine Reality-Karriere anstrebt. Sarah Lombardi schenkt ihrer Mutter einen Tandem-Fallschirmsprung, doch beide kneifen.
Christian Tews blickt kritisch über die Gartenanlage seines Anwesen. "Genau jetzt, wo das Steak 56 Grad erreicht hat, fängt es an regnen", sagt der am Grill stehende Ex-Bachelor. Unmittelbar zuvor hatte seine Gattin Claudia bereits befürchtet, dass eine unerwartete Brise Sand auf das Carpaccio blasen könnte. Für solche Sorgen wurde der Begriff "First World Problems" erfunden.
Vor vier Jahren war Tews der Bachelor und überreichte Rosen an liebeshungrige Damen, mittlerweile ist er Oberhaupt einer Patchwork-Familie. Mit dieser feiert er seinen 37. Geburtstag (der übrigens schon länger als ein Jahr her ist, RTL II hat grosszügig vorproduziert) und bekommt gleich drei Polo-Shirts einer Nobelmarke geschenkt, immerhin in verschiedenen Farben. Und noch edle Steakmesser dazu.
Die Hintergrundgeschichte ist tragisch
Keine Frage, auf den Euro muss in dieser Familie nicht geschaut werden. Dies könnte zum einen an Tews liegen, der laut der Stimme aus dem Off Chef mehrerer Internetfirmen ist. Der grössere Teil des Reichtums stammt aber wohl von Claudia Tews, deren Vater eine Schmuckfirma gründete, in die sie vor 20 Jahren einstieg. Im Ort Rülzheim in Rheinland-Pfalz bewohnt sie eine Villa, die auf einem 4000 Quadratmeter grossen Grundstück steht. Hier zog der einstige Rosenkavalier ein, nachdem er Claudia unmittelbar nach der Bachelor-Staffel in einem Kaufhaus kennengelernt hatte.
In den neuen Folgen der Reality-Serie "Echt Familie - Das sind wir" auf RTL II gaben die Tews' am Montagabend Einblicke in ihr Familienleben. Dieses ist allerdings keineswegs so leicht und locker, wie es die eingehenden Szenen vermuten lassen. Den Claudias erster Mann, der Vater der Teenager Max und Julia, hat Selbstmord begangen. Claudia lernte wenig später Tews kennen, die beiden heirateten und bekamen die Zwillinge Marlena und Paulina.
Bereits am Dienstag ist die Familie wieder im Fernsehen
Knapp 60 Minuten inklusive Werbung dauert der Zusammenschnitt aus dem Leben der sechsköpfigen Familie. Dabei macht die Familie Urlaub in Österreich, die Teenager langweilen sich. Max raucht Shisha, Tews feiert Geburtstag. Tews säubert mit Max den Pool und mäht den Garten.
Tews' Vater, der übrigens dieselbe Frisur wie der Junior trägt, singt "Happy Birthday". Man fragt sich, warum diese Banalitäten im Fernsehen laufen. Und warum man sich das anschauen soll. Immer wieder wird der Selbstmord von Claudias erstem Mann thematisiert. Etwa als Max sich das Geburtsdatum des verstorbenen Vaters grossflächig auf den Bauch tätowieren lässt. Mit 16 Jahren wohlgemerkt. Und wieder fragt man sich, warum ein so sensibles und tragisches Thema im Fernsehen ausgebreitet wird.
Man muss sich nicht sonderlich weit aus dem Fenster lehnen, um folgende Theorie aufzustellen: Die Tews streben offenbar eine Karriere als neue Reality-Stars an. Die Patchwork-Geissens sozusagen. Bereits am Dienstag läuft auf RTL das nächste Format mit den sechs Pfälzern. In "2 Familien - 2 Welten" tauschen die Tews' mit einer Hartz-IV-Familie die Rollen. Das ist wenig originell, aber immerhin dürfte damit vorübergehend die Gefahr gebannt sein, dass Sand auf das Carpaccio geblasen wird.
Ein Fallschirmsprung wird zum Desaster
Auf ähnlichem Niveau ging es am Montagabend in der direkt im Anschluss ausgestrahlten zweiten Folge von "Echt Familie - Das sind wir" weiter. Dabei stand
Auch in dieser Folge passiert wenig Aufregendes. Sarah isst mit einer Freundin Fast Food, obwohl sie eigentlich Diät halten will. Sarah geht mit Söhnchen Alessio schwimmen, auf den Jahrmarkt und besucht ihre Grossmutter. Ihrer Mutter schenkt sie einen Tandem-Fallschirmsprung, jetzt könnte es endlich mal ein bisschen aufregend werden. Doch beide kneifen und fahren wieder nach Hause. Das totale Reality-TV-Desaster.
Man muss schon grosser Fan sein, um spätestens an dieser Stelle nicht dem Umschaltimpuls zu folgen. Aber immerhin gibt es am späten Montagabend dann doch noch eine Erkenntnis. Alessio geht es gut. Und das ist die Hauptsache.
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