Der "Bachelor" ist wieder da, und auf den ersten Blick ist alles beim Alten: Ein viel zu schöner Mann verteilt Komplimente und Rosen, 20 Damen zeigen fleissig Interesse und eifrig Dekolletee. Nur eins ist noch nicht ganz klar: Weiss der neue TV-Junggeselle wirklich, worauf er sich da eingelassen hat?
Kommen wir also gleich mal zum Protagonisten, dem neuen "Bachelor". Jan, 36, zwei Kinder von zwei Frauen, Model, Teilzeitanwalt und Hobbyheimwerker, sieht tatsächlich so gut aus, dass jede zweite Kandidatin schon beim ersten Treffen den Eindruck erweckt, ihn sofort heiraten zu wollen. Die andere Hälfte würde sich dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wohl auch mit der einen oder anderen Nacht begnügen.
So weit, so normal beim "Bachelor". Aber, und das passt so gar nicht in diese Show: Der neue TV-Junggeselle scheint tatsächlich ein normaler, netter Kerl und dazu noch der Meinung zu sein, in der Sendung seine Frau fürs Leben finden zu können. Stellt sich die Frage: Ist er ein guter Schauspieler oder wirklich so naiv - oder ist man als regelmässiger Zuschauer solcher Sendungen so zynisch?
Die Frauenauswahl, die RTL da ins Rennen schickt, sorgt nämlich nicht gerade dafür, dass man den Glauben ans Fernsehen zurückgewinnt. Dass bei der Garderobe der Damen zwischen Rocksaum und Dekolletee nicht allzu viel Abstand sein würde, war ja zu erwarten. Schliesslich soll nicht nur der "Bachelor" was zu gaffen haben, sondern auch die Millionen Männer vor den Bildschirmen, die am Mittwochabend den Kampf um die Fernbedienung verloren haben.
Davon abgesehen ist auch klar, dass die Macher der Sendung aus dramaturgischen Gründen eine bunte Mischung aus Charakteren und optischen Vorzügen zusammenstellen und die Damen vor der Kamera Sachen machen und sagen lassen, die sie in normalem geistigen Zustand niemals tun und von sich geben würden. Muss aber gleich so dick aufgetragen werden?
Ein Erotikmodel, das passionierte Jägerin ist und dem "Bachelor" zum ersten Treffen eine selbstgemachte Wurst mitbringt? Da hat wohl jemand einmal zu oft ins Buch der lustigen Metaphern geschaut. Und ausgerechnet die zunächst nett und vernünftig erscheinende BWL-Studentin rühmt sich im Interview, gerne und oft Sex zu haben und ausserdem sehr gelenkig zu sein? Da merkt wohl auch der Letzte, dass sie da das falsche Drehbuch vom Stapel genommen hat.
Abgesehen vom "Bachelor" selbst also doch alles beim Alten? Nein, denn auch die zweite Protagonistin des Abends will nicht so recht ins Bild passen. Mona, 29, gebürtige Schweizerin und Fitnessstudioleiterin, ist nämlich ebenso nett wie der "Bachelor" und versteht sich mit ihm auch auf Anhieb so richtig gut - ist also genauso wie er entweder auch eine gute Schauspielerin oder ebenso naiv.
Dass die beiden auf einer Wellenlänge liegen, hat man auch bei RTL gemerkt und ihre Begegnungen dementsprechend in Zeitlupe gefilmt und mit romantischer Musik untermalt. Und natürlich hat Mona am Ende auch eine Rose bekommen, wenn auch aus Spannungsgründen die letzte. Sie ist also weiter dabei und kann darauf hoffen, am Ende die Auserwählte zu sein.
So weit wird es RTL aller Wahrscheinlichkeit nicht kommen lassen, denn das wäre dann doch ein wenig zu langweilig und würde nicht ins Konzept passen. Aber wer weiss: Vielleicht treffen sich Jan und Mona ja auch mal im richtigen Leben.
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