Auch in der jüngsten Folge des "Grossen Promi-Büssens" sitzen wieder zwei Promis im Beichtstuhl von Olivia Jones. Diesmal müssen Youtuber Simax und Elena Miras Reue zeigen. Das tun sie auch und zeigen gleichzeitig, was TV-Sender, Online-Medien, aber auch wir Zuschauer so unter Unterhaltung verstehen.
Trash-TV-Darsteller
Doch ProSieben geht einen anderen Weg und macht aus dem Fehlverhalten seiner Kandidaten zum einen eine stinknormale Trash-TV-Show, zum anderen aber auch einen Fernsehbeichtstuhl. Dort liest
Daher ist es auf der einen Seite gut, wenn gerade in Trash-TV-Sendungen gezeigt wird, wo Trash-TV aufhört und wo Beleidigungen, Mobbing und anderes asoziales Verhalten anfangen. Kleinen ist ja nicht der einzige, der beim "grossen Promi-Büssen" diesbezüglich etwas auf dem Kerbholz hat. Auf der anderen Seite düngt natürlich auch "Das grosse Promi-Büssen" den Boden dafür, dass Promis eskalieren, denn die Methoden, mit denen hier Unterhaltung gemacht wird, unterscheiden sich nicht gross von anderen Formaten.
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Simex: "Alle lachen drin, aber ich bin nicht stolz drauf"
Am Donnerstag startet man also mit Feld-Wald-Wiesen-Trash-Fernsehen und stellt den Promis nach Tagen des Dosenessens eine Pizza in Aussicht – wenn sie drei ihrer Betten abgeben. Das führt zu Glücksgefühlen, aber auch zum erwünschten Gemaule: "Das ist ja total dumm eigentlich. Für eine Pizza drei Betten – sind die doof?", findet etwa Calvin Kleinen. So viel also zum Trash-TV-Part, den Buss-Teil übernehmen diesmal Youtuber Simex und Trash-TV-Darstellerin
Zunächst wartet Olivia Jones auf Simex. Dessen "Runde der Schande" beginnt mit einer Selbstanklage: "Ich hab im Internet beziehungsweise auf Youtube sehr viel Scheisse gebaut – oder sollte ich eher sagen: geworfen?", erklärt der Youtuber und bezieht sich auf eines seiner Videos, in dem er mit Hundekot auf Passanten wirft. Einige der Promis wie Daniele Negroni schütten sich beim Anblick der Bilder aus vor Lachen, Simex selbst sieht sein Verhalten kritischer: "Alle lachen drin, aber ich bin nicht stolz drauf."
Jones nimmt’s zur Erkenntnis, eröffnet aber schon das nächste Verfahren: "Manchmal ist der Mist, den die Leute von sich geben, noch viel schlimmer als mit Kacke um sich zu schmeissen", erklärt Jones und zeigt Simex Videos, in denen der Youtuber andere derbe beleidigt unter anderem auch homophob. Simex lacht zunächst, doch je mehr Beleidigungen kommen, desto ernster wird sein Blick und bei seiner homophoben Äusserungen erklärt er schliesslich: "Im Endeffekt sollte man, vor allem im 21. Jahrhundert, das Wort Schwuchtel nicht mehr benutzen und erst recht nicht als Beleidigung."
Elena Miras: "Das Sommerhaus hatte für mich schlimme Folge"
"Könnte ich diese Wörter rückgängig machen, würde ich das natürlich machen", zeigt Simex erst Reue und gelobt dann Besserung. Jones schätzt die Lage so ein: "Ich glaube nicht, dass du homophob bist oder Probleme mit Schwulen hast. Ich glaube eher, dass dir nicht bewusst ist, was deine Worte und Taten wirklich auch auslösen bei Menschen." Trotzdem, schliesslich sind wir hier im Trash-TV, gibt es auch für Simex nun zur Strafe Latrinendienst.
Miras’ "Runde der Schande" beginnt laut Jones mit einer guten Nachricht für Miras: "Wir wollen dich nicht vorführen", beteuert Jones und Miras glaubt: "Könnt ihr auch nicht." Doch die Produktionsfirma hat ein bisschen recherchiert und Schlagzeilen aus der Boulevardpresse gesammelt. Von Ausrastern beim "Sommerhaus der Stars" ist da die Rede oder von "Aggro-Queen" beim "Dschungelcamp". Mit einem "Die denken sowieso alle, ich bin aggressiv", nimmt Miras all das äusserlich gelassen, anders wird es, als sie ihre eigenen Zitate vor einem Spiegel vorlesen soll.
Zunächst findet sie ihre Beleidigungen gar nicht so schlimm, doch als sie ein Zitat vorliest, in dem mehrfach das Wort "behindert" vorkommt, kippt die Stimmung. "Das war überhaupt nicht gut von mir", zeigt Miras Einsicht und plötzlich dreht sich das Ganze und Miras erklärt mit Tränen in den Augen: "Das Sommerhaus hatte für mich schlimme Folgen. Als ich das gesehen habe, habe ich mich für mich selber geschämt." Sie habe sich gefragt: "Bin ich echt so ein schlechter Mensch, weil ich das jetzt getan habe?" Der negative Höhepunkt sei aber gekommen, als man sie beim Jugendamt gemeldet hat. "Dieses Format hat mich kaputt gemacht, dieses Format hat mich zerstört."
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"Das grosse Promi-Büssen": Kurzer Moment der Reflexion
Nun hätte es an dieser Stelle zu Ende sein können, weil ProSieben ja die gewünschten Zitate hat, doch Jones macht weiter: "Hilf uns, mal zu verstehen, woher diese Wörter kommen. Du hast so eine masslose Wut, du explodierst und man sitzt fassungslos vorm Bildschirm." Da öffnet sich Miras und erzählt von einer siebenjährigen Beziehung, in der sie "wie der letzte Dreck behandelt" worden sei: "Ich wurde betrogen, ich wurde geschlagen, ich wurde erniedrigt, ich wurde eingesperrt." Nach der Trennung habe sie sich geschworen: "Ich werde nie zulassen, dass mich jemand verletzt oder mir irgendwas sagen kann."
"Aber ist dir bewusst, dass du damit was Ähnliches machst, wie das, was dir passiert? Du verletzt quasi andere Menschen, um dich zu verteidigen. Findest du, das ist eine kluge Taktik?", fragt Jones nach und zeigt ihr Bilder, in der Miras weint, weil sie ihre Änderungsbemühungen nicht anerkannt sieht. Jones hingegen glaubt, dass sich Miras beim "Promi-Büssen" anders gibt und spricht ihr Mut zu, sich zu öffnen.
Und so endet die Beichte zwar mit einem Wäschedienst für Miras aber auch mit einer Portion versöhnender Harmonie. Vor allem aber mit der Erkenntnis, dass "Das grosse Promi-Büssen" zwar viel über die Promis sagt, die hier Busse tun, aber fast noch mehr über die TV-Shows, die mit deren Treiben ihr Unterhaltungsprogramm bestreiten. "Das grosse Promi-Büssen" macht zwar vieles so, wie andere Trash-Formate auch, aber immerhin gibt es hier einen kurzen Moment der Reflexion.
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