"Der Winter naht": Zum letzten Mal trat "Game of Thrones" bei den Primetime-Emmy-Awards an. Nach der Dominanz der vergangenen Jahre konnte die Schwerter-und-Drachen-Serie nicht mehr den gewohnten Schrecken bei der Konkurrenz verbreiten. Trotzdem gab es ein versöhnliches Ende für die Mega-Serie. Der Abend im Überblick.
"Game of Thrones", "Game of Thrones" oder doch "Game of Thrones"? Dass die Fantasy-Serie "Game of Thrones" auch in die 71. Verleihung der Emmy-Awards als Favorit geht, wäre wohl eine leichte Untertreibung. Ganze 47 Emmys räumte "Game of Thrones" in den vergangenen acht Jahren ab, 131-mal war die Serie bis zu diesem Jahr nominiert.
Die gute Nachricht für die Konkurrenz: Mit seiner achten und finalen Staffel tritt "Game of Thrones" in diesem Jahr zum letzten Mal bei den Emmys an. Am frühen Montagmorgen deutscher Zeit übertrug TNT Serie die Preisverleihung. Die Nacht im Überblick:
Die Moderation:
Es beginnt mit einem wirklich lustigen Einfall. Ein lebensecht wirkender Homer Simpson kommt auf die Bühne, fängt an zu sprechen und wird sogleich von einem Klavier erschlagen. Schauspieler Anthony Anderson stürmt daraufhin die Bühne, um irgendwie die Verleihung zu retten. Hinter den Kulissen lässt er seine Mutter aber erst einmal ein paar Emmys in die Handtasche stecken.
Am Ende dieser skurrilen Eröffnung steht dann "Breaking Bad"-Star
Der Rest des Abends läuft dann aber in freier Gestaltung, auf einen festen Gastgeber hat man verzichtet. Ein Umstand, den Stephen Colbert und
Die Show der Emmy-Awards
Drei Stunden Preisverleihung – das muss man erst einmal ohne grosse Längen gefüllt bekommen. Und tatsächlich hatten sich die Macher ein paar lustige Dinge einfallen lassen. So monologisierte zum Beispiel
Den lustigsten Moment des Abends lieferten aber Maya Rudolph und Ike Barinholtz. Die beiden Comedians kommen für die Verleihung des Comedy-Hauptrollen-Preises mit dicken Sonnenbrillen auf die Bühne und geben vor, gerade eine Augenlaser-OP gehabt zu haben, weil kein anderer Termin mehr frei war. Als sie die Nominierten dann vom Teleprompter ablesen, kommt eine wilde Namensmischung heraus. Das Publikum im Saal ist begeistert, sollte man sich also ruhig noch einmal ansehen (Montagabend um 20.15 Uhr bei TNT Serie).
Die Klamotten:
Nach all den Rüstungen scheint "Game of Thrones"-Star Gwendoline Christie (spielt Brienne von Tarth) immer noch Gefallen an historischen Gewändern zu haben. Sie erschien jedenfalls auf dem roten Teppich und im Saal mit einem Kleid im Stile einer römischen Toga. Definitiv Geschmackssache.
Der Rest der Gäste hielt sich mit Extravaganzen zurück, aber wer will an einem solchen Abend schon über Kleider reden.
Die Favoriten auf Emmy-Awards:
Die meisten Nominierungen erhielt, Überraschung, "Game of Thrones". 14 mal wurde die achte Staffel nominiert und zusammen mit den Nominierungen bei den Creative Arts Emmy Awards kommt "Game of Thrones" damit in diesem Jahr auf insgesamt 32 Emmy-Nominierungen – Rekord!
Aber es geht auch ohne Schwerter und Drachen. Die Netflix-Miniserie "When They See Us" über die Verurteilung von fünf Unschuldigen im Fall einer Vergewaltigung erhielt elf Nominierungen. Die Dramedy-Serie "Barry" brachte es nach elf Nominierungen im vergangenen Jahr diesmal immerhin noch auf neun Nominierungen.
Interessant sind aber noch andere Zahlen. Inklusive der Creative Arts Emmy Awards, die bereits Anfang September vergeben wurden, erhielt der US-Sender HBO insgesamt 137 Nominierungen in diesem Jahr. Auf Platz zwei folgt Netflix mit 117 Nominierungen. Weit abgeschlagen auf Rang drei liegt NBC mit 58 Nominierungen. Ein eindrucksvoller Beweis, dass reine Streaming-Dienste inzwischen längst mehr als nur auf Augenhöhe mit klassischen TV-Sendern sind.
Doch Zahlen sind nicht alles: In der Kategorie Mini-Serie mischt noch ein ganz anderes Kaliber mit. Die HBO-Serie "Chernobyl" haute in diesem Jahr Zuschauer wie Kritiker gleichermassen um und wird vorab neben "When They See Us" als heisser Favorit gehandelt.
Der Abräumer des Abends:
Dauersieger, Geheimtipp, Favorit – alles Schall und Rauch, die Wahrheit liegt auf dem Platz. In dieser Hinsicht dürfte vor allem Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") zufrieden gewesen sein, die persönlich zwei und mit ihrem Team weitere zwei Emmys mit nach Hause nehmen durfte.
Ansonsten wurden die Emmys recht gleichmässig unters Fernsehvolk gebracht. "The Marvelous Mrs. Maisel", "Saturday Night Live", "Chernobyl", "Ozark" und "Last Week Tonight With John Oliver" konnten sich gleich über mehrere Emmys freuen.
Bis kurz vor Schluss sah der Dauergewinner "Game of Thrones" ein bisschen wie der Verlierer des Abends aus. Lediglich Peter Dinklage konnte einen Emmy gewinnen. Ob gerechtfertigt oder nicht – am Ende gab es dann aber doch noch einen weiteren Preis und auch noch den wichtigsten. Die bei Fans nicht unumstrittene finale achte Staffel von "Game of Thrones" gewann in der Kategorie "Beste Drama-Serie" und bekam so doch noch einen versöhnlichen Abschluss.
Die wichtigsten Emmy-Gewinner:
- Beste Drama-Serie: "Game of Thrones"
- Beste Comedy-Serie: "Fleabag"
- Beste Mini-Serie/TV-Film: "Chernobyl"
- Männliche Hauptrolle Drama-Serie: Billy Porter ("Pose")
- Weibliche Hauptrolle Drama-Serie: Jodie Comer ("Killing Eve")
- Männliche Hauptrolle Comedy-Serie: Bill Hader ("Barry")
- Weibliche Hauptrolle Comedy-Serie: Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag")
- Männliche Hauptrolle Mini-Serie/TV-Film: Jharrel Jerome ("When They See Us")
- Weibliche Hauptrolle Mini-Serie/TV-Film: Michelle Williams ("Fosse/Verdon")
- Bester TV-Film: "Bandersnatch (Black Mirror)"
- Männliche Nebenrolle Drama-Serie: Peter Dinklage ("Game of Thrones")
- Weibliche Nebenrolle Drama-Serie: Julia Garner ("Ozark")
- Männliche Nebenrolle Comedy-Serie: Tony Shalhoub ("The Marvelous Mrs. Maisel")
- Weibliche Nebenrolle Comedy-Serie: Alex Borstein ("The Marvelous Mrs. Maisel"
- Männliche Nebenrolle Mini-Serie/TV-Film: Ben Whishaw ("A Very Englisch Scandal")
- Weibliche Nebenrolle Mini-Series/TV-Film: Patricia Arquette ("The Act")
Das Fazit:
Es war ein langer, aber trotzdem kurzweiliger Abend. Mit viel Witz, ein paar kleinen politischen Botschaften und ein bisschen zu viel Ablesen vom Teleprompter ging die Verleihung der 71. Emmy-Awards über die Bühne. Die diesjährige Show wird zwar nicht als die gelungenste aller Zeiten in die Geschichte eingehen, mit Sicherheit aber auch nicht als die schlechteste.
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