"Fack ju Göhte" war mit über sieben Millionen Besuchern einer der erfolgreichsten deutschen Filme aller Zeiten. Da muss es natürlich eine Fortsetzung geben. Die Macher halten sich dabei an das "Hangover"-Prinzip: Das gleiche noch mal, nur grösser und in Thailand. Und genau wie "Hangover 2" ist auch "Fack ju Göhte 2" ein grosses Ärgernis.
Zeki Müller (
"Fack ju Göhte 2" beginnt, wo der erste Teil aufgehört hat: Zeki Müller beschimpft und beleidigt seine Schüler, hat selbst Probleme mit der deutschen Sprache und gibt sich in jeder Hinsicht uneinsichtig für gängige Unterrichtsmethoden - wird aber genau dafür von Danger (Max von der Groeben), Chantal (Jella Haase) und Konsorten geliebt. Dem Regisseur und Drehbuchautor
Er will:
- raus aus dem beschaulichen München
- rein in das heisse und bunte Thailand
- erzählen von thailändischen Kindern, die nach dem grossen Tsunami zu Waisen wurden und jetzt am Strand leben
- Verfolgungsjagden - mit Speedbooten, Fallschirmen und Jet-Skis
- Sozialkritik mit alkoholkranken Eltern, deren Kinder gar keine andere Wahl haben, als selbst ihren Frust zu ertränken
- spiessige Lehrer vom Gymnasium um die Ecke, deren Hilfsprojekte nur eine Fassade für die Ausbeutung der thailändischen Waisen sind
Leider hat sich der gute Herr Dagtekin da ganz fürchterlich übernommen.
"Hangover 2" drängt sich als Vergleich auf: Mit dem überwältigenden Erfolg des ersten Teils hatte niemand gerechnet. Die Fortsetzung erzählte einfach die gleiche Geschichte noch einmal - nur dieses Mal eben in Thailand. Während "Hangover 2" aber einfach ein schlechter Film mit aufgewärmten und etwas derberen Witzen wurde, entwickelt sich "Fack ju Göhte 2" mit zunehmender Spieldauer auch noch zu einem echten Ärgernis.
Da ist zum einen die Handlung: Jede neue Wendung, die die Geschichte nimmt, erwartet man genau so schon lange im Voraus. Wenn Zeki Müller in einem Schwimmring im Fluss zuerst an einem Warnschild vorbeitreibt, auf dem ein Affe eine Kokosnuss wirft und dann an einem mit der Aufschrift "Wasserfall in einem Kilometer" - was wird dann wohl passieren?
Noch schlimmer ist das penetrante Product-Placement. Da helfen die Waisenkinder Zeki, seine Diamanten zu finden und was wünschen sie sich als Belohnung? Ein Abendessen bei McDonald's. Das bekommen sie dann auch in einer durchgestylten Werbekulisse, in der nur noch Heidi Klum und Ronald McDonald fehlen. Seine grosse Dankbarkeit zeigt der süsseste der Waisenjungen Zeki, indem er ihm einen Chicken McNugget schenkt. Im Hintergrund meint man, einen Marketing-Chef vor Freude weinen zu hören. Auch eine Fluglinie und eine Spirituosen-Firma erhalten ähnlich grosse Platzierungen.
Am schlimmsten ist der Film aber, wenn er versucht uns weiszumachen, wie einfach sich die meisten Probleme doch lösen lassen. Der autistische Junge muss nur mal so richtig gepiesackt und ins Meer geworfen werden, dann öffnet er sich plötzlich für seine Umwelt. Und alles, was den vernachlässigten und zurückgebliebenen Jugendlichen gefehlt hat, ist ein richtiger - nicht sprichwörtlicher - Tritt in den Arsch. Dann strengen sie sich an und versuchen ihren unkonventionellen Lehrer glücklich zu machen. Hat die Abschaffung der Prügelstrafe unseren Schülern am Ende mehr geschadet als genutzt?
Bora Dagktekin mag ein wirklich begabter Filmemacher sein und Elyas M'Barek ist ohne Zweifel ein ordentlicher Schauspieler und interessanter Typ. Dieser Film ist ihnen aber leider komplett missraten. Und das Schlimme: Millionen Menschen werden ihnen beim Scheitern zusehen. Denn dass der Film ein Erfolg wird, steht leider ausser Frage. Auch "Hangover 2" übertrumpfte seinen Vorgänger an den Kinokassen, obwohl er völlig misslungen war.
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