ProSieben hatte sich von "Fashion Hero" den grossen Wurf versprochen. Stattdessen ging der Auftakt der Modedesigner-Castingshow mit Claudia Schiffer ziemlich in die Hose. Wir erklären, wieso die Sendung zum Scheitern verurteilt ist.

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Worum geht es eigentlich?

Im Grunde ist das Konzept von "Fashion Hero" interessant: 21 Nachwuchs-Designer stellen ihre Entwürfe einer dreiköpfigen Jury vor. Diese besteht aus Einkäufern der Modehäuser Karstadt, Asos und S.Oliver. Die Einkäufer können für die jeweiligen Designs wie bei einer Auktion Gebote abgeben. Das höchste Gebot bekommt den Zuschlag und der Designer echtes Geld ausgezahlt. Die Outfits werden dann in das Sortiment der Modehäuser aufgenommen und können kurz darauf von den Zuschauern online und im Laden erworben werden.

Überladen und verwirrend

Bisweilen wirkt "Fashion Hero" überladen. Das Grundkonzept mag noch einleuchten. Doch welche Funktion die drei "Mentoren" um Supermodel Claudia Schiffer haben, ausser die Kandidaten über den grünen Klee zu loben, bleibt offen.

Das Verfahren, nach dem die Teilnehmer die nächsten Runden erreichen, ist verwirrend. Die Designer, die keine Gebote bekommen, sind nicht etwa ausgeschieden, sondern können sich am Ende der Sendung in einem "Fashion Showdown" retten.

"Fashion Hero" = Dauerwerbesendung

Während der gesamten Sendung wird Moderator Steven Gätjen nicht müde, zu betonen, dass die Kleidungsstücke der Designer, die sich am Ende durchsetzen, von den Zuschauern tatsächlich und in echt gekauft werden können. Und zwar schon am nächsten Tag. Online und im Laden. Die "Must-Haves" der nächsten Saison, "heute sehen, was morgen 'in' ist." Parallel dazu können die Zuschauer im Internet abstimmen, welches der drei Modehäuser sie am tollsten finden.

Am Ende dürfte auch der letzte Zuschauer verstanden haben, dass ProSieben und die beteiligten Modehäuser hier versuchen, ihnen etwas zu verkaufen. "Fashion Hero" ist eine 90-minütige Dauerwerbesendung.

Claudia vs. Heidi

Bereits im Vorfeld der Auftaktsendung erklärte Claudia Schiffer, sie habe keine Ambitionen, GNTM-Übermutter Heidi Klum vom Thron zu stossen: "Wir machen unterschiedliche Formate und haben völlig verschiedene Aufgaben. Heidi ist Moderatorin, und ich unterstütze als Mentorin junge und talentierte Designer, plane aber keine eigene TV-Karriere."

Ob nun moderiert oder mentoriert wird, so unterschiedlich sind die Aufgaben der Models nicht. Beide dienen ihren jeweiligen Shows als prominentes Aushängeschild, auch wenn Heidi sich in ihren Sendungen mehr in den Vordergrund spielt. Übrigens sucht Heidi in den USA bereits seit 2004 mit "Project Runway" nach talentierten Nachwuchs-Designern. Für die von ihr selbst produzierte Sendung erhielt sie 2012 sogar einen Emmy. Dem Vergleich muss La Schiffer also standhalten.

Eigentlich macht die einstige Lagerfeld-Muse ihre Sache bei "Fashion Hero" wirklich gut. Sie strahlt, ist nett, sympathisch und eigentlich die ganze Zeit über begeistert. Genau das könnte aber auch ein Problem sein. Heidi ist mit ihrer kühlen und berechnenden Art zwar unbeliebt, bietet aber dadurch eine Reibungsfläche für Zuschauer und Kritiker. Negative Publicity ist besser als gar keine.

Quotendesaster

In Punkto Quote war der Auftakt von "Fashion Hero" ein Fiasko. Nur 910.000 Zuschauer der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten ein. Das macht einen mauen Marktanteil von 8,5 Prozent. Sogar Klamauknudel Mario Barth lockte am Mittwochabend bei RTL mit seinen Kalauern mehr Zuschauer vor den Bildschirm.

Fazit

Nach nur einer Folge zeichnet sich ab, dass die Show für ProSieben zum Reinfall wird. Nach den desaströsen Zuschauerzahlen der ersten Sendung ist eine Verbesserung der Quote äusserst unwahrscheinlich. Wenn kein Wunder geschieht wird "Fashion Hero" wohl bald wieder abgesetzt.

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