Frank Rosin räumt wieder Restaurants auf. In den neuen Folgen "Rosins Restaurants" verschlägt es den Sternekoch am Donnerstagabend ins saarländische Wadgassen im Landkreis Saarlouis. In der dortigen "Bisttalstube" geht es nämlich ziemlich unrentabel und old school zu. Zumindest das "old school" gilt allerdings auch für Frank Rosins Show.
"Von aussen sieht die 'Alte Veste' wirklich eindrucksvoll aus, aber meistens ist es so: Aussen hui, innen pfui", begrüsst
Das hat der Koch dann auch gemacht und noch viel mehr. In den vergangenen 14 Jahren hat sich Frank Rosin in den Restaurants und Kantinen des Landes herumgetrieben, um zu retten, was zu retten ist. "Rosins Heldenküche", Rosins Kantinen", Rosins Restaurant – Jetzt erst recht!", "Rosins Fettkampf" oder "Rosin Weltweit", um nur einige Formate zu nennen, in denen Frank Rosin im Fernsehen den Kochlöffel schwingt und schwang.
Nun, 14 Jahre und 16 Staffeln nach seinem Besuch in der "Alten Veste", räumt der Sternekoch wieder auf und das klingt in der ersten Folge am Mittwochabend so: "Ich bin in Wadgassen. Das ist in der Nähe von Saarlouis auf dem Weg zur 'Bisttalstube'." So weit, so ähnlich und natürlich stösst Rosin auch hier wieder auf einen Stapel Probleme.
"Bisttalstube": zu viel Stress, zu wenig Gewinn
Denn die Familie Strasser um Vater Michael, Ehefrau Karin und Tochter Alexandra betreiben hier in der Gemeinde Wadgassen ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche. Das Problem: "Papa läuft auf dem Zahnfleisch", erklärt die 31-jährige Alexandra. Der Vater ist der einzige Koch, gelegentliche Hilfe gibt es von Spülfrau Nadine. Ein zweiter Koch ist wegen eines Schlaganfalls seit einem Jahr krank geschrieben.
Aber auch Koch Michael geht es nicht gut. Er hatte ebenfalls schon einen Schlaganfall, ausserdem Herzprobleme und ist wegen des vielen Stresses bereits einmal in der Küche umgekippt. Alexandras Diagnose: "Ich hab Angst, dass mein Papa die Rente nicht mehr erlebt." Und damit wäre man auch schon beim zweiten Problem: den Finanzen.
"Finanziell siehts bei uns nicht gerade rosig aus", berichtet Karin Strasser, die für den Service in der "Bisttalstube" verantwortlich ist. Michael hat bereits drei Lebensversicherungen aufgelöst, deren Geld er eigentlich fürs Alter eingeplant hatte. "Wir brauchen jetzt Hilfe, bevor es zu spät ist", so das Fazit von Tochter Alexandra und genau dafür hat sie Frank Rosin ohne das Wissen ihrer Eltern in die "Bisttalstube" bestellt.
Frank Rosin: "Das hat ja richtig Potenzial hier"
Beim Eintreffen des Sternekochs sind bei Michael nicht nur die Augen gross, sondern auch feucht: "Endlich Hilfe", sind seine ersten Worte, dann kommen ihm die Tränen. Es geht also ziemlich emotional los und auch Frank Rosin ist angefasst, kennt er die Situation doch persönlich. Umso besser also, dass der Sternekoch auch einen Silberstreif am Horizont sieht.
Weil das Restaurant 60 Essen am Tag rausschickt, glaubt Rosin: "Das hat ja richtig Potenzial hier." Auch die Arbeit von Küchenchef Michael gefällt ihm, das Essen schmeckt und die Hygiene in der Küche ist vorbildlich. Zwar sei alles im Restaurant "sehr überdekoriert und sehr old school, aber gemütlich" und diese Art der Bewirtung werde, so Rosin, wieder relevant. "Von daher hat die 'Bisttalstube' auch wirklich eine Chance."
Trotzdem gibt es ja einen Grund, warum Rosin gerufen wurde. Einen ersten Hinweis liefert das Testessen, das schlechter ausfällt, als gedacht. Das Ambiente sei zu überladen und ohne Stil und das Essen zu fleischlastig, kaum ein Angebot für Vegetarier. "Ich bin zwar Koch, aber altbacken", weiss Strasser selbst und Rosin erklärt ihm, dass bei diesem altbackenen Konzept die Qualität des Essens gar nicht zum Vorschein käme: "Dann nehmen dich die Leute auch nicht ernst."
Gutbürgerliches Fernsehen
Noch grösserer Erklärungsbedarf herrscht allerdings beim Thema Finanzen: 13 Euro verlangt Strasser für einen 3-Gänge-Mittagstisch. Das hebt bei Rosin den Puls: "Willst du mich verarschen!", echauffiert sich Rosin und Strasser erklärt die niedrigen Preise damit, dass ihm die Menschen eben am Herzen lägen. "Du willst ja nur Schulterklopfen haben. Du willst nur gelobt werden!", versucht es Rosin noch einmal und rechnet dem Koch vor, dass er so alleine durch den Mittagstisch 7.000 Euro Miese im Monat macht.
Doch weil Michael Strasser nicht nur ein guter, sondern auch ein einsichtiger Koch ist, nimmt er die Tipps des Kollegen an und die beiden krempeln die "Bisttalstube" um: neue Gerichte für Vegetarier, mehr Hilfe in der Küche, neue Ideen aus der Kochschule, Umgestaltung des Gastraums und ein Update bei den Preisen. Das Ziel: Es soll alles leichter, moderner, effizienter, stressfreier und vor allem rentabler werden. Und natürlich wird es das am Ende auch.
"Old school" war also gestern in der "Bisttalstube", was man von "Rosins Restaurants" allerdings nicht sagen kann. Denn egal, ob Aufbau, Schnitt oder Dramaturgie: Hier bekommt man fast das gleiche Fernsehen wie vor 14 Jahren. Wie in der "Bisttalstube" ist auch bei "Rosins Restaurants" irgendwie die Zeit stehen geblieben. Das funktioniert zwar immer noch, wenn man gutbürgerliches Fernsehen mag, denn Bratkartoffeln sollen nun mal vor allem nach Bratkartoffeln schmecken – um mal in der Analogie zu bleiben. Aber vielleicht kommt ja irgendwann einmal das TV-Pendant zu Frank Rosin und guckt, ob man die Show nicht ein bisschen moderner machen kann.
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