Kindergeburtstag, die Zweite: "Die Festspiele der Reality Stars" sind die Vuvuzela unter den TV-Shows. Bereits Folge eins hinterliess ein Klingeln in den Ohren, Folge zwei knüpfte am Freitagabend nahtlos an. Da ging bei all dem Lärm fast unter, dass Calvin Kleinen sich den Titel "hellste Kerze" erspielte. Ernsthaft.

Christian Vock
Eine Kritik

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"Ich muss ehrlich sagen, das tut weh", erklärt Marc Terenzi am Freitagabend und reibt sich die Schläfen. Wie ihm soll es fast allen Kandidaten bei "Die Festspiele der Reality Stars" ergehen. Beim Spiel "Sauf dich hoch!" müssen die Promis mit einem Ball zunächst einen künstlichen Schneemann umwerfen und während die Konkurrenz diesen Schneemann wieder aufbaut, einen sogenannten Slushy so schnell wie möglich austrinken.

Ein Slushy, für alle, die ihn nicht kennen, ist eine Art halbgefrorene Wassereispampe und wenn man diese nur schnell genug trinkt, stellt sich ein Zustand ein, der gemeinhin als "Hirnfrost" bekannt ist. Das ist ein schmerzhaft stechendes Ziehen hinter der Stirn, das man mit allerlei Ausgleichsbewegungen so schnell wie möglich wieder loswerden möchte.

Und während sich die Realitystars da am Freitagabend im Studio reihum von aussen die Frontallappen rubbeln, hätte man sich als Zuschauer, wie sonst üblich bei solchen Trash-TV-Events, genüsslich seiner Schadenfreude hingeben können. Selbst schuld, wer sich für ein paar tausend Euro im Fernsehen erniedrigen lässt.

"Die Festspiele der Reality Stars": Lärmen, Hupen, Grölen

Doch da hat man die Rechnung ohne Sat.1 gemacht. Denn "Die Festspiele der Reality Stars" sind selbst ein Slushy. Ein Slushy für die Ohren. Wer nach fast drei Stunden Gaga-Spielchen den Fernseher ausschaltet, dem dürften noch längere Zeit die Ohren klingeln. Es ist ein einziges Lärmen, Schreien, Grölen, Hupen, Tröten, Kreischen, Singen und Klatschen. Nur hilft es hier nicht, wenn man sich die Schläfen reibt. Weh tut es trotzdem.

Wer sich "Die Festspiele der Reality Stars" ansieht, dem dürfte das aber egal sein, denn er weiss ja, was auf ihn zukommt: Zehn mehr oder weniger prominente Realitystars kämpfen in verschiedenen Spielchen gegeneinander. Runde für Runde fliegt ein Promi raus. Wer zuletzt lacht, darf sich "hellste Kerze auf der Torte" nennen und in der Finalshow am kommenden Freitag noch einmal um die allerhellste Kerze spielen.

Ein Blick auf die Gästeliste verrät gleich, dass der Titel eher ironischer Natur ist: Prinz Marcus von Anhalt, Marc Terenzi, Bert Wollersheim, Patricia Blanco, Carina Spack, Tobias Wegener, Kader Loth, Georgina Fleur und Cathy Lugner sind eher aus dem nicht-intellektuellen Bereich der Fernsehunterhaltung bekannt.

Calvin Kleinen ist "die hellste Kerze"

Das gilt auch für Calvin Kleinen, der das bei der Vorstellungsrunde, in der alle Promis erklären, aus welchem Trash-Format man sie kennen könnte, auch gleich unter Beweis stellt. "Ich bin Calvin Kleinen, ich komm' aus 'Temptation Island'", erklärt Kleinen und es klingt so, als ob er das wirklich glaubt. Aber wer weiss, was die Produktionsfirma ihm damals erzählt hat.

In seiner bisherigen TV-Vita stehen jedenfalls zwei Auftritte bei "Temptation Island" und "Temptation Island V.I.P.", bei denen sich Kleinen offenbar nicht dem Vorwurf aussetzen wollte, zu niveauvoll zu sein. Das hat sich auch Olivia Jones gemerkt: "Er ist sehr gut im Schrubben, wie ich im Fernsehen gesehen habe. Oder im Keulen", spielt die Moderatorin am Freitagabend darauf an, dass Kleinen in einer "Temptation V.I.P."-Folge ungeniert und vor laufender Kamera seinen Calvin bommelte.

Kleinens Markenkern liegt also eher im körperlichen als im geistigen Bereich. Dass er sich am Ende den Titel "hellste Kerze" ans Revers heften darf, liegt aber nicht daran, dass er sein Alleinstellungsmerkmal aufgegeben hat, sondern daran, wie er zu diesem Titel gekommen ist: gehupte Ballermann-Hits erkennen, Eier mit den Schenkeln transportieren, wissen, wie herum man eine Wasserflasche öffnet oder eben einen Slushy trinken.

Calvin Kleinen und Tobias Wegener im Hirnfrost-Finale

Und so treffen sich dann nach all den Kindergeburtstagsspielchen am späten Freitagabend Tobias Wegener und Calvin Kleinen zum Finale. In dem sitzen beide Promis optisch getrennt durch eine Wand und akustisch durch einen Kopfhörer Mario Basler gegenüber. Der schreit ihnen Begriffe entgegen, die sie ihm von den Lippen ablesen müssen und es hätte kein besseres Finalspiel geben können.

Hier vereint sich nämlich alles, was die Show ausmacht: Nonsens-Unterhaltung und Maximal-Lärm. Denn je länger die beiden die Begriffe nicht erraten, desto lauter schreit Basler. Dass das überhaupt keinen Sinn ergibt, weil Wegener und Kleinen unter dem Kopfhörer Basler sowieso nicht hören können, egal, ob er schreit oder flüstert, fällt niemandem auf. Und so gibt es eben auch ganz am Ende noch einmal Hirnfrost für die Ohren.

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