Nach dem ersten Teil von "Fifty Shades Of Grey" kam unsere Redakteurin fluchend aus dem Kino. Dieser Zustand der Wut und Enttäuschung hielt noch zwei weitere Tage lang an. Jetzt startet der zweite Teil - sollte man der Verfilmung des erfolgreichen Erotikromans auch eine zweite Chance geben?
Am Valentinstag 2015 schlugen viele (Haus-)Frauenherzen höher: Christian Grey schwang seine Peitsche endlich nicht mehr nur auf dem Papier, sondern auch auf der Leinwand. Doch anstatt des erhofften Prickelns gab es bei vielen Zuschauern einfach nur Enttäuschung.
Die Kritik an der Verfilmung des Bestsellers "Fifty Shades Of Grey" von
Was bisher geschah
Wer sich nicht mehr so genau an den ersten Teil erinnern mag - hier eine kurze Zusammenfassung mit der erotischen Ausstrahlung eines Wikipedia-Eintrags: Der reiche Christian Grey verliebt sich in die verklemmte Anastasia Steele. Er möchte sie gerne schlagen und penetrieren, sie mit ihm kochen und kuscheln.
Erst verliebt sie sich, dann er sich, dazwischen gibt es viele Krisen, und am Ende trennt sich das bodenständige Fräulein vom sadistischen Milliardär, weil sie der Beziehung emotional nicht gewachsen ist.
Anders als im Buch wurden Anas zahlreiche Selbstgespräche und ihr romantisches Gefasel im Film durch ein Minimum an Dialogen ersetzt, das wohl nötig war, damit am Ende kein Stummfilm herauskam.
Ein genereller Anspruch an das schauspielerische Talent der Hauptdarsteller war offenbar auch kaum vorhanden: So kam es, dass
Plötzlich ist die Hose auf
Springen wir ins Jahr 2017. Die zwei Jahre Pause hatte "Shades Of Grey" bitter nötig. Nicht zuletzt, um die Zuschauer vergessen zu lassen, wie furchtbar einfältig, langweilig und unsexy der erste Teil unter der Regie von Sam Taylor-Wood aufgearbeitet worden war.
So hatte Dakota Johnson vielleicht auch genug Zeit, noch mal ein Sommerlager für angehende Schauspielerinnen zu besuchen. Plötzlich schaut Anastasia Steele nämlich nicht mehr nur wie ein verschrecktes Lamm und zeigt hier und da - aber das haben wir wohl eher Drehbuchautor Niall Leonard zu verdanken - sogar ein wenig eigenen Humor.
Der Darsteller des attraktivsten Milliardärs aller Zeiten hingegen konzentrierte sich während der Vorbereitungen auf den Dreh wohl auf seine grösste Stärke: seine Muskeln. Mehr ist da leider nicht.
Offensichtlich inspiriert von Nicolas "Ich habe nur einen Gesichtsausdruck, aber der hat mich berühmt gemacht" Cage starrt sich Jamie Dornan als Christian Grey zwei Stunden lang durch tragische, romantische, erotische und wutentbrannte Szenen. Naht ein Gefühlsausbruch seinerseits, öffnet er zur Verdeutlichung gerne mal die Lippen. Oder seine Hose.
Ein bisschen besser als Teil eins
Wer bei der Fortsetzung des Erotikdramas darauf gehofft hat, dass sie sich näher am Buch orientiert als der erste Teil, wird leider enttäuscht. Das gilt aber auch für alle, die mehr Sex sehen wollten oder einfach nur mehr nackte Haut oder mehr Gepeitsche oder mehr Drama - oder aber einfach nur einen guten Film.
Letzteres ist "Fifty Shades Of Grey 2" definitiv nicht. Immerhin ist er aber besser als Teil eins. Denn allein die Bildsprache des zweiten Teils toppt jeden zwischenmenschlichen Dialog seines Vorgängers. Die Bilder sind opulent und mit Liebe zum Detail inszeniert.
Dadurch erhält der Film eine Hochwertigkeit, die die Buchvorlage definitiv nicht mitgeliefert hat. Das muss als Lob reichen für eine zwei Stunden andauernde Mischung aus Softporno und Seifenoper.
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