Mit viel Einfallsreichtum, Witz und Charme begeistern Dreamworks-Filme wie "Shrek", "Madagascar" oder "Kung Fu Panda" kleine und grosse Zuschauer gleichermassen. Das neueste Werk aus der erfolgreichen Animations-Schmiede bricht mit dieser Tradition: Während sich Kinder vom Humor in "Home – Ein smektakulärer Trip" durchaus angesprochen fühlen könnten, wird der Kinobesuch für deren Eltern zur Qual.
Die Boov sind eine Rasse von knuffigen Ausserirdischen, deren grösstes Talent es ist, davonzulaufen. Um einer feindlichen Alien-Spezies namens Gorg zu entkommen, verstecken sich die ängstlichen Wesen schliesslich auf der Erde. Dort beginnen sie, die Menschen umzusiedeln - im irrigen Glauben, ihnen damit einen Gefallen zu tun. Einzig dem cleveren Mädchen Tip gelingt es, der Gefangenschaft zu entgehen. Auf der Suche nach ihrer Mutter trifft Tip auf den tollpatschigen Boov Oh, der zu allem Überfluss die Gorg auf den neuen Aufenthaltsort seines Volkes aufmerksam gemacht hat. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf, um gleich zwei Welten zu retten.
Jar Jar Binks mal einhundert
Das beliebte Kinderbuch "Happy Smekday oder der Tag, an dem ich die Welt retten musste (The True Meaning of Smekday)" aus dem Jahr 2007 liefert die perfekte Vorlage für eine "smektakuläre" Verfilmung: skurrile Figuren, eine originelle Handlung und viel Humor, der nicht nur Kinder zum Lachen bringt. Leider bleibt von all dem im Film kaum etwas übrig.
Stattdessen wurde die Geschichte zu einem schlichten 08/15-Buddy-Movie ohne jegliche Ecken und Kanten zusammengestampft. Dadurch haben die Figuren kaum Raum, sich zu entwickeln. Während Hauptfigur Tip seltsam farblos bleibt, ist das Alien Oh, so niedlich es auch aussehen mag, einfach nur anstrengend und streckenweise geradezu unsympathisch. Keine guten Voraussetzungen, um den Zuschauer in den Film zu ziehen. Man fühlt sich an Jar Jar Binks erinnert, den ewig quasselnden Gungan aus "Episode I", der vor rund 15 Jahren die "Star Wars"-Fangemeinde spaltete. Nur dass es in "Home" nicht nur eine, sondern gleich Hunderte dieser Nervensägen gibt, von denen Oh auch noch die schlimmste ist.
Anstatt des cleveren Wortwitzes aus dem Buch reihen sich in "Home" uninspirierte Kalauer vom Reissbrett aneinander, mit denen sich allenfalls bei sehr jungen Zuschauern ein Blumentopf gewinnen lässt. Die schon im Trailer verbratene Szene, in der Oh auf einer Toilette einen WC-Stein isst ("Nicht essen die blauen Bonbons! Zum Glück da ist eine grosse Schüssel Limonade."), gehört da sogar noch zu den Highlights. Für Eltern, die ihre Kinder ins Kino begleiten, dürfte der Film dementsprechend schwer zu ertragen sein. Auf wirklich zündende Gags wartet man während der 94 Minuten vergebens. Die trotz prominenter Sprecher (u. a. Bastian Pastewka, Josefine Preuss und Uwe Ochsenknecht) haarsträubende Synchronisation tut ihr übriges - wobei fairerweise angemerkt werden muss, dass die seltsame Sprache der Boov schon im englischsprachigen Original nicht besonders originell umgesetzt wurde.
Der mit Abstand schwächste Dreamworks-Film
Das ist ausgesprochen schade, denn am Ende bleiben nur die erwartungsgemäss aufwendig gestalteten Animationen sowie der Soundtrack von Rihanna positiv hervorzuheben. Die Sängerin übernimmt in der Originalfassung auch die Sprechrolle der Tip. Streckenweise ist allerdings nicht ganz klar, ob hier die Musik helfen soll, den Film zu promoten oder umgekehrt. Bisweilen wirkt das Ganze aufgrund der dünnen Handlung nämlich wie ein nicht enden wollendes, kunterbuntes Musikvideo. Somit ist "Home" der bislang mit Abstand schwächste Film aus dem Hause Dreamworks.
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