So, geschafft. Wer tatsächlich alle Folgen "Temptation Island" durchgehalten hat, darf das gerne in seinen Lebenslauf schreiben, man wird es honorieren. Nichts zu honorieren gibt es allerdings bei den Kandidaten der Show. Lediglich ein Teilnehmer dreht pünktlich zum Finale noch ein bisschen auf.

Christian Vock
Eine Kritik

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Das Finale. Endlich. Seit Robinson Crusoe hat sich wohl niemand mehr so auf das Ende eines Insel-Daseins gefreut wie die Zuschauer von "Temptation Island".

Nun wissen wir also erstens, ob die Show eines der Pärchen tatsächlich auseinanderbringen konnte - sollte das jemanden überhaupt interessiert haben - und zweitens, ob das Ganze auch nur ansatzweise etwas mit guter Fernsehunterhaltung zu tun hatte.

Frage eins sei an dieser Stelle überblicksartig geklärt: Bei Robin und seiner Lena zeichnete sich bereits seit längerem ab, dass sie mit der von RTL provozierten Verführung relativ wenig am Hut haben. Vor allem Robin lernte relativ schnell zu schätzen, was er an seiner Freundin hat. Um das auch nicht zu vergessen, zückt Robin beim Wiedersehen einen Verlobungsring, den seine Lena bereitwillig in Empfang nimmt.

Ähnlich entspannt, aber mit weniger ehelichen Klängen verläuft das Wiedersehen zwischen Jannis und Lisa. Beide sind sich einig, dass Jannis Idee, sich gemeinsam mit zwei der Verführerinnen ein Tattoo stechen zu lassen, nur so halb durchdacht war. Dennoch werden die beiden die Insel gemeinsam verlassen, um erst einmal alles zu bereden.

"Temptation Island": Salvatore bekommt Ärger

Bei der Wiedervereinigung von Ziania und Fabian kommt erst kurze Freude und dann ein wenig Missstimmung auf. Ziania hatte verschwiegen, dass sie bereits im Vorfeld wusste, dass einer ihrer Verflossenen an der Show teilnehmen würde - was bei Fabian für dicke Backen sorgte. Im Finale gesteht sie ihren Fehler ein und Fabian setzt die Beziehung auf Kulanzbasis mit ihr fort.

Im Fall von Salvatore und Christina ist die Sache ein bisschen komplizierter. In der letzten Nacht standen noch die "Temptation Dates" an, eine Art Übernachtungsparty, bei der jeder Kandidat mit zugewiesenen Verführern und Verführerinnen übernachten musste.

Während bei allen die Hände oberhalb der Bettdecke bleiben, will Salvatores Date Anastasiya die Kameras in Salvatores Zimmer verhängen.

Darüber hinaus hatte man ja bereits aus einem toten Winkel Kuss-Geräusche zwischen den beiden gehört, während einer Bus-Fahrt will Salvatore Anastasiya dann tatsächlich geküsst haben. Beim finalen Wiedersehen hat Christina wegen Salvatores bisherigem Verhalten ohnehin schon eine ziemliche Krawatte, als sie dann aber von dessen neuerlichen Eskapaden erfährt, brennt der Baum.

Als Christina erst einmal aufdreht, gleicht die Szene einem Standgericht, weil auch noch Moderatorin Angela Finger-Erben als selbsternannte Anwältin der Betrogenen Christina zur Seite springt.

Salvatore versucht sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu verteidigen und auch wenn er sich nicht wirklich erklären darf, kommt seine Verteidigungsstrategie doch auf recht dünnen Beinen daher. Sagen wir einfach: Die Interpretation der Videoausschnitte fällt unterschiedlich aus.

Will man das wirklich sehen?

Dass am Ende nicht so recht klar wird, ob die beiden nun getrennte Wege gehen, spielt für den Zuschauer keine wirkliche Rolle. Aber sollte er sich von der Show irgendwelche Trash-TV-Momente erhofft haben, gab es hier wenigsten einen kleinen Ansatz davon.

Als Entschädigung reicht das aber bei Weitem nicht, schliesslich waren die sieben Folgen zuvor in puncto Unterhaltung eine Zumutung und das hat gleich mehrere Gründe. Da ist vor allem die Grundidee der Show: Vier Pärchen auf einer Insel aussetzen, auf dass sie den Verführungskünsten der bereitgestellten Fitnessmodels erliegen.

Einziges Ziel der Show war es, dass die Liierten nicht die Finger bei sich lassen können. Nicht umsonst heizte RTL mit den sorgsam ausgewählten Videoausschnitten der Paare, den dazugehörigen Suggestivfragen von Angela Finger-Erben und natürlich reichlich Alkohol das Eifersuchtspotenzial an. Aber will man der Unterhaltung wegen wirklich zusehen, wie Beziehungen auseinander gehen?

Und selbst wenn man diese Frage für sich mit einem Ja beantwortet: Bis auf Salvatore und Christina hat man die Auswahl der Paare bei RTL tüchtig vergeigt. Das Problem: Die Pärchen sind einfach viel zu nett und selbst Salvatore und Christina sind auf ihre ganz eigene Weise sympathisch. Mit ihnen ist also kein Trash-TV-Staat zu machen.

Was immer sich also RTL mit dem Kauf von "Temptation Island" gedacht hat, mit guter Fernsehunterhaltung hatte das Ganze nichts zu tun. Ob der Sender das genauso sieht und eine zweite Staffel bestellt, ist angesichts der gar nicht mal so schlechten Quoten dagegen offen.

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