Nein, das wird nichts mehr. Auch die letzte Folge der diesjährigen "Fort Boyard"-Ausgabe war nichts für Fernsehliebhaber. Spielshow oder Trash-TV – man konnte sich einfach nicht entscheiden. Am Ende wurde es nichts von beidem, auch wenn sich Thorsten Legat dafür fast selbst verstümmelt hätte.
Was versprach "Fort Boyard" nicht alles: eine düstere Atlantik-Festung, motivierte Teams, aufregende Spiele, die Mut, Ausdauer und Geschicklichkeit erforderten und ein stattliches Preisgeld, das es zu erspielen gab. Das war vor 17 Jahren.
Damals waren die Kandidaten noch Normalos, das Geld wurde in D-Mark ausbezahlt und vor allem: Das deutsche Fernsehen wusste noch nicht, was ihm in den folgenden Jahren noch so alles bevorstehen sollte.
2018 ist das Fernsehen ein anderes. Wer heute eine Spielshow sehen möchte, wird kaum eine finden, in der die Kandidaten keine Promis sind. Vor allem aber ist inzwischen Demütigung Unterhaltungsprinzip Nummer eins. Für wen die Shows demütigender sind, die Kandidaten oder die Zuschauer, kann jeder selbst entscheiden. Zugegebenermassen eine pessimistische Betrachtungsweise.
"Fort Boyard" rekrutiert Kandidaten aus Trash-TV-Formaten
Trash-TV heisst der neue König, nur "Fort Boyard" weigert sich, dem neuen König zu huldigen und macht weiter als wäre nichts geschehen. Zumindest fast, denn immerhin rekrutiert die Show ihre prominenten Kandidaten aus dem gleichen Pool, aus dem sich auch das Dschungelcamp und ähnliche Formate bedienen.
Dass Trash-TV-Personal aber noch keine Unterhaltung verspricht und erst recht keine gute, zeigten dann auch die vergangenen Folgen der diesjährigen Staffel "Fort Boyard". Die unterhaltsamen Momente können Fans des Absurd-Fernsehens an einer Hand abzählen.
Etwa, als sich
Trash-TV und "Fort Boyard", das passt einfach nicht zusammen. In der nun letzten Folge der aktuellen Staffel bietet Sat.1 aber dennoch noch einmal alles auf, was andernorts bereits funktioniert hat: Eloy de Jong, Evelyn Burdecki und der obligatorische
"Eines der grössten Abenteuer der Welt" - Ne, is klar
Was hat dieses letzte Aufbäumen gebracht? "Fort Boyard", "eines der grössten Abenteuer der Welt“, wie Moderator
Am Seil hängend bekommt Legat dann ein noch grösseres Problem: "Also da jetzt, wo ich dran gehangen hab': Meine Leiste und mein Ei ist eingeklemmt worden“, mischt Legat erst seinen Körper und dann die Grammatik auf. Ja, hier ist nicht Thorsten Legat im Fernsehen eingesperrt, sondern das Fernsehen mit Thorsten Legat.
Ein wenig später scheitert Legat dann an der gleichen Klebeaufgabe wie einst schon Mario Basler, als der in einem Raum voller Kleber im Einteiler Bälle auf eine Zielscheibe werfen sollte. Auch wenn es schwerfällt, überhaupt einen Höhepunkt in der Show auszumachen: Wenn Thorsten Legat im Ganzkörperanzug am Boden klebt und zetert, dann hat das zumindest eine gewisse Komik.
Und auch wenn es einmal Action gibt und
"Fort Boyard" bitte auf's Trockendock
Nein, die Neuauflage von "Fort Boyard" funktioniert auf vielen Eben nicht. Die dusselige Geschichte um einen finsteren Lord, der auf dem Fort einen Schatz versteckt hat, den die Prominenten heben müssen, klingt nach einer Steilvorlage für Gaga-Fernsehen. Nur leider wird das Ganze ernstgenommen und von Matthias Killing vollkommen ironiefrei durchmoderiert.
Die Spiele reichen in puncto Spannung von Eier ausblasen bis Malefiz, lediglich wenn wieder einmal ein Kandidat mit Bungee-Seilen irgendwohin geschossen wird, bekommt die Show ein wenig Puls. Der verflacht dann aber ebenso regelmässig wie schnell, denn mehr als ein paar Minuten gönnt man sich für ein Spiel nicht. Spannung kommt so kaum auf.
Und als sei das alles nicht genug, glaubt man bei Sat.1 offenbar immer noch, dass es eine gute Idee ist, mit Kröten, Schlangen, Tigern und Co. Wildtiere zur Zuschauerbelustigung auftreten zu lassen. Willkommen 2018! Irgendwie glaubte man sich schon weiter.
Sollte man sich bei Sat.1 also tatsächlich entscheiden, auch 2019 wieder Prominente durch "Fort Boyard" zu schicken, braucht die Show eine Komplettrenovierung. Immerhin dürfen sich die Tafeln Deutschland dank der letzten Ausgabe über 12.210 Euro freuen.
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