Florian Silbereisen ist der neue "Traumschiff"-Kapitän und so langsam dürfte sich bei den meisten die Schnappatmung nach der Auftaktfolge wieder normalisiert haben. Das ist auch gut so, denn auch Folge zwei mit Silbereisen vom Neujahrsabend beweist, dass das "Traumschiff" ganz andere Baustellen hat, als die auf der Brücke.
Es sind nur ein paar Minuten, aber sie zeigen, was in der vergangenen Folge beim "Traumschiff" alles schieflief: Kapitän Max Parger alias
Nun kann man es Glück im Unglück nennen, dass sich vor gut einer Woche alle Augen auf den Einstand Florian Silbereisens als neuen "Traumschiff"-Kapitän richteten. Jedenfalls dürfte bei all den Quereinsteigern vielleicht den wenigsten Zuschauern aufgefallen sein, welchen Kokolores man hier als Geschichte verkauft hat und die hanebüchene Szene mit dem Auftritt Winterscheidts ist nur eine von vielen.
Dementsprechend richtete sich die Kritik vor allem an die schauspielerische Leistung von Silbereisen. Die kann man nun schlimm gefunden haben oder weniger schlimm, als befürchtet, die Frage ist dennoch, ob die Verpflichtung Silbereisens mehr als ein PR-Gag war und ob sie dem "Traumschiff" wirklich weitergeholfen hat.
Der Silbereisen-Effekt ist verpufft
Blickt man auf die Quote, so kann das ZDF Silbereisens Debüt als Erfolg werten. Knapp siebeneinhalb Millionen Zuschauer erreichte die Folge, aber das machen Kätzchenvideos bei YouTube auch. Ob er wirklich eine Bereicherung für die "Traumschiff"-Reihe ist, diesen Beweis konnte Silbereisen nun am Neujahrsabend in Folge zwei antreten.
Dort muss er diesmal ein bisschen den strengen Lehrmeister geben. Auf der Amadea hat sich nämlich der blinde Passagier Eric (Lucas Bauer) eingenistet. Der wird zwar von Studentin Ella (Leonie Brill) verpfiffen, aber natürlich freunden die beiden sich an und natürlich entpuppt sich Eric als wertvolle Hilfe für die Crew.
An anderer Stelle verguckt sich ein Witwer in die verlassene Rose, die den deutschen Namen seiner toten Frau Gül trägt und zu guter Letzt bandelt die verwitwete Anne (Nele Kiper) mit einem Mann an, der vor einem Jahr ein neues Herz erhielt und hegt nun den Verdacht, dass es sich um das Spenderherz ihres verstorbenen Mannes handeln könnte.
Klingt wieder ziemlich an den Haaren herbei gezogen, aber immerhin nicht ganz so gaga wie die Geschichten in Silbereisens Auftaktfolge. Und Silbereisen? Der klingt bei allem, was er tut, nach wie vor ein bisschen zu inbrünstig, ansonsten hat er gar nicht so viel Gelegenheit, irgendetwas falsch zu machen.
Der Silbereisen-Effekt ist jedenfalls bereits in Folge zwei verpufft, man hat sich bereits an seinen Anblick gewöhnt - egal, ob er nun ein grosser Schauspieler ist oder nicht. Aber reicht das? Ja. Denn am Ende ist es völlig egal, ob Silbereisen der Richtige ist, das "Traumschiff" hat ganz andere Baustellen.
Was soll Roman Weidenfeller auf dem "Traumschiff"?
In den 1980er Jahren, der Entstehungs- und Blütezeit, war das "Traumschiff" eine grosse Nummer. Ein bisschen heile Welt, ein bisschen Drama, ein bisschen von einer unerschwinglichen Kreuzfahrt träumen und natürlich ganz viel Klischee-Exotik, die die bundesrepublikanische Reihenmittelhauswelt bunter machte. Eine exklusive TV-Schmonzette.
Heute ist die Lage anders. Ein bisschen heile Welt tut zwischen all den Alltagssorgen zwar immer noch gut, aber in puncto Drama hat sich die Fernsehwelt erheblich weitergedreht. Die Geschichtchen und deren Erzählweise sind inzwischen wie aus dem TV-Museum und ob es in Zeiten von Klimakrise und Co. wirklich noch angebracht ist, Kreuzfahrtschiffe mit ihren immensen Folgen für die Umwelt zu promoten, ist noch einmal eine ganz andere Sache.
Und so stellt sich die Frage, ganz abseits davon, ob Florian Silbereisen nun als neuer "Traumschiff"-Kapitän funktioniert oder nicht, ob denn das "Traumschiff" an sich noch funktioniert oder ob es einfach nur noch eine Fantasie aus früheren Zeiten ist.
Sieht man sich die Auftritte von Joko Winterscheidt und
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