Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön. Sagt man. Seit der gestrigen Folge "Germany's next Topmodel" wissen wir: ist sie nicht. Nicht für die Mädchen und erst recht nicht für den Zuschauer. Denn zwischen all den Geschichtchen und Shootings auf dem GNTM-Schiff geht irgendwann auch der letzte Funken Verstand über Bord.

Christian Vock
Eine Kritik
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Bloss nicht langweilig sein. Das gilt im Heidiversum für ihre Meeedchen und das gilt natürlich auch für ihre Show. Man will die werberelevante Zielgruppe ja nicht anöden. Instagram und Facebook sind schliesslich nur einen Wischer am Smartphone entfernt.

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Also haben sich die GNTM-Redakteure wie in jedem Jahr gefragt: Was haben wir eigentlich noch nicht gemacht? Die Antwort ist diesmal sehr maritim ausgefallen: eine Kreuzfahrt.

Also mietet man sich exklusiv ein Kreuzfahrtschiff und schippert die Möchtegern-Models zwei Wochen lang übers Mittelmeer. Auf dem Schiff – oder "Boatcamp", wie sie das hier nennen – müssen die Damen dann die ersten wankenden Schritte in ihr neues Modelleben wagen.

Also ahoi und Leinen los! Wo andere Menschen Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten wird ja wohl noch Platz für einen Topmodel-Dampfer sein.

Doch der erfahrene GNTM-Gucker wartet trotz dieser Änderung natürlich auf all das, was "Germany's next Topmodel" in der Vergangenheit so gross gemacht hat und fragt sich deshalb zurecht: Was wird die Geschichte des Tages? Wo wird diesmal das unnötig schwierige Shooting stattfinden? Und wie viele Mädchen können noch einmal Germany's next Topmodel werden?

"Auf dem Schiff sagt man dazu seekrank"

Die Mädchen indes halten sich nicht mit solchen Fragen auf, sondern stöckeln erst einmal an Bord. Der Spassvogel des Tages geht dabei im übrigen an den Redakteur, der die Idee hatte, allen Mädchen den gleichen Koffer zu geben. Was muss das für einen Spass am Gepäckband gegeben haben! Doch ab jetzt hört der Spass auf, denn wie Heidi Klum erklärt, wird das Ganze hier keine Kaffeefahrt.

Doch kaum hat der Model-Kahn abgelegt, beginnen schon die ersten Probleme: Carina verliert ihr Augenlicht kurzfristig an eine Bindehautentzündung, Giuliana geht sogar völlig in die Knie und einem Teil der Mädchen wird an Bord übel. "Auf dem Schiff sagt man dazu seekrank", glänzt Heidi mit ihrem Wissen. Ja, Frau Klum, wir freuen uns in diesen zwei Stunden über jeden Geistesblitz.

Die Start-Wehwechen sind aber relativ schnell vergessen, schliesslich steht das erste Fotoshooting an. Paarweise müssen die Damen da im Bikini am Pool posieren und jedes Modelchen darf einmal den Auslöser drücken. Am Ende beurteilt die Klum dann die Fotos und vergibt Punkte an die beiden Teams.

Giuliana will aussteigen

Ein relativ überschaubares Regelwerk - und trotzdem haben manche Mädchen Probleme, den richtigen Zeitpunkt für das Drücken des Auslösers zu finden.

So wie Maja, der Coach Thomas Hayo aber gleich aufmunternd zur Seite springt: "Das ist überhaupt nicht schlimm. Wir brauchen keine Fotografen, wir brauchen Models. Und wenn du beim richtigen Fotoshoot bist, dann drückt der Fotograf ab."

Das sind wirklich tröstende Worte von Herrn Hajo, die aber gleichzeitig irgendwie den Sinn dieses Shootings in Frage stellen ...

Wie dem auch sei, die Geschichte dieser Folge jedenfalls kommt von Giuliana. Das ist das Mädchen, das rein körperlich als Junge auf die Welt kam. Beim Bikini-Shooting kommen der 20-Jährigen Zweifel, ob sie "dem ganzen Format hier gewachsen ist." Deswegen möchte sie gerne aussteigen. Doch Michael Michalsky will das nicht akzeptieren und redet ihr zu. Es wäre aber auch blöd, wenn so eine Geschichte schon so früh wegfallen würde.

Rauchen ist nicht gut für das Gesicht!

Giuliana jedenfalls macht weiter und kann so auch am obligatorischen unnötig schwierigen Shooting teilnehmen. Diesmal hat man sich dafür entschieden, dass die Mädchen sich im Meer auf ein Stand-Up-Paddle-Board stellen und darauf posieren müssen. Das ist naturgemäss eine wackelige Angelegenheit, mit der die meisten Mädchen eher mittelprächtig zurecht kommen.

Als Greta an der Reihe ist, bereiten Heidi Klum aber ganz andere Dinge Sorgen: "Sie sieht hübscher in natura aus, als sie auf dem Foto rüberkommt", erklärt Frau Klum und hat auch schon den Grund ausgemacht: "Rauchst du viel?", fragt sie Greta. Als diese bejaht, gibt sie ihr folgenden Hinweis: "Das ist gar nicht gut für dein Gesicht."

Das ist ein wirklich kluger Rat. Nicht umsonst steht auf Zigarettenpackungen nicht etwa "Rauchen schadet Ihrer Gesundheit" oder "kann tödlich sein", sondern "Rauchen ist nicht gut für Ihr Gesicht."

Wenig später wird Frau Klum das Thema noch einmal aufgreifen: "Wir wissen natürlich alle, dass Rauchen nicht gut für die Gesundheit ist. Aber bei dir speziell kann ich es in deinem Gesicht sehen." Rauchen ist also nicht so toll, liebe minderjährige Zuschauer, aber so richtig blöd ist es, wenn man es in eurem Gesicht sieht!

Für den Zuschauer sollte spätestens an dieser Stelle klar sein, wessen Geistes Kind diese Show ist. Keine Angst um ihre geistige Gesundheit müssen sich übrigens Saskia, Victoria, Elisa und Christina mehr machen, denn sie sind gestern Abend rausgeflogen.

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