Bei "Germany's next Topmodel" gibt es viele Gründe rauszufliegen: zu gross, zu klein, zu ängstlich, zu schüchtern, zu was auch immer. Caroline weiss seit der jüngsten Folge, dass man auch wegen Defiziten "beim Thema Personality" rausfliegen kann.

Christian Vock
Eine Kritik

Mehr News zu "Germany's next Topmodel" finden Sie hier

Mehr News zu "Germany's Next Topmodel"

So, Folge 14 von Staffel 14. Oder wie die Klum durch Begriffsdefinitionen irrlichtert: "Es geht um den Einzug ins Halbfinale." Einigen wir uns einfach, dass die GNTM-Kandidatinnen in Sieben-Meilen-High-Heels Richtung Finale stöckeln.

Das soll, wenn es nach Heidi Klum geht, aber nicht irgendwer erreichen, sondern nur derjenige, der "auch mit seiner Persönlichkeit in Erinnerung bleiben kann". Wer Heidi Klums Faible für Mottos kennt, weiss, dass diesmal also die "Personality-Woche" ausgerufen ist, schliesslich sollen die Mädchen beweisen, "dass sie mehr als nur schön sind".

Das ist als Einstellung grundsätzlich zu begrüssen, wirft aber für alle Nicht-Models die Frage auf, warum ausgerechnet jemand, der eigentlich nur Klamotten vorführen soll, unbedingt seine Persönlichkeit mit ins Spiel bringen muss. Spoiler-Alarm: So richtig beantworten sollte Folge 14 diese Frage nicht, ganz im Gegenteil.

GNTM 2019: Hauptsache, "Personality" zeigen

Unsere Heidi Klum geht die "Personality-Woche" trotzdem mit viel gutem Willen an: "Heute würde ich euch gerne helfen, euch selber zu finden", erklärt die Klum den Damen ihre Absichten. "Ich find's schön, dass sie uns damit hilft", ist Simone für so viel Hingabe dankbar.

Damit die Selbstfindung aber auch unter Laborbedingungen ablaufen kann, müssen die Mädchen Heidi Klum zuerst eine kurze Absichtserklärung bezüglich ihrer eigenen Persönlichkeit abgeben und diese dann in einem Walk umsetzen.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass beispielsweise Simone zuerst folgende Selbstwahrnehmung zum Besten gibt: "Ich würd' sagen, ich bin simple, aber special und bin sehr spontan." Dann läuft sie ein paar Schritte und die zustimmend nickenden Köpfe ihrer Konkurrentinnen zeigen, dass ihre Besitzerinnen glauben, genau das an Simones Walk wiedererkannt zu haben: "Man sieht alleine an ihrem Walk, dass sie super viel Biss hat", äussert sich Vanessa exemplarisch.

Bei Alicija hingegen ist die Sache nicht so eindeutig: "Ich glaube, ich habe so einen super eleganten Walk und so ein bisschen sexy vielleicht auch", schätzt die junge Dame sich und ihre Persönlichkeit ein. Heidi Klum zeigt sich bezüglich des dann folgenden Walks aber skeptisch: "Ich weiss jetzt nicht, ob ich das als elegant beschreiben würde. Von deinen Bewegungen her finde ich das eher modern, als elegant."

"Ja, cool", findet Alicija und hat schwupps eine neue Persönlichkeit. Es nährt sich ein Anfangsverdacht, dass das Gerede von "Personality" eine ziemliche Grütze ist.

GNTM hat ein Problemmodel: Caroline

Noch schwieriger wird die Sache bei Caroline. Das Jung-Model möchte als süss und unkompliziert wahrgenommen werden und wäre damit auch fast durchgekommen – hätte sie nur danach geschwiegen. Doch in einem Anflug von Übermut ergänzt Caroline ihre Attribute völlig unbedarft um eine weitere Persönlichkeitsnuance: "Ich denke auch oftmals ein bisschen zu viel nach."

Da schrillen bei Heidi Klum natürlich sofort die Alarmglocken: "Eben hast du noch gesagt, du bist unkompliziert. Jetzt denkst du zu viel nach. Aber seht ihr, wo das Problem ist? Ihr müsst euch selber finden. Du musst wissen, wer du bist." Ganz offensichtlich gelten Menschen, die zu viel nachdenken, im Klumiversum bereits als kompliziert.

Für die Dramaturgie ist ein nachdenkendes Model hingegen ein Segen und so wird Caroline im Folgenden die Schubla …, Entschuldigung, die Persönlichkeit der Persönlichkeitslosen verliehen. Das will Caroline so natürlich nicht hinnehmen: "Hallo, ich hab' 21 Jahre gelebt bisher und natürlich habe ich eine Personality!"

Offenbar hat man aber nur eine Personality, wenn man von Heidi Klum das Okay dazu hat und so wird im Verlauf der Folge weiter fröhlich gedummdusselt, wie es so um die Persönlichkeitsdefizite von Caroline steht.

Das hat insbesondere einen dramaturgischen Wert, schliesslich steht der Shootout zwischen Caroline und Sarah an, bei dem das Teilnehmerfeld bei Sarah Persönlichkeitsvorteile ausmacht, schliesslich konnte die Heidi Klum bereits ihre sexy Persönlichkeit glaubhaft machen.

Sarah und Caroline fliegen raus

Was die Damen da noch nicht ahnen konnten, ist der Umstand, dass Caroline bei ebenjenem Shootout-Shooting deutlich besser abschneiden sollte als ihre Konkurrentin. Nach den offiziellen Klumschen Shootout-Regeln wird damit Caroline zur Siegerin erklärt und Sarah nach dem geshootouteten Shootout-Shooting augenblicklich outgeshootet.

Offenbar kann man ohne Persönlichkeit mehr Persönlichkeit zeigen, als jemand mit offiziell bestätigter Persönlichkeit. Es sind verwirrende Botschaften, die von dieser Folge "Germany's next Topmodel" ausgehen.

Richtig verwirrend wird es aber dann beim obligatorischen Entscheidungswalk, als Alicijas Leistungen beim Shooting thematisiert werden: "Irgendwie habe ich das Gefühl in diesen Wochen, dass es kein Mädchen gibt in diesem Cast, das ich so wenig kennengelernt habe wie dich", kritisiert Heidi Klum Alicija, als sei das deren Fehler gewesen.

Im Anschluss stiftet der Fotograf des Shootings noch mehr Verwirrung: "Du sahst fast wie eine andere Person aus. Und das ist eine fantastische Eigenschaft, die du hast", erzählt der Fotograf ausgerechnet über das Shooting, bei dem die Mädchen doch ihre Persönlichkeit zeigen sollten und bestätigt damit den Anfangsverdacht mit der Persönlichkeit und der Grütze.

Caroline kann das von nun an egal sein, denn ihr Shootout-Sieg gegen Sarah sollte nur ein Zwischenhoch gewesen sein. Heidi Klum hält Caroline im direkten Vergleich nämlich für nicht mehr wettbewerbsfähig und legt ihr ein Ausscheiden nahe, schliesslich seien ihr die anderen Mädchen in Vielem voraus, "ganz besonders bei dem Thema Personality". Hauptsache, sie nimmt es nicht persönlich.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.