In Folge fünf bekommt der Zuschauer endlich das, worauf er in jeder GNTM-Staffel wartet: das grosse Umstyling. Das soll bei den Mädchen nämlich für einen Wiedererkennungswert auf dem Modelmarkt sorgen. Doch ausgerechnet das grosse Umstyling ist in diesem Jahr nicht mehr wiederzuerkennen - und für eine war es gar umsonst.

Christian Vock
Eine Kritik

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Machen wir uns nichts vor: Fernsehliebhaber erleben gerade harte Zeiten. Erst diese ganzen Karnevalssitzungen und dann auch noch "Germany's next Topmodel". Sie können beides nicht unterscheiden? Dabei ist das doch ganz einfach. Beim Karneval ziehen sich die Leute grundlos merkwürdige Kostüme an und bei "Germany's next Topmodel" … Okay, das funktioniert nicht.

Aber jetzt: Beim Karneval wird eine ganz spezielle Art von Humor gepflegt, die offenbar nur Eingeweihte verstehen und bei "Germany's next Topmodel" … Nein, das wird auch nichts. Versuchen wir es also so: Der Unterschied zwischen "GNTM" und Karneval ist die Umstyling-Folge. Die hat der Karneval nämlich nicht.

Umstyling, das ist der Moment bei "Germany's next Topmodel", in dem den Mädchen, nachdem ihnen wochenlang eingebläut wurde, wie wichtig "Personality" bei Models ist, plötzlich gesagt wird, dass sie so wie sie sind auf gar keinen Fall bleiben dürfen.

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Stefanie Giesinger soll helfen

Dieses Umstyling mag für Aussenstehende etwas verwirrend sein, verdankt seine innere Logik aber dem Umstand, dass mit "Personality" nicht etwa Persönlichkeit, sondern Wiedererkennungswert gemeint ist. So nah beinander, aber doch so fern.

Für den Wiedererkennungswert also braucht man bei "GNTM" eben das grosse Umstyling. Damit der Model-Kunde dann sagen kann: 'Die Laura-Sophie, das ist doch die mit der roten Long-Bob-Frisur. Die habe ich gleich wiedererkannt. Gut, dass sie das grosse Umstyling mitgemacht hat.' Es ist schon erstaunlich, wie die Mädchen sich bislang gegenseitig wiedererkennen konnten.

Aber das grosse Umstyling ist Heidi Klum eben sehr wichtig. So wichtig, dass es sogar einen ganz eigenen Wiedererkennungswert hat. Jede grosse Umstyling-Folge trägt nämlich zu einer lässig zur Schau getragenen Sinnfreiheit einen Umhang aus Tränen, kombiniert mit einem Overall Gruppenzwang, dabei aber stets die Hysterie locker über die Schulter geworfen.

Kurzum, in der grossen Umstyling-Folge dürfen alle Kandidatinnen traditionell ein bisschen am Rad drehen und wegen einer nicht gewollten Kurzhaarfrisur den Ausnahmezustand ausrufen. Den will Heidi Klum aber diesmal nicht alleine in den Griff bekommen und hat sich deshalb der Anwesenheit der ehemaligen GNTM-Siegerin Stefanie Giesinger bedient.

Die soll den Mädchen mit guten Ratschlägen zur Seite stehen, was Frau Giesinger auch sofort macht: "Ich will den Mädchen helfen und sagen: Es sind nur Haare. Die wachsen wieder." Selten war Geld so gut in einen Ratschlag investiert wie hier.

Ein glückliches Umstyling?

Und schon ist das grosse Umstyling in vollem Gange und es wird geschnitten, gefärbt und geföhnt, auf dass die Tränen bei den Damen nur so fliessen. Als aussichtsreichste Hysterie-Kandidatin hat die Produktionsfirma sogleich Justine ausgemacht, denn die brünette 20-Jährige mit dem schulterlangen Haar äussert einen Wunsch: "Ganz kurze helle Haare – also das will ich gar nicht haben."

Darfst du natürlich so nie sagen, die von der Produktionsleitung kriegen das ja mit. Doch zu spät, denn natürlich hat man sich bei Justine für kurze helle Haar entschieden. Als sich Justine darüber alles andere als glücklich zeigt, scheint also dramaturgisch alles auf den Weg gebracht.

Doch plötzlich stehen zwei Mädchen neben Justine und reden auf die frisch Blondierte ein: "Nicht weinen! Ne, ne, ne, auf gar keinen Fall!" Ja, was soll das denn? Die machen der Klum ja die ganze Umstyling-Folge kaputt! Haben die denn gar keinen Anstand?

Doch auch die anderen Mädchen ziehen plötzlich nicht mehr mit. Keine Tränen, keine Panik, keine Widerworte – alle scheinen von ihrem neuen Look begeistert zu sein. Wohin man auch blickt, überall nur zufriedene Gesichter. Noch viel schlimmer: Manchen Mädchen kommen sogar Freudentränen!

Justine muss das Umstyling retten

Was ist da los? Das ist das Umstyling! Noch dazu das grosse! Was soll die Klum denn noch machen? Das überdurchschnittlich grosse Umstyling? Oder gar das sehr grosse Umstyling? Und dann sagt Heidi Klum auch noch Sätze wie diesen: "Für mich gibt es nichts Schöneres, als meine Mädchen nach dem Umstyling glücklich zu sehen." Frau Klum ist überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen – und das ausgerechnet in der Umstyling-Folge, wo es doch genau darum geht!

Jetzt kann eigentlich nur noch Justine die grosse Umstyling-Folge retten: "Das ist heftig ...", beginnt das Nachwuchsmodel verheissungsvoll, als es zum ersten Mal den blonden Kurzhaarschnitt im Spiegel sieht.

Doch statt an dieser Stelle zu schweigen, fährt Justine fort: "… ab er ich find's cool." Okay, das war's. Wenn Heidi Klum keine Mädchen mehr zum Heulen bringen kann, dann ist das nicht mehr das "Germany's next Topmodel", das wir mal kannten.

Endlich Tränen beim Sedcard-Shooting

Mit einer gehörigen Portion Ernüchterung geht es für den Zuschauer dann zum grossen Sedcard-Shooting. Das läuft weitgehend ereignislos, bis Sarah an der Reihe ist und von der Klum ein Schnell-Feedback bekommt: "Was mir bei dir auch immer noch so ein bisschen fehlt: Wer bist du eigentlich? Du machst nicht viele Sachen, wo ich am Ende des Tages sage: An die Sarah erinnere ich mich immer."

Und schon schiessen Sarah die Tränen in die Augen: "Ich kann gut mit Kritik umgehen, aber das hat mir schon wehgetan." Bäähm, die Klum ist wieder da! Was ein ganzes Team von Styling-Experten mit Schere und Haarfärbemittel nicht hinbekommen hat, das schafft Heidi Klum mit nur zwei Sätzen und erhält so der Umstyling -Folge ihren Wiedererkennungswert.

"Ich will dich doch nur pushen", erklärt Klum Sarah ihre harsche Wortwahl zwar noch, aber da ist es zu spät. Pushen sollte Klum dann übrigens nicht Sarah, sondern Leonela – und zwar aus der Show.

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