In der "Boys Edition" müssen sich die letzten sieben Kandidatinnen von "Germany's next Topmodel" an Tänzern und Models räkeln, die sich auf Kommando ausziehen müssen. Warum soll es in der Show auch Männern besser ergehen als Frauen?
"So viele gutaussehende Männer gab es noch nie in einer Sendung", japst
Doch seitdem Heidi Klum Diversity zum kommerziellen Leitthema der Sendung ausgerufen hat, war das nur eine Frage der Zeit. Also, lehnen Sie sich zurück verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, willkommen bei "Germany's next Topmodel" 2021, der Männer-Edition! Oh, aber Moment, warum haben die denn alle die gleichen Klamotten an, die sie nicht sonderlich lang anbehalten?
Das sind die "hottesten Tänzer von Magic Mike", das ist die "Boys Edition"? Die sollen gar nicht modeln oder gar sprechen, die sind zum Ausziehen da? Dann ist ja alles wie gehabt.
GNTM 2021: Wer einmal mit demselben contemporary danct, gehört schon zum Establishment
Da einfach strippen aber nicht abendfüllend ist und sich eine Folge "Germany's next Topmodel" ganz schön ziehen kann, muss aber noch ein Motto her. Einen "Contemporary Dance" sollen die jungen Frauen und die Herren mit Kleiderflucht aufführen. Was immer das sein soll. Heidi Klum erklärt es.
Sie werden von der Decke mit Flügeln abgeseilt und müssen sich direkt in einen der Tänzer "schockverlieben". Genauso schauen die auch. Also, die Frauen, nicht die Männer. "Beim Tanzen fassen die sich auch immer so an. Uähhhh!", ekelt sich Alex. Soulin ergänzt: "Ich wünschte, mein Tanzpartner wäre mein Freund." Diese Frauen von heute! Dabei weiss doch jeder: Wer einmal mit demselben contemporary danct, gehört schon zum Establishment.
Das Stichwort für die magischen Mikes, die gewohnt lasziv hereinschreiten. Und da man sich schon seit 30 Sekunden kennt, wird gleich Hand angelegt. Pardon, choreografiert! Das gelingt nicht allen. Dascha hat vor allem Angst, dass der Tänzer sie nicht heben kann. Sie wiegt schliesslich gewaltige 85 Kilogramm!
Das ist aber nicht das eigentliche Problem, die stemmt der Tänzer morgens vor der ersten Schale Seitenbacher Müsli mit Hafermilch, Barista Edition, mit dem kleinen Finger der linken Hand. Nein, Dascha kichert so hysterisch beim Aufstieg, dass nicht mal der weltbeste Rodeoreiter ruhig bleiben könnte.
In Moonboots und Silber-Slip ab zu den Liegestützen
Da kommt eine Abkühlung wie gerufen. Bevor die Kandidatinnen von "Germany's next Topmodel" von der Decke schweben, müssen sie noch zum Shooting mit Max Montgomery bei minus zehn Grad. Selbstverständlich mit "sexy male models", es ist doch diesmal die "Boys Edition". Und weil das mit dem Sexismus nicht nur in eine Richtung funktioniert, kommandiert Heidi Klum eines der Models zum Liegestütz absolvieren auf den Boden.
Nicht ohne ihn daran zu erinnern, dass er davor noch die Jacke ablegen soll. Ein groteskes Bild: Ein junger Mann, der nur mit silbernen Moonboots und in einem Mikroschlüpper in derselben Farbe, bei Minusgraden Fitnessübungen absolviert. ProSieben, we love to entertain you!
Die Kandidatinnen von GNTM sehen das offenbar anders. Alex erklärt: "Ich mag's nicht so gerne, wenn mich fremde Menschen anfassen." Glücklicherweise hat Heidi Klum immer ein offenes Ohr für ihre "Mädchen". Die Antwort: "Mmmhhh." Dann eben nicht. Wie sieht das bei Ashley aus? Sie ist "oft sehr verkopft, denkt drüber nach", sagt Heidi Klum. Für ein Model ein Karrierekiller.
Vor allem, weil einem dann auffällt, dass da ein Typ im Glitzer-Slip gerade die Hand auf der Brust parkt. Yasmin hat mit dem Denken offenbar nicht so viele Probleme. Sie wirft sich ohne zu zucken auf ihren männlichen Partner. Was sagen da eigentlich die Partner der Kandidatinnen zu Hause zu diesen Aufnahmen? "Alles okay", erklärt Daschas Freund per Videotelefonat. "Ich schau mir das nicht an." Der Glückliche.
"Germany's Next Topmodel": Rominas Haarfarbe hat "ein gewisses Aggressionspotential"
Moment, da war aber noch irgendwas. Nackte Haut, Sexismus, Zickereien, ah, stimmt: Der Female-Empowerment-Diversity-Block. Auftritt
Und warum? "Ihre Haarfarbe hat so ein gewisses Aggressionspotential", führt er aus. Aha. Aber kann die Ferrari-rote Tönung denn nicht jeder in der Drogerie um die Ecke für 6,99 Euro kaufen? Egal, es gewinnt eh Soulin. So wie immer. War sonst noch etwa? Alex shootet für Lena Gercke. Wie war's? "Starker Ausdruck im Gesicht und that's it." Wenn Sie diesen Satzbau entschlüsselt haben, melden Sie sich. Aber bloss nicht bei mir.
Liliana ist "not impressed" und fliegt raus
Zurück zum Contemporary Körper reiben. Das hebt sich "Germany's next Topmodel" fürs Finale auf. Das wird bestimmt toll, oder Liliana? "I'm not impressed." Na dann eben nicht. Die Männer stürmen in Anzughosen und weissen Hemden in den Saal. "Die zieht ihr nachher schon noch aus, oder?", fragt Heidi Klum. Irgendwo muss der Sexismus ja hin, wenn das bei den Frauen nicht mehr geht.
Als erste segelt Alex in Unterwäsche von der Decke. "Ich krieg Gänsehaut! Wowwwwww!", kreischt Heidi Klum. Bei der knappen Bekleidung dürfte es eher eine Blasenentzündung werden. Wolfgang Joop ist zufrieden: "Es sah sehr perfekt aus." Nur interessiert sich für Perfektion nun wirklich niemand bei "Germany's next Topmodel". Das Stichwort für Liliana. "Es war oft unelegant. Plump", urteilt Heidi Klum. Wolfgang Joop: "Auf jeden Fall braucht man Körperspannung." Eben! Wer denkt nicht bei Kate Moss, Naomi Campbell, Claudia Schiffer sofort an Körperspannung.
Bleibt nur noch eines zu tun: Dringend vor dem Halbfinale von "Germany's next Topmodel" eine Kandidatin loswerden. "Ich hab dir so viele Chancen gegeben, ich mag dich wirklich gerne", eröffnet Heidi Klum ihren an Liliana gerichteten Monolog. Die begreift sofort, was das heisst. Fehlt eigentlich nur: "Wir bleiben in Kontakt." Was genauso gelogen wäre wie der Auftakt dieser Abschiedsrede.
Liliana ist raus, Alex, Soulin, Romina, Dascha und Ashley und Yasmin ziehen ins Halbfinale ein. Natürlich nicht ohne stimmige Verabschiedung: die Hemden der Tänzer. Wolfgang Joop gibt charmant-lüstern das Kommando zum kollektiven Entkleiden. Nicht dass in dieser Sendung wirklich noch jemand aus Versehen mit dem Denken beginnt.
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