In Heidi Klums Foltercamp für telegene junge Frauen müssen die Kandidatinnen in dieser Woche in ein überdimensioniertes rotierendes Ikea-Regal und im nassen Mieder auf den Laufsteg. Das Ergebnis ist wie erhofft halsbrecherisch.

Eine Kritik
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"Endlich ist es so weit", sagt Heidi Klum in der neuesten Folge von "Germany's next Topmodel" in die Kamera, wohl wissend, dass sie mit dieser Erwartungshaltung ziemlich alleine dastehen dürfte. "Die Posing-Edition!", fügt sie hinzu. Willkommen bei "Germany's next Topmodel", seit 15 Jahren das Format mit der höchsten Dichte an unnötigen Anglizismen im deutschen Fernsehen.

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Los geht es in dieser Woche in Heidi Klums Foltercamp für telegene junge Frauen mit ihrer Version von "Takeshi's Castle". Die Kandidatinnen müssen in die Fächer eines überdimensionalen Ikea-Regals klettern. Natürlich mit hohen Absätzen. Dabei dreht es sich um die eigene Achse. "Ich hoffe nur, dass keine mit Übelkeit zu kämpfen hat", sagt Heidi Klum und meint natürlich das Gegenteil: Wer spuckt, fliegt. Bekommt aber mehr Sendezeit.

Jasmine verlässt "Germany's next Topmodel"

Zunächst noch etwas Drama. Die an der rheumatischen Erkrankung Lupus leidende Jasmine ist nicht mehr dabei, sie liegt im Krankenhaus, verkündet Heidi Klum. "Zeit für andere Gedanken!", handelt sie das Thema in Sekundenschnelle ab.

Auf die Frauen wartet ein rotierendes Brech-Regal vom Makro-Möbel-Discounter. Die Outfits dazu? Lassen wir es GNTM-Kandidatin Mareike erklären: "Da ist alles so ein bisschen One-Look, so ein bisschen Offright-Style. Also nice." Dann ist ja alles klar.

Der Startschuss, die überdimensionierte Wäschetrommel anzuwerfen. Es fotografiert Pamela Hanson, die den eingeblendeten Bildern nach in der Vergangenheit vor allem Heidi Klum abgelichtet hat. Die sitzt schon bereit und sieht zu, wie die Frauen versuchen, sich in Goldfisch-Mund-Pose in ihren Fächern festzustemmen.

Das funktioniert erstaunlich gut, ist aber nicht Sinn der Übung. Auftritt für den ersten Sündenbock Alysha. "Ich bin überrascht, dass du gar nicht so als Turnerin herausstichst", kommentiert Heidi Klum gewohnt einfühlsam. Alysha versucht sich zu verteidigen, sie sei zu klein, um die gegenüberliegenden Wände zu erreichen.

"Das stimmt aber auch nicht so ganz", entgegnet ihr Klum schnippisch. Soulin und Romina sind auch nicht grösser! Moment, spulen wir kurz zurück zum Faktencheck: "Krach!" Das war das Geräusch des aufschlagenden Gesichts von Romina bei ihrem einzigen Versuch, die gegenüberliegende Seite zu erreichen.

Linda hat Höhenangst

Zurück zum Teufelsquadrat. Wie war das nochmal mit der Übelkeit? Stichwort für Linda, die zugibt, Höhenangst zu haben. Endlich! Heidi Klum macht es sich auf ihrem Stuhl bequem und schiebt sich genüsslich einen Krapfen in den Mund, Linda krallt sich panisch in ihrem Fach fest.

Bricht aber nicht ab. Schade. Dann muss der Ärger eben woanders herkommen. Weil Jasmine fehlt, es aber vier Fächer sind, darf Favoritin und Quoten-Influencerin Soulin noch einmal antreten. Das Geläster lässt nicht lange auf sich warten. Dabei weiss nach 20 Jahren Castingshows nun wirklich jeder, dass die Dauer-Favoritin nie gewinnt. Die Streber in der Schule mochte schliesslich auch nie jemand.

Sexy tanzen als Psychotherapie

Schnitt zum mittlerweile in fast jeder Folge üblichen, als Therapieprogramm getarnten Auftritt in Unterwäsche. Choreografin Sonia Bartuccelli ist zu Gast, die auch schon Helene Fischer laszive Posen beigebracht hat. Darum geht es natürlich nur peripher.

Die Rutschnummer auf Stühlen dient dazu, "zu zeigen, was man fühlt". Ana beginnt direkt zu weinen. "Viele haben Probleme, ihre Weiblichkeit auszudrücken", erklärt Bartuccelli. Vielleicht hat Ana aber auch einfach Probleme damit, ihre Weiblichkeit in einem nassen Mieder auszudrücken.

Darum geht es bei nicht ganz so tiefschürfender Betrachtung. Sich räkeln und am Ende eine Ladung Wasser abbekommen. Sonst wäre der folgende Gang auf dem Laufsteg schliesslich nicht rutschig genug. Dazu laufen die Hits von Beyoncé, quasi die Erfinderin des kommerziellen Wassereimer-Feminismus. Was halten die Frauen davon? "Ich habe mich wie die geilste Sau gefühlt!" Therapie gelungen.

Bei "Germany's next Topmodel" 2021 fühlen sich alle "sexy, sexy, sexy"

Natürlich flutet ProSieben den glatten Boden aber nicht mit Wasser, damit sich alle als "geile Sau" fühlen. Mareike ist die erste, die die Dusche mitten ins Gesicht bekommt. Die Musik ist auch schon aus. Und weil sie die letzte in ihrer Gruppe ist, ist der Laufsteg besonders glitschig. Sie torkelt unsicher voran.

Heidi Klum und Gast Valentina Sampaio haben dafür sicher Verständnis. Das Transgender-Model sagt: "Oh mein Gott, das Wasser ist voll in ihr Gesicht gegangen!" Wohl doch nicht. Vielleicht Heidi Klum? "Sie läuft nicht ganz so toll wie die anderen Mädels." Ebenfalls nein. Ein letzter Versuch für ein bisschen Mitgefühl? Frau Sampaio?

“Ich hab gesehen, dass du es versucht hast. Aber du siehst albern aus." Soviel zum Diversity-Female-Empowerment-Vortrag, den sie wenige Minuten vorher gehalten hat. Zurück zur Choreografie. Worum ging es noch einmal? Ana? "Man konnte sich nur sexy fühlen. Sexy, sexy, sexy." Umprogrammierung erfolgreich abgeschlossen. Alle anderen Informationen auf der mentalen Festplatte wurden durch das Wort "sexy" ersetzt.

GNTM: Alysha strauchelt, Ashley fällt

Die anderen Frauen versuchen sich derweil in der Vertikalen zu halten. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Alysha bekommt Wasser in Mund und Nase, weswegen es mit "sexy, sexy, sexy" nicht mehr so weit her ist. Darüber muss sie sich glücklicherweise in der nächsten Folge keine Gedanken mehr machen, Heidi Klum befördert sie aus der Sendung.

Ashley hingegen hat Glück. Sie darf bleiben, dafür haut es sie ganz hin. Reaktion Heidi Klum: "Yes!" und Applaus. Endlich das erwartbare Ergebnis der Gleichung: High Heels + glatter Boden + Wasser = jede Menge Schlitterei. Einen Tipp gibt Heidi Klum Ashley noch mit auf den Weg: "Da kannste nur aufstehen und weitermachen." Manchmal ist liegen bleiben aber auch eine Option. Zumindest bei "Germany's Next Topmodel".

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