Irgendwie ist ja immer Entscheidung bei "Germany's Next Topmodel". Aber gestern Abend war mehr Entscheidung als sonst, denn es ging um die Top Ten. Klar, dass da die Aufregung gross war. Am Ende wusste man gar nicht mehr, ob die Aufregung entscheidender war oder die Entscheidung aufregender. Am Ende entschied sich Heidi Klum für das Aus gleich zweier Mädchen. Wie aufregend.

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Oha, Folge neun. Schwierig. In Folge neun entscheidet sich, wer in die Top Ten darf. Top Ten, weiss man als "Topmodel"-Gucker, ist wichtig. Wofür, weiss man nicht, aber ist wichtig. Vielleicht, damit man später seinen Kindern sagen kann: Ich war bei den Topmodels in Staffel elf auf Platz zehn. Immer besser als wenn man sagen muss: war in Staffel zehn auf Platz elf. Ist was ganz anderes.

Folge neun ist also brisant. Damit auch der Zuschauer etwas von dieser Brisanz merkt, musste diesmal etwas passieren. Nicht, dass man zuhause am Bildschirm denkt, es gehe bei "Germany's Next Topmodel" nur um die Vermarktung von Heidi Klum und um die richtigen Positionierung der Werbepartner. In der vergangenen Folge hat in puncto Aufregung ja auch ein bisschen der Zufall geholfen. Aber man kann ja nicht immer davon ausgehen, dass irgendwo ein Fotograf lauert und Busenblitzer der Kandidatinnen für die Boulevard-Presse fotografiert.

Wo ist Julias Fotobuch?

Nein, darauf kann man wahrlich nicht immer zählen. Wie gut deshalb, dass die Julia dabei ist. Die findet in Sydney nämlich plötzlich ihr Fotobuch nicht mehr. Fotobuch, das ist so etwas wie das Koks für einen Dealer oder der Schlauch für einen Feuerwehrmann - ohne macht man eine echt blöde Figur beim Kunden. Und so passiert, was passieren muss: Der Kunde will Julia nicht und stattdessen darf nun die Elena C. für Heidi Klums Schlüpper-Kollektion posieren. Ärgerlich.

Dabei hat die Julia doch extra die Koffer der anderen Mädels durchsucht, von Diebstahl war die Rede und am Ende lag das Buch dann tatsächlich in Fatas Koffer.

Schwamm drüber, denken sich die Mädels, kann passieren. Trotzdem mahnt die Heidi Klum noch einmal zur Sicherheit: "Als Model solltest du dein Buch hüten wie deinen Augapfel." Wobei sie vergisst, dass so ein Augapfel in der Regel sehr körpernah getragen wird. Im Gegensatz zu einem Fotobuch fällt bei einem Augapfel also häufig recht früh auf, wenn er mal weg ist und im Koffer der Zimmergenossin liegt. Für eine Anfangsaufregung war die Nummer mit dem Buch aber nicht schlecht, für Folge neun aber immer noch zu wenig.

Luana, Luana ...

Vielleicht passiert ja in Los Angeles etwas. Dorthin fliegen die Mädchen nämlich wieder für die anstehenden Aufgaben und freuen sich mit viel Gekreische, dass sich die Produktionsfirma für eine dreistöckige Luxusvilla als Herberge entschieden hat. Die riesige Villa ist auch bitter nötig, schliesslich ist nun ausreichend Platz, die Produkte der Werbepartner dezent undezent zu platzieren.

Ausserdem braucht es den Platz für Aufregung Nummer zwei: Die Luana aus dem weissen Team hat nämlich – nehmen Sie lieber Platz – für eine Nacht beim schwarzen Team geschlafen. Weil Team Weiss schon gepennt hat und sie die anderen nicht wecken wollte. Kam gar nicht gut an. Muss man aber wohl dabei gewesen sein. Danke jedenfalls an die Luana für den Einsatz. Auch vom Zuschauer.

Michalsky wird es zu erotisch

Dabei hätte die Luana das gar nicht mehr machen müssen, schliesslich hat sie beim Fotoshooting zuvor schon ihr bestes in puncto Aufregung getan. Die Damen mussten nämlich in Unterwäsche im Stil der Zwanziger Jahre auf einer Theatertreppe posieren - wie und mit wem durften sich die Mädels selbst ausdenken. Und die Luana wollte eben die Popos der Mädchen und deren gefesselte Hände als Hintergrundbild haben, während sie vorne mit einer Schlange hantiert. Doch das war den Herren Hayo und Michalsky zu gewagt, sie machten sich um den Jugendschutz Sorgen.

Jetzt nur mal so zum Nachvollziehen: Da wird den jungen Zuschauerinnen beigebracht, dass es toll ist, wenn man sich nackt für eine Fernsehshow ablichten lässt und man Wildtiere nur für ein gutes Foto vor die Kamera zieht. Dass es ausserdem völlig in Ordnung ist, für ein paar Bilder um die Welt zu jetten und Unmengen Kerosin in die Atmosphäre zu blasen. Dass man im Interesse des Kunden sein Rückgrat an der Casting-Tür abgibt und dass Luxus die Eintrittskarte in ein glückliches Leben ist.

Aber wenn ein paar gefesselte Hände und ein Popo im Bild sind, macht man sich Sorgen um das Wohl der jungen Zuschauer?

Julia muss gehen, Laura Franziska auch

Wie dem auch sei, für eine Folge neun ist das noch immer keine wirkliche Aufregung. Die kommt erst, als die Jury den Kandidatinnen beim "Entscheidungswalk" erklärt, dass sie die Julia wegen ihres Gesundheitszustandes nach Hause schickt.

Die hatte nämlich eine Lungenentzündung, die einfach nicht besser werden wollte. Während Julia selbst die Entscheidung der Jury offenbar mit einer grossen Portion Gelassenheit nimmt, sind die anderen Kandidatinnen etwas durch den Wind.

Aber die Show muss ja weitergehen, zumindest für die meisten. Für Laura Franziska nämlich nicht, auch ohne Lungenentzündung. Am Ende sichern sich also neun Mädchen einen Platz in den Top Ten und können nun darauf hoffen, dass ihre Kinder später nicht verständnislos fragen: Topmodels? Echt jetzt? Warum?

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