Es sind nicht viele Erkenntnisse, die der Zuschauer beim diesjährigen "Topmodel"-Finale gewinnen konnte, aber immerhin gibt es welche. Ob es sich dafür gelohnt hat, gestern Abend etwas mehr als drei Stunden wach zu bleiben oder es zumindest zu versuchen, muss jeder selbst wissen. Für alle, die diese Frage schon vor dem Finale für sich mit "Nein!" beantwortet hatten, hier die Erkenntnisse des Abends und zwar alle drei.
- Erste Erkenntnis: Die haben dieses "Schwarz gegen Weiss, Team Thomas gegen Team Michael"-Ding wirklich bis zum Ende durchgezogen.
- Zweite Erkenntnis: Man kann aus Hin- und Herlaufen tatsächlich eine Fernseh-Show machen.
- Dritte Erkenntnis: Germany's next Topmodel wird man - oder auch nicht. Wer weiss das schon.
"Nur eine kann Germany's next Topmodel werden!" Echt jetzt?
Doch der Reihe nach: Man hat sich als Zuschauer ja schon ganz am Anfang gefragt, was dieser Team-Wettbewerb überhaupt soll. Denn wie
Umso gestellter erscheint es dann am gestrigen Abend auf Mallorca, dass am Ende noch genau ein Mädchen aus jedem Team für den grossen Showdown übrig bleibt. Und das, obwohl es noch zu Beginn des Finales vier zu eins für Team Schwarz stand. Schon verrückt, dieses Fernsehen.
Das müssen sich auch die jungen Herren gedacht haben, die die Mädchen zu Beginn der Show auf Sänften in die Arena tragen. Während bei Team Weiss nur Kim in der Sänfte sitzt, müssen die Träger von Team Schwarz mit Jasmin, Elena, Fata und Taynara gleich vier Models durch die Gegend wuchten. Ja, so hat an diesem Abend jeder seine Rolle, deshalb Augen auf bei der Berufswahl!
"Germany's next Topmodel": Heidi Klum begrüsst leere Ränge
Die Rolle von Heidi Klum ist indes von Anfang an klar: Stimmung machen. Im Glitzersternchenkleidchen kommt die Schirmherrin der Sendung auf die Bühne, klatscht die Menschen in der ersten Reihe ab und begrüsst die Zuschauer im Rund der Stierkampf-Arena: "Danke, dass ihr alle nach Mallorca gekommen seid!"
Mit "alle" meint sie dabei offensichtlich die paar Dutzend Zuschauer, die nicht irgendeine Familienangehörige im Finale stehen haben. Die Arena jedenfalls weist einige freie Plätze auf.
Doch die Stimmung sitzt und mit den Worten "Let the battle begin!" lässt Frau Klum den Kampf beginnen. "Battle" heisst an diesem Abend für die Finalistinnen vor allem eines: herumlaufen.
Da wird gewalkt, gelaufen, gestöckelt und gestelzt, was die Model-Beine so hergeben. Schliesslich geht es um 100.000 Euro, einen 250.000-Euro-Model-Vertrag, ein Auto und ein "Cosmopolitan"-Cover. Und nein, ein Messerset und ein Pfund Aal gibt es nicht noch obendrauf.
Asia-Wochen bei "Germany's next Topmodel"
Besonders originell ist bei dem ganzen Herumgelaufe der "Asia Walk". Als "asiatische Heldinnen" müssen die Models in Holzsandalen und japanisch anmutenden Kleidern über die Bühne laufen. Dazu machen sie Bewegungen, die sie wohl irgendwie für asiatisch halten. Zwischen Irak und Südkorea wird man das amüsiert zur Kenntnis genommen haben.
Das Ganze ist so authentisch wie die "Los Wochos" bei einem bekannten Burgerbrater, dazu ein wummernder Remix von David Bowies "China Girl", damit selbst der Einfältigste kapiert, dass hier gerade etwas Asiatisches im Gange ist. Ach, diese Fernsehmacher sind schon ein verrücktes Völkchen!
Während die Mädchen also den ganzen Abend herumlaufen, bewertet die Jury in Weinkenner-Manier deren Lauf-Leistungen. Heraus kommen dabei Sätze wie "Ihr seht alle aus wie Göttinnen" oder "Ich glaube, die Mädchen haben sich wirklich in die Kostüme reingefühlt". Offenbar nicht ganz so reingefühlt hat sich die Taynara, denn die 19-Jährige darf sich als Erste verabschieden.
Ene, mene, muh - GNTM 2016, das bist du
An der Entscheidung gibt es aber wirklich nichts zu meckern, schliesslich haben sich die drei Jury-Mitglieder eine ganze Werbepause lang Zeit zur Beratung genommen. Und so lichtet sich nach und nach das Finalistinnenfeld. Eine richtige Begründung, warum die oder die gehen muss, bekommen aber weder die Mädchen noch die Zuschauer.
Ein "Es tut mir so leid, du bist nicht weiter" ist schon ein bisschen dünn als Erklärung dafür, dass man gerade an 100.000 Euro, einem Model-Vertrag und einem Auto vorbeigeschrammt ist. Ein einfaches "Aus Gründen" oder ein "Weil halt" wären eine seriösere Begründung gewesen.
Aber keines der Mädchen fragt da mal nach. Für Jasmin scheint das Ausscheiden ohnehin Belohnung genug zu sein. Mit einem "Endlich vorbei!" verabschiedet sie sich Richtung Familie.
Am Ende also ist Kim dann diejenige, für die Heidi Klum am wenigsten keinen Grund gefunden hat, warum sie Germany's next Topmodel werden sollte. Weil halt.
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