Heidi Klum eröffnet die neue Staffel "Germany’s Next Topmodel" mit einem Statement. Darin wehrt sie sich gegen die Kritik, die sie immer wieder, besonders aber nach der vergangenen GNTM-Staffel, bekommen habe. Doch so richtig überzeugend ist Klums Statement nicht. Und auch nicht ganz ehrlich.
Wohooo! Nein? Probieren wir es noch einmal: Wohoooooooo! Immer noch nichts? Moment, da stimmt doch was nicht! "Germany’s next Topmodel" beginnt doch immer mit einem Wohoooooo! Dieses hochfrequente Sägen am Trommelfell, wenn sich
Also nimmt sich die Klum Schlagzeilen, die über ihre Show geschrieben wurden, vor und erklärt, warum die so nicht stimmen. "Verachtung, aber jetzt wenigstens divers", stand da etwa einmal geschrieben und die Klum meint dazu: "Das Thema Diversity liegt mir sehr am Herzen." Sie selbst komme aus einer anderen Zeit, in der man nach Hause geschickt worden sei, wenn man nicht in eine 34 passt. Gleichzeitig sagt die Klum aber auch: "Ich habe die Models früher auch anders bewertet als heute, weil das Schönheitsideal ein anderes war."
Da muss man aber doch mal fragen: Haben Sie, Frau Klum, uns dann etwa all die Jahre in Bezug auf Schönheitsideale Quatsch erzählt? Gesunden Menschenverstand soll es 2006 ja auch schon gegeben haben. Warum erzählen Sie, wenn Ihnen Diversity doch so am Herzen liegt, dann jetzt keinen Quatsch mehr? Weil, wie Sie sagen, sich "die ganze Branche Diversity auf die Fahnen schreibt und Curvy-Models in der Fashion-Szene mittlerweile zum guten Ton gehören"? Ist es also eher so ein Trend-Ding? Und was machen Sie, wenn die Diversity-Fahnen plötzlich wieder in eine andere Richtung wehen?
Heidi Klum: "Meine Models müssen nicht hungern!"
"Ist etwa alles nur gestellt?", lautet eine weitere Schlagzeile und Klum meint dazu: "Bei 'Germany‘s Next Topmodel' ist alles echt." Sie habe aber Verständnis, "wenn manche Kandidatin die eine oder andere Aussage im Nachhinein bereut". Klum hätte auch sagen können: den einen oder anderen Schnitt.
Ausserdem könne man, so Klum, "jederzeit aus der Show aussteigen". Es werde auch nicht manipuliert, wer stolpern soll, denn die Designer würden den kompletten Look der Kandidatinnen bestimmen. Das Gleiche gelte für das Body-Make-up. Es würden mitunter Beine, Fussrücken oder auch mal die Seiten der Füsse eingecremt vor einem Walk, "aber nicht die Fusssohlen".
Über die Ernährung in der Model-Villa sagt die Klum: "Meine Models müssen nicht hungern!" Ausserdem kaufe man den Models keine Zigaretten oder Alkohol. Und zum Vorwurf, die Show sei "Körperverletzung und Mobbing an jungen Frauen", sagt Heidi Klum in ihrem Statement. "Es ist selbstverständlich nicht in meinem Interesse, dass sich eine Kandidatin in meiner Show verletzt. Es werden keine Schuhe angesägt und es wird auch kein Laufsteg manipuliert. Im Gegenteil: Die Sicherheit meiner Kandidatinnen hat stets höchste Priorität", erklärt Klum und zeigt als Beweis eine Szene, in der sie eine Kandidatin nach einem Sturz fragt: "Hast du dir wehgetan?"
Bei "Germany’s Next Topmodel" müssen die Kandidatinnen also nicht hungern, sie werden nicht mit Zigaretten und Alkohol versorgt, Streits unter den Kandidatinnen werden nicht forciert, ihnen werden vor einem Walk nicht die Fusssohlen eingecremt, damit sie stolpern, bei einem Sturz wird nach Verletzungen gefragt, die aber ohnehin nicht im Interesse der Show liegen und man darf jederzeit aufhören, wenn man nicht mehr will. Hm. Irgendwie klingt das nicht nach grosser Fürsorge, sondern nach absolutem Mindeststandard.
GNTM: Wirklich nur die Suche nach einem Model?
Daher machen wir für 2023 doch einfach mal einen Gegenvorschlag, Frau Klum: Wenn all das wirklich nicht in Ihrem Interesse ist, dann lassen Sie in dieser Staffel doch einfach mal all die Szenen ungesendet, in denen die Kandidatinnen hinfallen, sich anschreien, Nervenzusammenbrüche erleiden, sich verletzen, umknicken, verarztet werden, heulen oder mit ihrem Schicksal hadern. Es geht Ihnen ja schliesslich nur um das Suchen und Finden eines Models, wie Sie selbst sagen: "Ich suche immer noch nach einem Model mit dem gewissen Etwas."
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Oder, zweiter Gegenvorschlag, sagen Sie doch einfach: Meine Güte, jetzt stellt euch doch nicht so an! Wir tun hier so, als würden wir ein Model suchen, machen aber eigentlich nur eine TV-Show. Die Sache mit dem "gewissen Etwas", Sie werden’s durchschaut haben, ist natürlich so beliebig gehalten, dass mir am Ende keiner was kann. Ob das schlussendlich die Uschi, die Laura oder die Jacqueline wird, interessiert ohnehin einen toten Frisör. Wir machen einfach ein bisschen Gaga und Peng für die Unterhaltung, damit wir die Zeit dazwischen mit Werbung für mich, meine Familie und ein paar Geldgeber aufschütten können, ich muss ja auch mal was Warmes essen. Würden wir einfach nur ein Model suchen, bräuchten wir das ganze Tamtam nicht, aber dann würde auch keiner zugucken.
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