Ungewohnte Bilder bei "Germany’s next Topmodel": Eine Kandidatin weigert sich, eine der "Challenges" zu absolvieren. Dabei war das Motto bisher doch immer: Solange Heidi Klums Name auf dieser Show steht, heisst "Nein" immer noch "Ja".
"In dieser Woche wird es für die Mädchen härter denn je", feixt
Aber das hier ist immer noch "Germany’s next Topmodel", eine Sendung, die sich in Staffel 16 nicht mehr spontan durch neue Ideen auszeichnen wird. Also ab an die dünnen Drahtseile auf dem Dach eines Hochhauses in Berlin.
Damit die Kandidatinnen dafür in der richtigen Stimmung sind, müssen sie zwei Ranglisten erstellen, wer in dieser Staffel die beste "Performance" und die angenehmste "Personality" besitzt. Das Spiel ist eine Leihgabe aus diversen anderen Trash-TV-Formaten, das natürlich nur einen Sinn hat: Konfliktpotenzial für den Rest der Folge schüren.
Soulin beispielsweise ist die Gewinnerin von "Performance", landet aber mit ihrer Persönlichkeit auf dem letzten Platz. Wie heisst es so schön: Glück im Spiel, Pech mit den Mitmenschen. Emotional ficht sie das nicht an - diesen Part übernimmt Romy, die als Kind schon gemobbt wurde.
"Germany’s next Topmodel" hat sie glücklicherweise daran erinnert. Auch Luca beginnt zu weinen. Was kann da helfen? Eine gute Freundin, Elisa steht ihr bei. "Das tut mir auch mega leid, aber das macht sie nur stärker." Manchmal ist es besser, keine Freunde zu haben.
Lieber kreischen statt rechnen bei GNTM
Die Stimmung ist also im Keller, was die beste Voraussetzung dafür ist, die Körper in die Höhe zu schleudern. "Es wird so scary, Leute!", kreischt Heidi Klum, die wahrscheinlich als einzige weiss, was das heissen soll. Zum Beweis schreit sie noch mal "Ahhhhh!!!".
Die Kandidatinnen von GNTM sind ähnlich begeistert: "Alter, wie hoch ist das bitte?", fragt eine. 122 Meter, um genau sein. Wer sich diesen lebensmüden Unsinn ausgedacht hat? Natürlich der Erfinder unerwünschter Geburtstagsgutscheine
Der kann den Frauen die Angst nehmen: "Es macht keinen Unterschied, ob man 50 Zentimeter über dem Boden hängt oder 122 Meter." Doch: 121,50 Meter, um ganz genau zu sein. Oder ganz praktisch erklärt: Aufschlag aus 50 Zentimeter Höhe - aufgeschürftes Knie. Aufschlag aus 122 Meter - aufgeplatztes Model.
Die Kandidatinnen von "Germany’s next Topmodel" sind aber nicht zum Rechnen, sondern zum Kreischen hier. Nur: Denen macht das sogar Spass. Luca, etwas bewegungslos, aber unbeeindruckt. Soulin: macht einen Salto. "Keines der Mädchen hat bis jetzt Höhenangst", fasst es Heidi Klum zusammen.
Das Stichwort für Linda. "Oh, die hat Angst!", erkennt Klum sofort. Blitzt da etwa so etwas wie Mitgefühl auf? Natürlich nicht: "Das Gesicht kannst du gleich nicht machen", sagt sie zu ihr. Lindas Mimik ist voller Panik, sie zittert am ganzen Körper. Stimmt, das würde auf den Fotos viel zu ehrlich aussehen. Das kann in einer Castingshow niemand gebrauchen.
Aufstehen, zerschmetterte Knochen richten, weitermachen
Linda ist derweil mitten in der nächsten Panikattacke: "Ich will nicht höher, Mann!", herrscht sie Jochen Schweizers Mitarbeiter an. "Ich will nicht", fordert Linda noch einmal. Heidi Klum ist so irritiert ob der Widerworte, dass sie sagt: "So wär das bei mir auch. Ich versteh das auch." Ja, und warum müssen dann diese armen Frauen in jeder Staffel diesen Unsinn mitmachen?
Lange hält das Mitleid nicht an: "Schiessen wir die nächste!", fordert die Klum. Aufstehen, zerschmetterte Knochen richten, weitermachen. Romina ist dran und derart ängstlich, dass sie nach dem Shooting die Beine nicht mehr bewegen kann. Sanitäter müssen sie behandeln.
Dann doch lieber zurück zu Linda, die neigt zwar auch zu Panikattacken, kann aber wenigstens aus eigener Kraft stehen. "Linda, das ist deine zweite Chance, die nutzt du jetzt!", brüllt Heidi Klum sie an. Die hängt erneut in den Seilen, hyperventiliert, die Arme zittern. "Ich will das nicht machen", sagt sie noch einmal und wird heruntergeholt.
Was noch lange nicht heisst, dass die Klum aufgibt, wäre ja gelacht, wenn bei "Germany’s next Topmodel" noch jemand so etwas wie eine eigene Meinung entwickeln würde. "Ich dachte, du kommst noch!", sagt sie zu Linda. Die verneint. "Ich geb dir noch eine Chance!", lockt Klum. Linda schüttelt den Kopf.
Wie, passiert hier gerade bei "Germany’s next Topmodel" etwas, was eigentlich nicht zum Vokabular einer Castingshow gehört, weil hier per se "Nein" immer "Ja" bedeutet? Ist das der Moment, in dem zum ersten Mal couragiertes und selbstbestimmtes Handeln belohnt wird?
Natürlich nicht: "Du weisst, was das bedeutet?", fragt Heidi Klum. Sie wirft Linda aus der Show. Wer würde sonst in Zukunft noch bei diesen abstrusen Aufgaben mitmachen, die absolut nichts mit dem Alltag eines Models zu tun haben? Eben - niemand.
Schlittern im Hamsterrad
Damit die Aufmüpfigkeit nicht auf den Rest der Belegschaft abfärbt, muss der auf den Laufsteg, es ist schliesslich noch niemand gestolpert. Nach der Wasser-Schlitter-Nummer der letzten Woche spielen die Kandidatinnen diesmal "Ninja Model Germany", selbstverständlich in High Heels.
Über die Wippe stolpern - Pose. An der Rutsche abstürzen - Pose. Durch das gar nicht so sprichwörtliche Hamsterrad fallen - Pose. Ex-Kandidatin Rebecca Mir soll helfen, ist aber schwanger und somit nicht sehr Ninja-tauglich. Trotzdem gelingt das den Kandidatinnen erstaunlich gut.
Nur war das so natürlich nicht geplant. Wozu baut das Team von GNTM denn einen Parcours auf, wenn keiner hinfällt? Wie sollen am Ende Frauen aussortiert werden? Etwa anhand ihrer tatsächlichen Model-Fähigkeiten? Das kann, das darf nicht sein!
Gut, dass Mareike einen lädierten Knöchel hat. An der Wippe: fast gestürzt. Auf der Rutsche: wackelig. Im Hamsterrad: umgeknickt, Zeh aus dem Schuh gerutscht. Na also, geht doch. Beziehungsweise nicht. Sie muss GNTM verlassen. Haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss. Rutscht er dir aus dem High Heel, bist du wahrscheinlich Kandidatin bei "Germany’s next Topmodel".
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.