Was dem Sheriff sein Stern und dem Superhelden sein Umhang, das ist einem Model, na klar: die Sedcard. Die ist quasi Arbeitserlaubnis, Visitenkarte und Teilnehmerurkunde in einem. Um so eine Sedcard zu bekommen, braucht es für die "Germany's next Topdmodel"-Models in Folge sechs eigentlich nicht viel: ein Shooting, eine Unterhose und ein Schildchen. Ach ja, ein Gesichtsausdruck wäre auch nicht schlecht. Fragen Sie mal Kandidatin Elsa.

Christian Vock
Eine Kritik
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In der vergangenen Woche zelebrierte Heidi Klum ihre grosses Umstyling, doch für Klum ist der Umstand, sich in einer Trash-TV-Show die Haare abschneiden zu lassen, nur ein Schritt von vielen in einer seriösen Model-Ausbildung: "Um im Model-Business durchstarten zu können, fehlt aber noch etwas", erklärt die Klum und da wollen wir doch mal gucken, was uns die Katze in Folge sechs vor die Tür gelegt hat.

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Klum kann das Geheimnis ohnehin nicht lange für sich behalten: "Die Sedcard. Die Visitenkarte eines Models." Okay, denkt sich der GNTM-unerfahrene Zuschauer, aber für sowas gibt's doch günstige Online-Druckereien, wozu eine ganze TV-Show für eine Visitenkarte? Da können alle Topmodel-Connaisseure natürlich nur müde lächeln. Für alle anderen ein kurzer Crashkurs, was man in 17 Staffeln bei "Germany's next Topmodel" alles über die Sedcard gelernt hat.

Fotos fürs Heidini-Album

Eine Sedcard ist so etwas wie ein persönliches Panini-Album, in das man seine schönsten Model-Fotos kleben kann. Der einzige Unterschied zum Original: Bildchen tauschen ist hier eher unüblich. Aber lassen wir die Chefin doch lieber selbst erklären: "Sie wird an alle Kunden verschickt und hat somit einen grossen Einfluss auf Casting-Einladungen." Danke, doch Frau Klum erzählt nicht die ganze Geschichte.

Denn bei "Germany's next Topmodel" arbeitet man mit einer ganz besonderen Form des Sedcard-Panini-Albums: dem Heidini-Album. So ein Heidini-Album hat im Vergleich zum normalen Sedcard-Panini-Album aus der Realität nämlich noch ein paar Zusatzfeatures. Zum einen natürlich das Sedcard-Shooting, bei dem die Klum wieder jemanden rausschmeissen kann. Dann hat es auch nicht den angeblich so grossen Einfluss auf Casting-Einladungen, denn bei GNTM geht die Produktionsfirma da doch recht deutlich in einladungserleichternde Vorleistung.

Und so ein Heidini-Album ist auch nicht unbedingt dafür da, um es dem Kunden zu zeigen, sondern um es in der Model-Villa zu vergessen. Das bedeutet nämlich wiederum ein bisschen Tinte für die GNTM-Geschichtchen. Ein sogenannter Minutenfüller. Da kann sich die Klum nämlich erst gestenreich beim Kunden entschuldigen, im Anschluss die strenge Lehrerin spielen und wenn es ganz gut läuft, kann man das vergessene Heidini-Album noch als Grund für einen Rauswurf aus der Show präsentieren.

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Sedcard-Shooting: halbnackt mit Schildchen davor

Doch zurück zum Sedcard-Shooting. Für das hat sich die Klum gedacht: Weniger ist weniger mehr, als vielmehr weniger. Deshalb schickt sie die Damen nur mit einer Unterbuxe vor die Kamera, das Intimste dürfen die Kandidatinnen mit einem Schild verdecken, auf das sie ihre wichtigsten Daten geschrieben haben. Also die Körpermasse natürlich und nicht etwa Bildungsabschluss oder Hobbys. Doch bevor die Damen ihr Heidini-Album eröffnen, haben sie noch einen Job im Job zu erledigen.

Für den müssen sich ein paar der Models um den Kühlschrank eines Werbepartners gruppieren, sich einen kalten Kaffee schiessen und diesen dann so lange während eines Nonsens-Gesprächs trinken, bis die vertraglich vereinbarten Werbeminuten abgelaufen sind. Ja, auch die Klum will sich mal was Warmes zum Essen leisten können. Da ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, wenn ihre Auszubildenden mal einen Plastikpott mit Kaffee in die Kamera halten. Wir sind ja nicht bei der Heilsarmee.

Die eigentliche Geschichte des Heidini-Album-Shootings ist dann schnell erzählt. Vivien macht es laut Klum am besten, hat also quasi das seltene Viererbild mit Glitzer in der Tüte gehabt. Für Coco, Elsa und Jülide läuft es hingegen nicht so gut. Sie werden nach dem Shooting vor die heilige Klumquisition geführt, von der Jülide dann nach kurzem Prozess nach Hause geschickt wird.

Ida wirbt jetzt für Unterwäsche

Das Nicht-mehr-so-sehr-Model verpasst so die Chance auf den ersten Job. Der führt ihre Ex-Konkurrenz zu einem italienischen Dessous-Hersteller und der – da brat mir doch einer einen Storch – ist ausgerechnet der Hersteller, für den auch die Klum mit ihrer Tochter in Werbefilmen in einem Schlüppi herumläuft. Und Werbepartner von "Germany's next Topmodel" ist er auch noch! Wie klein die Welt doch ist. Aber der Hammer kommt erst noch, denn für das Shooting "wurden gleich alle meine Models eingeladen", wie die Klum erklärt. Es ist aber auch verrückt.

Der Chef des Ganzen stellt sich dann auch gleich vor: "Ich bin Matteo Veronesi, der weltweite Geschäftsführer von Intimissimi. […] Wir sind eine italienische Modemarke und führend in der Korsett- und Dessousbranche." Übersetzt heisst das: Der Mann verkauft Unterhosen. Und damit das noch besser läuft, sucht er ein "Marken-Gesicht" für die neue Fashion-Kollektion, wie die Kommunikationsmanagerin für Deutschland erklärt.

Für diese Suche sollen die Damen einen Walk machen und für die Sichtbarkeit des Produkts ein bisschen mit der Unterwäsche spielen. Also jetzt nicht Verstecken oder so etwas, gemeint ist eher ein spielerisches Herumzöbbeln am Textil. Nach dem Walk bekommen die Models Fragen gestellt, die intellektuell nah an Fussballer-Spielfeldrand-Interviews sind, die Antworten allerdings noch näher. Doch auch hier wollen wir es kurz machen. Wie sich herausstellt, ist Ida das gesuchte Unterhosen-Marken-Gesicht.

Elsa muss nach Hause fahren

Für den Schluss hat die Klum sich noch ein GNTM-Quiz ausgedacht, was aber eher wie ein menschliches Scrabble auf LSD aussieht, weil die Damen als verkleidete Buchstaben die Lösungswörter auf dem Laufsteg präsentieren sollen. Dafür hat die Klum extra die ehemalige GNTM-Teilnehmerin Rebecca Mir eingeladen. Ja, da versprechen sie dir eine Karriere als Model und am Ende hilfst du mit, neuen Kandidatinnen eine Karriere als Model zu versprechen. Das klingt nach irgendwas zwischen Veteranen-Hilfswerk und Endlos-Schleife.

Wie auch immer, die Mir ist jedenfalls nicht ohne Funktion angereist. Sie soll der Klum bei der Entscheidungsfindung zur Hand gehen. Und da ist ihr bei Kollegin Elsa etwas aufgefallen: "Ich finde halt, dass bei dir die Mimik fehlt." Was? Komplett? Ein Schlag ins mimiklose Gesicht! Die Klum relativiert noch ein bisschen, dass eine Mimik bei Elsa zwar grundsätzlich vorhanden sei, aber nicht, wenn's drauf ankommt. Und so bekommt Elsa in Folge sechs nicht nur kein Foto von Klum, sondern auch die Chance genommen, ihr Heidini-Album voll zu bekommen. Tauschen ist ja nicht.

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