In Folge fünf geht es für die Damen bei "Germany's Next Topmodel" am Donnerstagabend zu ihrem ersten Fotoshooting. Dabei müssen sie kurz hintereinander weinen und lachen. Alles, was sie dafür brauchen, sind Äpfel, Zwiebeln und einen schlechten Ratschlag von Heidi Klum.

Christian Vock
Eine Kritik
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Beginnen wir die fünfte Folge von "Germany's Next Topmodel" mit einer guten und einer schlechten Nachricht für die Models. Na gut, dann also die schlechte Nachricht zuerst: Es werden wieder weniger Kandidatinnen. Die gute Nachricht: Es werden wieder weniger. In Folge eins startete Heidi Klum mit 100 Bewerberinnen, die sie auf 49 Models einkochte. In Folge drei halbierte sie die Kandidatinnen – oder vielmehr deren Anzahl – noch einmal und so geht die Klum nun mit 26 Models in Folge fünf.

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In der dürfen allerdings nur fünf Models nicht mehr weiter mitmachen. Zum Glück, denn hätte Klum das Teilnehmerinnenfeld im selben Tempo weiter reduziert, wäre man in knapp vier Wochen durch gewesen. Aber es gibt einfach zu viele Werbepartner, Designer, Ex-Models, Schauspieler, vor allem aber zu viele Heidi Klums, die in Heidi Klums Show dabei sein wollen. Also immer langsam mit den jungen Models.

Service-Wüste GNTM

Und weil diese jungen Models natürlich für ihre, wenn auch befristete, Zeit irgendwo unterkommen müssen, wo man sie und ihre Social-Media-Kanäle unter Kontrolle hat, hat die Produktion da was arrangiert und das ganze "Modelhaus" genannt. Das ist im Grunde ein hallenartiges Ein-Zimmer-Appartement mit lauter Hochbetten, in das man allerlei Möbel im angesagten Cosy-Style geschossen hat.

Den Models gefällt's, vor allem der Geruch. "Es riecht auch alles so neu", findet Stella, was auch Jule aufgefallen ist: "Es hat alles nagelneu gerochen." Die Produktion hat also nicht gebraucht gekauft und die Damen wollen sogar ein "Gym" im Modelhaus entdeckt haben, weil in einer Ecke zwei Trimm-dich-Räder stehen. Und diese Extravaganzen haben einen Grund: "Bei der Einrichtung des Modelhauses war es mir wichtig, dass keine Wünsche offen bleiben. Und dazu gehören auch genügend Äpfel!"

Andernorts hätte man sich vielleicht über so einen Satz gewundert, bei "Germany's Next Topmodel" aber nicht. Noch nicht einmal deswegen, weil Klum keine Wünsche offen lassen wollte, ohne die Wünsche der Damen überhaupt zu kennen. Vielleicht hätte ja jemand gerne eine goldene Klobrille gehabt, Tee mit Maracuja-Salzbrezel-Geschmack oder einfach nur ein Einzelzimmer. Aber alles, was sie stattdessen bekommt, ist ein oller Apfel. Service-Wüste GNTM.

Models reisen zurück in die Zukunft

Richtig viele Äpfel können die Models aber gar nicht essen, denn die Klum bläst schon zum ersten Fotoshooting. Das ist aber nicht nur ein Fotoshooting, sondern ein Fotoshooting mit "Shootout". Bei diesem Fotoshooting-Shootout sollen immer zwei Models gefotoshootet werden, wegen des Shootouts shootet Klum dann aber die Schwächere der beiden Geshooteten ins Out. Bevor wir ganz weich in der Birne werden: Immer zwei Models werden gemeinsam fotografiert, wer auf dem Bild weniger modeliger guckt, verliert.

Die Verliererin wiederum hat nicht nur das Pech, verloren zu haben, sondern darf auch nicht mit auf die Bilder der "Marketing-Kampagne". Die "Marketing-Kampagne" ist nichts anderes als die Werbung, die die Show für sich selbst macht. Die Damen werden bei dieser Kampagne also zurück in die Zukunft reisen, denn die Marketing-Kampagne wird die Show beworben haben, in der die Models aus der Marketing-Kampagne gerade sind, als sie für die Show in der Marketing-Kampagne geworben haben werden. Alles klar?

Gut, einen Ausfall Ihrerseits können wir uns auch nicht leisten, denn beim Fotoshootingshootout ist schon genug los. Die Damen sollen nämlich gleich zwei Emotionen zeigen, zum Glück nacheinander. Erst wird geweint, dann wird gelacht. Eine gute Emotionsauswahl, liegen Weinen und Lachen doch nah bei einander. Beide Wörter haben zum Beispiel sechs Buchstaben. Um aber überhaupt weinen zu können, haben die Models drei Möglichkeiten: Entweder sie nutzen den Sack Zwiebeln, den die Klum mitgebracht hat oder sie suchen in ihrer Biografie nach einem traurigen Moment – oder beides.

Kandidatin von Emotionen überwältigt

"Dass wir alle irgendwie weinen müssen, das habe ich überhaupt nicht kommen sehen", gesteht Kandidatin Eva bezüglich der Aufgabe, aber wie hätte sie das auch? Sonst weinen die Models ja immer nur einzeln, wenn sie sich etwa auf dem Laufsteg langmachen oder die Staffelzicke zu jemandem gemein war oder umgekehrt. Dass bei "Germany's Next Topmodel" alle weinen müssen, kennt man tatsächlich nur von den Zuschauern.

Aber Eva bekommt es trotzdem hin, weil sie an ihre Mutter denkt, die vor kurzem an Krebs gestorben ist und wenn es einen Ort gibt, an dem man den Tod der eigenen Mutter verarbeiten sollte, dann ist es ja wohl "Germany's Next Topmodel". Kandidatin Svenja hingegen ist von derartigen oder anderen Schicksalsschlägen bisher verschont geblieben. "Ich bin sehr privilegiert aufgewachsen", erzählt sie und ergänzt, sie habe "alles bekommen, was ich haben wollte." Vielleicht wäre das ja ein Grund zum Weinen, aber Svenja hackt lieber auf den Zwiebeln herum.

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Bei Magdalena läuft es beim Weinen wesentlich besser – im wahrsten Sinne des Wortes. Es läuft sogar so sehr, dass sie den Fotografen um ein Taschentuch bittet, damit er nur Flüssigkeiten aus den Augen, nicht aber aus der Nase auf dem Bild hat. Doch plötzlich, gerade als Heidi Klum ihr den Tipp gibt "Magdalena, versuch ein kleines bisschen hübscher zu weinen!", kippt die junge Frau kontrolliert nach hinten weg. Die Sache mit den Emotionen habe ihr auf den Kreislauf geschlagen, erklärt Magdalena, als sie wieder im Lot steht.

Besser besser als sehr gut

Irgendwann hat die Klum dann ihre Truppe für die Marketing-Kampagne beisammen und dass das alles andere, als ein leichter Job wird, weiss Kandidatin Svenja: "Wer denkt, dass Modeln einfach ist, ist auf jeden Fall auf 'nem ganz falschen Holzweg." Damit die Models aber auf dem richtigen Holzweg sind, hat Heidi Klum einen Hinweis für das Shooting: "Heute ist es ganz gut, wenn man sich gut bewegen kann." Ein wertvoller Tipp, aber eigentlich ist es generell gut, wenn man sich gut bewegen kann. Jeder, der schon mal einen steifen Nacken hatte, weiss das.

Das Ergebnis der Marketing-Kampagne kann man inzwischen auf allen Plakatwänden der Republik sehen, bleibt in dieser Folge nur noch der "Entscheidungswalk". Dazu ziehen die Models Schmetterlingskostüme an, aber nicht so Billo-Fummel von KiK oder TEDi, sondern natürlich von einem der besten, schönsten und geschicktesten Designer der Welt.

Deswegen sieht die Verwandlung zu Schmetterlingen auch nicht aus wie Kinderschminken, sondern wie ganz grosse Designkunst. Der Rest ist dann weniger gross, sondern eher GNTM-Business as usual: Die einen Damen laufen gut, die anderen Damen nicht so und am Ende siebt die Klum aus, wen sie nicht mehr dabei haben will.

Dass die Klum bei den Begründungen für einen Rauswurf gerne ein bisschen schludert, ist bekannt. Am gehaltvollsten ist da noch folgende Begründung: "Ihr seid alle gut", erklärt Klum einer Gruppe Kandidatinnen und fährt fort: "Aber gut gewinnt nicht! Sehr gut gewinnt!" Das klingt klug, ist aber leider falsch. Nicht "sehr gut" gewinnt, sondern "besser".

Denn man kann lediglich gut sein und trotzdem gewinnen, weil die anderen schlechter waren. Und man kann sehr gut sein und verlieren, weil ein anderer eben besser war. Klum muss also dringend an ihren Tipps arbeiten. Nicht, dass sie ihren Models Quatsch erzählt. Für die Kandidatinnen Marie, Leila, Angelina, Marlene und Jess wird die Tipp-Überarbeitung aber zu spät kommen, sie sind raus.