Gerade erst haben die GNTM-Frauen in der Donnerstagsfolge ihren ersten Ritt auf einem Laufsteg absolviert, da müssen am Mittwochabend die Männer ran. Doch während sich die Damen in langen Kleidern verheddern durften, brauchen die Herren lediglich Klamotten von Karl Lagerfeld.
"Heute erwartet meine Models eine Hommage an den grössten Designer aller Zeiten", verspricht
Aber Klum lässt sich nicht von Details beirren und hat eine Fashionshow für ihre männlichen Models arrangieren lassen und damit das Ganze ein bisschen hommagiger wird, einen ganz besonderen Gast ausgesucht, der sich auch gleich der Model-Truppe vorstellt: "Herzlich willkommen bei 'Germany's Next Topmodel'. Ich heisse Hun Kim und bin Creative Director bei Karl Lagerfeld", erklärt Hun Kim und bekommt bereits dafür Applaus von den Kandidaten. Man kann sich vorstellen, wie viel Applaus Karl Lagerfeld bekommen hätte, hätte er sich mit "Ich heisse Karl Lagerfeld und bin Karl Lagerfeld bei Karl Lagerfeld" vorgestellt.
Aber wenn die Models glücklich sind, sind wir es auch. Dummerweise scheint auch Hun Kim ein sehr glücklicher Mensch zu sein. Jedenfalls ist er zu allen Models freundlich, es gibt keine fiesen Bemerkungen und keine Belehrungen, dass ein Model nicht über die Klamotten zu urteilen habe. Damit passt er eigentlich gar nicht rein bei "Germany's Next Topmodel", stattdessen plaudert er mit den Male-Models, fragt nach ihrem Beruf und anderen persönlichen Details und damit wären wir beim Kern von Folge vier.
Worum es in GNTM-Folge vier eigentlich geht
Denn die ist natürlich keine Hommage an Karl Lagerfeld. Nein, Folge vier gibt es aus zwei Gründen, mit ein bisschen gutem Willen aus drei. Grund Nummer eins ist, ein paar Geschichten zu erzählen, um die Kandidaten besser kennenzulernen. Deshalb fragt Herr Kim während der Anprobe ja auch nach Persönlichem. Und Grund Nummer zwei ist, zu erzählen, wie toll das alles hier gerade ist und damit geben wir das Wort an die Models.
Denn wie der Zufall so will, ist der Kameramann ausgerechnet dann zur Stelle, als sich zwei Models über die anstehende Show unterhalten. "Ich find, das ist die absolute Ehre einfach, dass wir einen Designer von Karl Lagerfeld einfach hier haben und die Klamotten tragen dürfen", staunt das eine Model und das andere stimmt zu: "Ich find das auch unglaublich, direkt am zweiten Tag, dass wir wirklich schon in diese Kleidung gesetzt werden von einer Ikone, Fashion-Ikone." Ja, man muss auch mal Glück haben als Kameramann.
Aber es gibt auch noch andere Stimmen. "Ich finde, der Designer hat eine total coole Aura", findet etwa Marcel. "In keiner Staffel war es so krass, dass die erste Show für so jemanden Berühmten war und ich glaube, etwas Besseres könnte es gar nicht geben", ergänzt Kevin und Jona freut sich: "Wir haben jetzt das Privileg tatsächlich für Karl Lagerfeld zu laufen." Bei so viel Freude will man nicht kleinkariert erscheinen, aber streng genommen laufen die Models nicht für Karl Lagerfeld, sondern für Heidi Klum und ProSieben. Die Models haben lediglich das Privileg, dort kostenlos Werbung für Karl Lagerfeld zu machen. Aber dazu: herzlichen Glückwunsch!
"Der hat aber auch 'nen Stock im Arsch"
Aber kommen wir zurück zu Grund Nummer eins, den Gesichtern. Hier hat sich die Produktion etwa für Pierre entschieden. Der arbeitet in einer Bank und erzählt, dass er noch einen drei- und einen fünfjährigen Bruder hat, die er gerne mag. Ob Samuel Brüder hat, erfahren wir nicht, aber dafür, dass er 2019 bei einer Geburtstagsparty mit einem Messer niedergestochen wurde. Dass wir das nun wissen, haben wir übrigens Designer Kim zu verdanken, der das wohl irgendwie schon wusste und Samuel darauf anspricht. Es ist schon verrückt, wie hellsichtig manche Designer sind.
Aber es ist gut, dass Herr Kim diese privaten Geschichten ans Tageslicht bringt. Denn bei den späteren Castings der Models ist ja das Aussehen nicht so wichtig oder ob du geradeaus über einen Laufsteg gehen kannst, ohne dich festzuhalten. Nein, wenn du bei einem Casting keinen dreijährigen Bruder vorzeigen kannst oder eine Stichverletzung kannst du eigentlich direkt wieder gehen. Da sind die knallhart.
Daher lassen Sie sich von den Geschichten der Models nicht zu der Annahme verleiten, "Germany's Next Topmodel" sei womöglich gar keine Modelsuche, sondern bloss eine TV-Unterhaltungsshow. Das kann alleine deshalb schon nicht sein, weil sich die Kandidaten ja sonst bei einer Modelagentur beworben hätten und nicht beim Fernsehen.
Und nachdem die ersten Geschichten erzählt sind, stiefeln sie los, die Männer-Models und Heidi Klum und Gast-Jurorin Eva Herzigová geben ihre Kommentare ab. Der eine ist zu langsam, ein anderer wackelt zu arg mit dem Hintern, ein dritter macht zu kleine Schritte, wieder ein anderer läuft mit zu viel Lippeneinsatz und bei einem ganz anderen entdeckt Klum sogar einen geheimen Stauraum: "Der hat aber auch 'nen Stock im Arsch", stellt Klum fest, aber das ist eben das Problem bei High Fashion. Da kann man von aussen nie ganz einschätzen, ob das nun ein Unfall ist oder ob das so soll.
Was hätte Karl Lagerfeld von seiner Hommage gehalten?
Aber auch das Model mit dem Stock im Arsch kann sich irgendwann wieder hinsetzen, denn: "Es war nicht einfach, aber wir haben eine Entscheidung getroffen", stellt die Klum nach intensiver Beratung fest und das ist schön, denn bislang war das Klums einziger Job in der Folge. Ansonsten hat sie nur die Arbeit der anderen kommentiert.
Vielmehr als eine Entscheidung getroffen zu haben, kommt dann aber auch nicht von der Klum, die meisten Models, die rausfliegen, müssen sich mit der Begründung zufriedengeben, man könne ja nicht alle mit ins Modelhaus nehmen.
Aber eine Begründung wäre sowieso nur reine Höflichkeit gewesen, denn mit dem Rauswurf haben die Ausgeschiedenen ihren Job erfüllt und damit der Folge ihren dritten Existenzgrund gegeben. Und Karl Lagerfeld? Dem wäre das alles so was von wurscht gewesen.